Rinderzucht Die Jungviehprämierung auf der Muswiese erfreut sich großer Beliebtheit. Dass es sie noch gibt, ist aber nicht selbstverständlich.
Die Bedingungen waren gestern perfekt: Die Oktobersonne beschien den Platz hinter der Reithalle, der so fein hergerichtet war, als würden gleich edle Rösser zum olympischen Dressurfinale herangeführt. Der Bauhof von Rot am See hatte ganze Arbeit geleistet. „Wir sind nochmal mit der Egge drübergefahren“, sagte Ortsbaumeister und fügte schmunzelnd an: „Wir verbessern uns jedes Jahr.“
Apropos jedes Jahr: Der Publikumszuspruch ist und bleibt phänomenal. Von alten Züchtern über Schüler der Eugen-Grimminger-Schule und ganz normales Jahrmarktspublikum mit Freude an der Tradition, bis hin zu fast schon professionellen Tippern der Prämierungsergebnisse, war wieder alles vertreten und zugewandt dabei.
Dass dem so ist, sichert diese schöne, ruhige, gesellige Veranstaltung auf der Muswiese. Denn ihr Fortbestehen ist alles andere als selbstverständlich. Allerorten sterben die traditionellen Prämierungen. „Viele Betriebe in der Region haben aufgegeben“, sagte Thomas Klenk, der Vorsitzende des Rinderzuchtvereins Kreis Schwäbisch Hall. „Es bleiben letztendlich nur die großen Betriebe. Und die haben so viel Arbeit, dass sie eigentlich nicht überlegen müssen, ob sie auch noch zu einer Prämierung fahren.“ Man frage sich manchmal schon, warum man sich das noch antue.
Im Fall der Muswiese ist’s klar: Weil die Öffentlichkeit eben großen Anteil nimmt, weil es Applaus und Anerkennung für gute züchterische Leistungen gibt – das tut gut. Dieses Jahr haben auch Betriebe aus dem Bereich des Rinderzuchtvereins Main-Tauber geholfen, die Jungviehprämierung zu bewahren, indem sie Rinder auftrieben. „Nur aus unserem Gebiet hätten wir nicht mehr genügend Tiere zusammenbekommen“, so Klenk.
Sieben Betriebe haben am Dienstag 30 Rinder nach Musdorf gebracht. Zu Beginn und während der Vorführung gab es kurz brenzlige Situationen: Zwei Tiere büxten aus und zeigten ihr Temperament. Nur mit Mühe waren sie wieder einzufangen. Mindestens zwei Autos nahmen leichten Schaden.
Ansonsten machten die Tiere den eingangs beschriebenen Pracht-Bedingungen alle Ehre: Sowohl die Preisrichter Reinhold Haag und Dieter Mebus als auch Otto Kurz, der Geschäftsführer des hiesigen Rinderzuchtvereins, der mit Thomas Klenk moderierte, sprachen von „Top-Rindern“. Und dabei fielen natürlich wieder solche Sätze voller Züchter-Poesie, die Fans der Jungviehprämierung so gern hören: „Ein sehr schönes, ausgeglichenes Rind mit feinem Bein und schönem Winkel im Hinterfuß.“ Oder: „Dieses Rind hat uns extrem gut gefallen. Vor allem die Oberlinie – kein Senkrücken, nichts.“
Bei den jüngeren Tieren gab es einen Heimsieg: Es gewann eine Megastar-Tochter der Familie Meinikheim aus Oberwinden mit, na klar, „Top-Fundament“. Bei den älteren, bereits trächtigen Tieren setzte sich eine elegante Huraxdax-Tochter von Thomas Schmidt aus Creglingen-Schön durch, ebenfalls mit „super Fundament“ und „perfekter Euteranlage“. Der Applaus war groß – er transportierte die Hoffnung, dass diese landwirtschaftliche Muswiesen-Tradition noch ganz lang Bestand haben möge.