Burger und Steaks werden zum Luxus

Lebensmittel Die Preise für Rindfleisch klettern von einem Rekord zum nächsten. Das betrifft selbst Hackfleisch. Ein Grund: In deutschen Ställen stehen immer weniger Kühe.

Jetzt im Herbst kommt wieder die Zeit von Braten und Filet, vorbei ist der große Appetit auf Steak vom Grill. So ein Rinderfilet, medium rare, mit Portweinsoße, Prinzesskartoffeln mit Speckbohnen ist für viele Menschen ein Genuss. Allerdings gönnen sie sich das immer seltener. Denn auch wenn Rindfleisch im Verhältnis zu anderen Fleischsorten nie die günstigste Wahl war, ist es in den vergangenen Monaten durch mehrere Preissprünge sehr teuer geworden. Das hat selbst Experten überrascht. Filet, Steaks und sogar Hackfleisch werden so immer mehr zu einem Luxusgut.

Das wird vor allem deutlich, wenn man eine längere Zeitspanne in den Blick nimmt. Beispiel Hackfleisch: Rinderhack wurde seit 2020 um 73 Prozent teurer und liegt auf einem Rekordniveau. Bei Aldi Süd bekamen Kunden vor einigen Tagen Aktionsware in der XXL-Packung für 9,99 Euro pro Kilogramm, bei Rewe im Angebot für 13,32 Euro, wie das Branchenmedium Agrarheute festgestellt hat. Ohne Aktion liegen die Preise noch höher.

Rindfleisch zum Kochen ist mittlerweile knapp 62 Prozent teurer als vor fünf Jahren, Fleisch zum Schmoren oder Braten kostet 46 Prozent mehr. Für Rinderroulade oder -lende zahlen Verbraucher derzeit 43 Prozent mehr Geld als damals. „Kilopreise von 40 bis über 50 Euro für Rindersteak von guter Qualität sind keine Ausnahme“, berichtet die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI).

Nachfrage bricht nicht ein

Die Verbraucherinnen und Verbraucher reagieren auf die hohen Preise. Allerdings seien bisher keine großen Einbrüche bei der Nachfrage zu erkennen, sagt Mechthild Cloppenburg, AMI-Produktmanagerin Fleischwirtschaft, im Gespräch. Aber gerade höherwertige Qualitäten wie Filet oder Rumpsteak seien vielen inzwischen zu teuer. „Jetzt greifen sie eher zu Roulade und Gulasch, die sind etwas günstiger.“ Oder zu Hackfleisch.

Für Cloppenburg liegen die Hintergründe der hohen Preise auf der Hand. Während die Rindfleischnachfrage in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben sei, wurde das Angebot immer knapper. Von 12,65 Millionen Tieren im Jahr 2015 hat der deutsche Rinderbestand sich auf 10,3 Millionen im aktuellen Jahr 2025 verringert. Allein von Januar bis Juli dieses Jahres wurden rund 7 Prozent weniger Rinder geschlachtet als im Vorjahr. „Immer weiter rückläufige Bestände in Deutschland und in der EU führen dazu, dass die Preise so hoch sind. Sowas hab ich noch nicht erlebt“, sagt die AMI-Expertin.

Mit ihren Kollegen ist sie auch dafür zuständig, Schaubilder über die Preisentwicklung zu gestalten. „Wenn wir die Charts bauen, muss ich fortlaufend oben die Legende erweitern. So hoch ging das bisher einfach nie“, erzählt sie. Als Beispiel nennt sie die Erzeugerpreise aus der Kalenderwoche 40, also das Geld, das der Landwirt vom Schlachter bekommt. Die hätten in den Vorjahren meist um die 5 Euro gelegen, manchmal auch an der 6-Euro-Grenze gekratzt. Für einen Jungbullen der Handelsklasse R3 wurden nun 7,20 Euro pro Kilo Schlachtgewicht gezahlt. Vor einem Jahr waren es noch 5,21 Euro – 38 Prozent weniger.

Einen weiterer Vorteil der Lage für die Bauern fasst die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) mit einem Satz zusammen: „Auf dem deutschen Schlachtrindermarkt können die verfügbaren Stückzahlen vollständig abgesetzt werden“. Doch warum stehen immer weniger Kühe in deutschen Ställen? Zum einen wegen Futtermittelunsicherheit, erklärt die Expertin. Die Wetterextreme in den vergangenen Jahren wie beispielshaft die zwei Dürrejahre 2018 und 2019 hinterließen Eindruck, denn Rinderbauern sind auf die eigene Futterproduktion angewiesen. „In den trockenen Jahren kam beispielsweise weniger Silage zustande, was wir sofort an den Schlachtzahlen merkten“, erzählt Cloppenburg. Die stiegen kurzfristig stark an, weil die Bauern ihre Rinderherden aus Furcht, zu wenig Grundfutter für ihre Tiere zu haben, reduzierten. Diese Bestände wurden häufig nicht mehr wieder aufgestockt.

Außerdem seien die Rahmenbedingungen in Deutschland nicht einfach, die Anforderungen würden immer höher. „Hinzu kommen noch die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit, die auch zu Rückgängen geführt hat“, so die AMI-Expertin.

Ihrer Meinung nach bleibt in allen Gliedern der Kette etwas von den hohen Preisen hängen. Zwar hätten auch Landwirte, Schlachter und Handel mit höheren Kosten zu kämpfen, „aber die senken ihre Margen nun bestimmt nicht“. Die Bauern hätten pro Bulle einen höheren Verdienst als noch vor ein oder zwei Jahren. „Jeder, der schon Rinder hat, packt seine Ställe aktuell mit Tieren voll“, vermutet sie.

Neueinstiege in dieses Geschäft, die den Rückgang ausgleichen könnten, allerdings erwartet sie nicht. „Es würde Jahre dauern und viel Geld kosten, einen Stall zu bauen. Und es ist wegen der hohen Auflagen auch nicht einfach“, erklärt Cloppenburg. Auch Importe aus anderen Ländern tragen nicht umfassend zur Entspannung des Marktes bei.

Importware, beispielsweise das berühmte Rindfleisch aus Argentinien, sei ebenfalls nicht im Überfluss und günstig zu haben, außerdem gebe es da logistische Probleme. Das Fleisch komme auf dem Schiffsweg nicht immer zuverlässig und rechtzeitig in Europa an.

Ihre Prognose für die nächste Zeit ist klar: Es wird langfristig Rindfleisch geben, aber es bleibt teuer. „Diese Preise sind keine Eintagsfliege, die Preise werden nicht nur ein paar Monate so hoch bleiben.“ Aber auch wenn das hohe Niveau bleibe, dürften die extremen Preisanstiege nachlassen.

Bau für Biotech-Goldrausch

Rentschler Mit einem Millionenprojekt baut das Laupheimer Pharma-Unternehmen seine Kapazitäten aus. Automatisierung und KI stehen im Fokus.

Während in der Autoindustrie und im Maschinenbau die Stimmung gedrückt ist, blickt die Biotech-Branche optimistisch nach vorn. Das zeigt sich auch an Rentschler Biopharma in Laupheim, einem der weltweit führenden Dienstleister für Pharma- und Biotech-Unternehmen. Dort entsteht seit dem Frühjahr eine hochmoderne Produktionsanlage für Puffer- und Medienlösungen. Es ist die bisher größte Einzelinvestition des Familienunternehmens in Deutschland. Die Kosten liegen im hohen zweistelligen Millionenbereich.

Mit rund 3.400 Quadratmetern Fläche, vier Etagen, drei Medientanks und sechs Puffertanks bildet die Anlage künftig das Herzstück der biopharmazeutischen Produktion. Sie liefert die Nähr- und Pufferlösungen, die lebende Zellen benötigen, um Wirkstoffe herzustellen, und die bei der weiteren Verarbeitung zum Einsatz kommen. Die Anlage soll bis 2028 in Betrieb gehen.

Für Vorstandschef Benedikt von Braunmühl ist das Bauprojekt mehr als eine Erweiterung: „Diese Investition steht für nachhaltiges Wachstum und Innovationskraft. Sie ist ein klares Bekenntnis zum Standort Laupheim und zu Deutschland.“ Der Rentschler-Chef erinnerte daran, dass die Gesundheitsindustrie in den vergangenen Jahrzehnten einen Wandel erlebt hat: „Ein Brustkrebs wurde früher mit neun Komponenten behandelt, heute sind es mehr als vierzig.“ Solche Entwicklungen verlangten von Herstellern, Prozesse ständig anzupassen. Die neue Anlage soll die Grundlage für schnelleres und effizienteres Arbeiten schaffen. Künstliche Intelligenz werde dabei, so der CEO, „eine der wichtigsten Stellschrauben“ sein. Um innovativ zu bleiben, brauche es dazu Partnerschaften, etwa mit „NXTGN“. Diese Innovationsplattform aus Baden-Württemberg möchte Start-ups, Wissenschaft und Wirtschaft verbinden.

Christiane Bardroff, Chief Operating Officer, hob die Bedeutung des Projekts für die Beschäftigten hervor: Die neue Anlage sei hochautomatisiert, digital vernetzt und ergonomisch gestaltet. „Das verbessert das Arbeitsumfeld erheblich, manuelle Arbeitsschritte entfallen und es bleibt mehr Zeit für qualitativ anspruchsvollere Aufgaben“, so Bardroff. Arbeitsplätze sollen durch die Automatisierung nicht wegfallen, betonte sie. Vielmehr bilde sie die Basis, um auf die gestiegene Nachfrage nach Biopharmaka zu reagieren.

Rentschler Biopharma hat sich in seiner 150-jährigen Geschichte mehrfach neu erfunden. Hervorgegangen aus einer Laupheimer Apotheke, wagte es als eines der ersten deutschen Unternehmen vor rund fünfzig Jahren den Schritt in die Biotechnologie. Heute konzentriert sich Rentschler ganz auf seine Rolle als Dienstleister, der Biopharmazeutika für Kunden entwickelt und produziert. „Wir entwickeln jetzt Hacken und Schaufeln für den Biotech-Goldrush und graben nicht mehr selbst“, beschreibt von Braunmühl die Strategie.

Bewusste Expansion

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit setzt das Biopharma-Unternehmen bewusst auf Expansion. Neben Laupheim betreibt es einen Standort in US-amerikanischen Milford in der Nähe von Boston, wo 2024 eine neue Produktionslinie in Betrieb ging. Ein kleiner Standort in Großbritannien, der auf Zell- und Gentherapien spezialisiert war, wurde hingegen geschlossen. In Zukunft wolle man sich stärker auf Biopharmaka konzentrieren.

Mit dem Ausbau in Deutschland und den USA richtet das Unternehmen den Blick verstärkt nach Asien. Auf der Fachmesse Bio-Process International Asia in Kyoto will Rentschler in diesem Monat neue Kunden in Japan und Südkorea gewinnen. „Wir hatten dort schon einen guten Kundenstamm. Den wollen wir ausbauen“, sagt von Braunmühl.

Trotz globaler Unsicherheiten, etwa angekündigter US-Zölle oder Preisdiskussionen im Pharmamarkt, sieht sich Rentschler Biopharma gut aufgestellt. „Unsere Partner profitieren davon, dass wir bereits Produktionsmöglichkeiten in den USA haben“, so der CEO. „Sie müssen nicht erst selbst dort bauen.“

Zwischen Baukränen und Betonwänden herrscht Aufbruchstimmung. Beim Festakt am Freitag, 10. Oktober, wurde eine Zeitkapsel mit Briefen, Bildern und Proben der Puffer- und Medienlösungen in den Rohbau eingelassen. Ein Probengefäß und eine Klemme stehen darin sinnbildlich für Prozesse, die künftig digital und automatisiert ablaufen werden. Rentschler versteht das Projekt als Beitrag dazu, die Biotech-Branche in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig zu halten – durch technologische Innovation und enge Kooperation mit Partnern aus Wissenschaft, dem Biopharma Cluster South Germany und Start-ups. Rentschler beschäftigt rund 1400 Mitarbeiter, 1100 davon am Standort Laupheim, und erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz im dreistelligen Millionenbereich.

Kabeldiebe greifen an den Ladesäulen zu

Karlsruhe. Die Kabelstümpfe hängen noch an der Ladesäule. Ein Aufladen des E-Autos ist hier aber im Moment nicht möglich. Mit dem Ausbau der Infrastruktur wächst auch die Zahl der Kabeldiebstähle. Der Karlsruher Energiekonzern EnBW als führender Anbieter von Schnellladepunkten in Deutschland spricht von bisher weit über 900 Kabeldiebstählen in diesem Jahr. Bei EWE Go aus Oldenburg liegt die Zahl im mittleren bis hohen zweistelligen Bereich. Ionity mit Sitz in München verzeichnet in Deutschland rund 30 gestohlene Kabel, europaweit etwas mehr als 100. Eine bundesweite Übersicht zu solchen Fällen gibt es nicht. In der Polizeistatistik werden die Fälle nicht so präzise erfasst, wie das Bundeskriminalamt und das Landeskriminalamt Baden-Württemberg erklärten. Die Anbieter sprechen von teils deutlichen Anstiegen in diesem Jahr. Bei EWE Go etwa hatte die Zahl der Fälle von 2022 bis 2024 „im sehr niedrigen zweistelligen Bereich“ gelegen. Ionity sprach für den Zeitraum von nur einer Handvoll Fälle von Kabeldiebstählen in Deutschland und Großbritannien.

Zum einen könnten es Diebe auf das Kupfer abgesehen haben – je nach Dicke und Leistungsfähigkeit enthalten Schnellladekabel laut EnBW zwischen 4 und 10 Kilogramm des Metalls. Beim Schrotthandel bringe das etwa 50 Euro pro Kabel, auf dem Schwarzmarkt ungefähr die Hälfte. Da das nicht besonders lukrativ sei, würden auch andere Beweggründe wie reiner Vandalismus oder gezielte Sabotage diskutiert, schreibt EnBW auf ihrer Internetseite. „Denn manche Taten scheinen ideologisch motiviert zu sein – etwa, weil man die Elektromobilität ablehnt: Kupferkabel, die erst hinter der Kabelführung abgeschnitten werden, wodurch noch ein Meter Ladekabel an der Säule hängt.“

Die betroffenen Ladestationen sind nach Angaben der Anbieter meist mehrere Tage außer Betrieb, bis sie repariert sind. Ionity stattet Kabel zunehmend mit Farbpatronen aus, die beim Aufschneiden platzen und unübersehbare Spuren hinterlassen. EnBW setzt auf abschreckende Maßnahmen wie verstärkte Beleuchtung oder Videoüberwachung.

Mobilität Sabotage legt Standorte lahm. Das sorgt für Ärger bei Betreibern und Nutzern elektrischer Autos.

Hohe Mieten bremsen das Wachstum

München. Die immer stärker steigenden Wohnungsmieten lassen nicht nur Großstadtbewohner, sondern auch die Wirtschaft leiden. „Wenn Arbeitskräfte sich Wohnen in den Metropolen nicht mehr leisten können, verlieren die Städte an wirtschaftlicher Kraft“, sagt Oliver Falck vom Münchner Ifo-Institut. Zusammen mit anderen Forschern hat er errechnet, dass neue Mietverträge in den sieben größten deutschen Städten im Schnitt 48 Prozent teurer sind als Bestandsverträge. Pro Quadratmeter sind das 4,48 Euro. Besonders groß ist die Differenz demnach in Berlin mit rund 70 Prozent, gefolgt von München mit 45 Prozent und Hamburg mit 37 Prozent. In Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf liegen die Aufschläge zwischen 30 und 36 Prozent.

Seit 2013 seien die Mieten bei Neuverträgen um rund drei Viertel gestiegen, bei bestehenden Verträgen hätten sie nur moderat zugelegt. „Diese Entwicklung droht zum sozialen Sprengstoff und zum Wachstumshemmnis für Städte zu werden“, sagt Falck.

Sein Mitautor Simon Krause beschreibt die „Schere“ auf dem Wohnungsmarkt genauer: „Während Mieterinnen und Mieter im Bestand von regulierten und stabilen Preisen profitieren, zahlen Wohnungssuchende bei Neuverträgen deutlich höhere Mieten. Das kann bei gleicher Lage und gleicher Wohnungsgröße mehrere hundert Euro Unterschied bedeuten, der Mietmarkt wird zu einer Lotterie“, sagt er.

Konjunktur Ifo-Institut warnt: Wenn sich die Beschäftigten keine Wohnung leisten können, leidet die Wirtschaft.

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