Artenvielfalt dank Schafherde
Umwelt Der Lichtwald bei Triftshausen beschert der Gemeinde Satteldorf 600.000 Ökopunkte. Dadurch ist der naturschutzrechtliche Ausgleich für die Erweiterung des Gewerbeparks geschaffen.
Langsam und genüsslich gehen sie ihrer Arbeit nach, fressen Blätter, junge Triebe und frische Äste und bewegen sich langsam durch das Wäldchen nahe Triftshausen: die Schafe von Dieter Albrecht. Was sie nicht wissen: Sie fördern damit nicht nur die Artenvielfalt, sondern helfen auch der Gemeinde Satteldorf bei deren Entwicklung.
Rückblick: Die Gemeinde plante bereits vor einigen Jahren die Erweiterung des Gewerbeparks in Richtung Osten, die mittlerweile abgeschlossen ist. Für eine solche Erweiterung, insbesondere die Versiegelung von Flächen, ist ein sogenannter naturschutzrechtlicher Ausgleich nötig. Vereinfacht gesagt: Wird der Natur etwas genommen, soll sie das an anderer Stelle wieder bekommen – etwa durch die Schaffung neuer Lebensräume oder die Entsiegelung von Flächen. Für Maßnahmen wie diese erhält man Ökopunkte. Diese können wiederum eingesetzt werden, wenn Flächen versiegelt werden.
Ökopunkte wurden nötig
Im Falle der Erweiterung des Gewerbeparks benötigte die Gemeinde Satteldorf mehr als 900.000 dieser Ökopunkte – eine riesige Menge. „Am Anfang unserer Überlegungen stand, dass landwirtschaftliche Flächen möglichst nicht für Ausgleichsmaßnahmen genutzt werden sollen“, erklärt Bürgermeister Thomas Haas. Der Flächendruck in der Gemeinde sei hier bereits hoch genug.
Also wurde eine Alternative gesucht – und mit der Schaffung eines Lichtwalds bei Triftshausen gefunden. Die Idee hierfür hatte die Untere Naturschutzbehörde. Grob gesagt wurde auf einer Waldfläche etwa die Hälfte des Baumbestandes entnommen, um lichte Flächen zu schaffen. Künftig werden diese von Schafen und Ziegen bewirtschaftet, Schäfer Dieter Albrecht kommt zweimal pro Jahr mit ihnen für einige Wochen vorbei. So wird verhindert, dass der Wald langsam wieder zuwächst.
Historisch-kulturelle Bedeutung
Diese Maßnahme brachte der Gemeinde rund 600.000 Ökopunkte – und sicherte die Erweiterung des Gewerbeparks, ohne die Ökopunkte kaufen zu müssen. Das geht theoretisch auch, kostet aber etwa einen Euro pro Ökopunkt.
Aber Wald „zerstören“ und dafür auch noch Ökopunkte erhalten, passt das zusammen? Ja, passt es, denn: Lichtwälder gehören zu den artenreichsten Waldlebensräumen Europas. Hier werden Waldbestand und offene Landschaft miteinander verbunden. Wenn sich unterschiedliche Alters- und Baumarten mischen, sind offene Wälder darüber hinaus widerstandsfähig gegenüber Trockenheit und Sturm, und: Sie haben eine historisch-kulturelle Bedeutung. Durch Waldweide und Niederwaldwirtschaft gab es sie einst deutlich häufiger als heute. Auch der jetzige Lichtwald bei Triftshausen war vor einigen Jahrzehnten wohl bereits ein solcher. Das legen alte Luftaufnahmen nahe sowie die Tatsache, dass hier eine Menge Wacholderbüsche wachsen.
Die Schafe finden im Wald ebenfalls genug zu fressen, versichert Dieter Albrecht – auch wenn sie wählerisch sind und zunächst die Leckerbissen, wie junge Pflanzen, fressen.
Landwirtschaftliche Flächen sollen nicht für Ausgleichsmaßnahmen genutzt werden. Thomas Haas Bürgermeister