Die Tigers fremdeln mit der eigenen Halle

  • Abgeräumt: Leverkusens Center-Koloss Dennis Heinzmann (links) blockt Tübingens Melkisedek Moreaux am Sonntag in der Tübinger Paul-Horn-Arena. Eibner-Pressefoto/Nicolas Woern

2. Basketball-Bundesliga Tübingen verliert nach einer schwachen zweiten Hälfte mit 68:80 (40:36) gegen Aufsteiger Giants Leverkusen.

Drittes Pflicht-Heimspiel – dritte Niederlage für Basketball-Zweitligist Tigers Tübingen: Sie enttäuschten in der Liga zum Auftakt gegen Nürnberg und am Sonntag gegen Aufsteiger Leverkusen, der seinen ersten Saisonsieg feierte. Das Spiel in der Analyse.

Der Spielverlauf: Die Tigers führten nach nicht mal viereinhalb Minuten 13:2. Leverkusen wirkte vorne wie hinten überfordert. Die Tigers traten zunächst variantenreich und mit Spielwitz auf. Später versuchten es die Tigers dann immer verzwungener aus der Distanz. Und das mit mäßigem Erfolg: Nur 8 von 29 Dreiern gingen rein (28 Prozent). Defensiv ließen die Tübinger Leverkusen dagegen immer wieder einfach zum Korb ziehen und offenbarten große Lücken, wenn es schnell ging. So schmolz der Vorsprung zur Halbzeit auf 4 Punkte (40:36). Nach dem Seitenwechsel brachte ein 4:18-Lauf die Wende. Bei den Tigers reihte sich Fehler an Fehler. Vorne gingen auch einfachste Würfe nicht rein, was die Verkrampfung noch vergrößerte. Und hinten fehlten Ordnung und Konsequenz. So gingen das dritte Viertel 11:20 und das vierte 17:24 verloren.

Der Mann des Spiels: Dennis Heinzmann offenbarte in seltener Deutlichkeit die Probleme der Tigers auf den großen Positionen. Seine lange Arme bereiteten den Tigers in der Offensive enorme Schwierigkeiten: 6 Mal blockte er Tübinger Abschlüsse. Und hinten bekamen die Tübinger den 2,16 Meter großen Center höchstens mit Fouls gestoppt: 10 Mal war Heinzmann der Gefoulte. Am Ende hatte er mit 21 Punkten (9 von der Freiwurflinie)und 15 Rebounds ein Double-Double beisammen. Dem 34-Jährigen gelang damit noch eine neue Karriere-Bestleistung in Sachen Effektivität mit einem Wert von 35.

Die Rebounds: Durch Offensiv-Rebounds kamen die Tübinger immer wieder zu zweiten Chancen. Am Ende hatten die Tübinger 17 Rebounds unter dem Leverkusener Korb gepflückt (Leverkusen 6) und das Duell um die Abpraller mit 44:36 gewonnen. Angesichts der schwachen Wurfquoten (44 Prozent Zweier, 28 Prozent Dreier) half jedoch auch das nichts.

Die Fouls: Leverkusen war im gesamten Spiel gerade mal 7,2 Sekunden (!) über der Teamfoul-Grenze von 5 Vergehen pro Viertel. 29:18 lautete die Foulstatistik aus Sicht der Tigers am Ende. Das machte sich auch bei den Freiwürfen bemerkbar: Leverkusen traf 23 (bei 32 Versuchen), die Tigers 8 (von 16). Bei den Tübingern hatte gleich eine ganze Reihe an Spielern früh Foul-Probleme. Dadurch war Trainer Henrik Sonko, der einige unclevere Fouls bemängelte, auch immer wieder zu ungeplanten Wechseln gezwungen.

Das Publikum: Von einem Heimkomplex zu sprechen, wäre noch zu früh in der Saison. Doch auffällig ist, dass die teils unerfahrenen Tigers verunsichert spielen in der Paul-Horn-Arena. Gegen Leverkusen kamen offiziell 1765in die 3132 Leute fassende Halle. Pfiffe gab’s immerhin keine am Ende. Viel eher schien bei den meisten Leuten eine gewisse Gleichgültigkeit zu herrschen.

Die Trainerstimme:Tübingens Trainer Henrik Sonko sprach bei der Pressekonferenz nach dem Spiel mit versteinerter Miene: „Wir haben unsere Aufgabe in der Verteidigung nicht erfüllt. Wir hatten Probleme beim Rebound, wir hatten Probleme in der Kommunikation und wir hatten Probleme in der Eins-gegen-eins-Verteidigung. Alles Dinge, über die wir gesprochen haben, aber wir haben es nicht umgesetzt. Wir haben gut angefangen und dann den Fokus und die Intensität verloren.“

Wir hatten Probleme mit der Kommunikation und in der Eins-gegen-eins-Verteidigung. Henrik Sonko Trainer Tigers Tübingen

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