Bangen um das Riedener Freibad

  • Highlife im Freibad Rieden an einem heißen Julitag im Sommer 2025. Das lauschig gelegene Bädle wird von seinen großen und kleinen Stammgästen sehr geliebt. Trotzdem ging es in den vergangenen Jahren mit den Besucherzahlen stetig bergab. Foto: Beatrice Schnelle

Am Freitagabend war der Rathaussaal in Uttenhofen brechend voll. Viele Rosengartener sorgen sich um die Zukunft des kleinen Freibads in Rieden. Fest steht: Der 2006 geschlossene Vertrag zwischen den Haller Stadtwerken als Betreiber und der Gemeinde läuft Ende 2026 aus. Ab 2027, zum 90. Geburtstag des Traditionsbads, will der Energieversorger nicht mehr zu den bisherigen Konditionen weitermachen. Wie bei anderen Bädern auch, wolle das Unternehmen künftig kein Defizit mehr tragen, stellte Bürgermeister Julian Tausch klar.

100.000 Euro Abmangel – also den Fehlbetrag zur kostendeckenden Bewirtschaftung – zahlt die Gemeinde derzeit jährlich an die Stadtwerke. Bei einer Fortführung könne sich diese Summe mehr als verdoppeln, ließ Tausch im Lauf des Abends durchblicken. Konkrete Zahlen wollte er nicht nennen. Diese seien Gegenstand der Verhandlungen und nicht spruchreif. Als zweite Option sprach der Rathauschef eine Lösung an, die er ausdrücklich nicht favorisiert: Die Gemeinde könnte das Freibad komplett in Eigenregie betreiben. Zum Dritten – und darum ging es an diesem Abend in der Hauptsache – könnte ein Bürgerverein den Fortbestand des Freibads mit Unterstützung der Gemeinde in die Hand nehmen.

Andernorts hat das schon funktioniert: Im Waldbad Gelbingen ermöglicht seit 1998 ein Förderverein den Betrieb, in Geifertshofen ist das Konzept seit 2004 erfolgreich, im Mainhardter Freibad hilft die DLRG tatkräftig mit. In Gschwend bemüht sich die Verwaltung derzeit um die Rettung ihres Hallenbads auf ehrenamtlicher Basis.

Keinen Verein, aber eine „lose Gruppe“ von 15 Personen um Initiatorin Gabi Gwinner gibt es in Rosengarten bereits. Karsten Dyba stellte die „Freibadfreunde“ vor, warb um Mitstreiter, blieb aber realistisch: „Zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich nicht, dass ein Freibadverein das so ad hoc alleine stemmen kann“, so Dyba. „Das wäre eine Entwicklung.“ Der Westheimer brachte unter anderem eine Kooperation mit der Nachbargemeinde Michelbach ins Spiel, wo das ebenfalls von den Stadtwerken betriebene Hallenbad auf der Kippe steht. Entsprechende Gespräche hätten gezeigt, dass es eine solche Zusammenarbeit nicht geben werde, sagte Tausch dazu.

Martin Ney, Vorsitzender des SV Rieden, machte deutlich, sein Verein plane derzeit zwar keine eigene Schwimmabteilung, sei aber offen, eine solche zu gründen, um einen Freibadverein organisatorisch zu unterstützen. „Sachen zu wollen ist das eine, aber etwas dafür zu tun, ist etwas anderes“, mahnte Ney und forderte die Bürger auf, Verantwortung zu übernehmen: „Ohne Sie geht es nicht.“ Sein Seitenblick auf die vielen Gäste sorgte für betroffenes Gelächter: „Wenn Gelbingen 40 Leute hat, die ihr Bad stemmen, dann müssten wir mit 120 Leuten hier doch auch was schaffen.“ Meta Schoch, Vorsitzende des DLRG-Bezirks und der Ortsgruppe Mainhardt, klärte über den Erwerb des DLRG-Abzeichens in Silber auf, das für die Badeaufsicht qualifiziert. Die Kosten werde die Rosengartener Bürgerstiftung für die Absolventen übernehmen, bot Tausch an.

Gabi Gwinner und ihre Freibadfreunde hatten im Sommer mehrfach den seit zwei Jahren brachliegenden Kiosk geöffnet und gespendete Kuchen verkauft. Der fehlende Zugang zu Freibad-Pommes und Co. gilt vielen als Hauptgrund für die sinkenden Besucherzahlen. Während 2004 noch 25.000 Badegäste kamen, waren es von 2008 bis 2013 im Schnitt 18.000 pro Jahr. 2025 waren es nur 11.000 Besucher. Unerwähnt als möglicher Grund dafür blieb die Konkurrenz in Gaildorf: Dort hat im Sommer das sanierte Mineralbad mit einem riesigen Spaßangebot neu eröffnet.

„Das Freibad Rieden ist ein Stück Heimat für viele von uns. Es hat Generationen begleitet, und ich wünsche mir sehr, dass wir es gemeinsam für die Zukunft erhalten können“, betonte Bürgermeister Tausch. Bei der nächsten Infoveranstaltung würden dann auch Vertreter der Stadtwerke dabei sein, kündigte er an.

Freizeit Beim Infoabend in Rosengarten wurde klar: Das Traditionsbad braucht bürgerschaftliches Engagement. Der für die Gemeinde günstige Vertrag mit den Haller Stadtwerken läuft 2026 aus.

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