Aus dem Fenster gestoßen und dann vergewaltigt?

Reutlingen Unter anderem wegen versuchten Totschlags und Vergewaltigung muss sich ein 30-Jähriger seit Montag vor dem Landgericht in Tübingen verantworten.

Der schmächtige Angeklagte, der in Handschellen und Fußfesseln vorgeführt wurde, soll sich am 6. November des vergangenen Jahres etwa ab Mittag als Besucher in einer Flüchtlingsunterkunft in Reutlingen aufgehalten haben. Dort soll er im Zimmer eines Bewohners gemeinsam mit diesem zunächst Haschisch und Bier, später auch Wodka konsumiert haben. Nach 18 Uhr soll es dann zwischen den beiden alkoholisierten Männern zum Streit gekommen sein. Dabei habe, so Staatsanwalt Florian Fauser, der 30-Jährige zunächst einen Stuhl gegen das Fenster geworfen. Als dieses nicht zu Bruch ging, habe er es geöffnet und danach den vier Jahre jüngeren Mann rückwärts aus dem Fenster sieben Meter in die Tiefe gestoßen: „Er wollte seinen Tod.“

Das Opfer erlitt bei dem Sturz unter anderem einen Riss in der Leber und zahlreiche Frakturen. Der 26-Jährige, so Fauser, habe damals in akuter Lebensgefahr geschwebt und sei nur aufgrund einer Notoperation im Reutlinger Klinikum am Steinenberg gerettet worden. Obwohl der Mann schwerstverletzt war, ließ der Angeklagte nicht von ihm ab. Er lief hinter das Gebäude, wo er dem Verletzten erst die Hose herunterzog und ihn filmte. Anschließend habe er den lebensgefährlich verletzten Mann vergewaltigt. Als ein Zeuge hinzukam, der den Schwerverletzten ins Haus begleitete, sei der mutmaßliche Täter geflohen. Er konnte wenige Tage später bei seinem Bruder in Hamburg festgenommen werden.

Ihr Mandant werde keine Angaben machen, weder zur Person, noch zu den Vorwürfen, erklärte Rechtsanwältin Maria Tunc. Dass die Prozessbeteiligten gleichwohl etwas über den Angeklagten erfuhren, lag an einer Gefängnisstrafe, die das Reutlinger Amtsgericht am 13. Januar dieses Jahres wegen gewerbsmäßigem Handel mit Cannabis und einer Körperverletzung gegen ihn verhängt hatte. Dieses Prozessprotokoll wurde verlesen. Demnach ist der Angeklagte am 15. Juli 1995 in der Provinz Kapisa nordöstlich von Kabul in Afghanistan geboren. Vor einigen Jahren kam er als Asylbewerber nach Deutschland, seither lebt er in Reutlingen, wo er sich seinen Lebensunterhalt und den Eigenbedarf mit dem Dealen kleiner Drogenmengen verdient haben soll.

Geld mit Drogen verdient

Bei einem dieser Drogengeschäfte war er in Streit mit dem Käufer geraten. Dabei hatte er ein Messer gezogen und dem Mann mehrere oberflächliche Stiche zugefügt. Dass sein Opfer damals nur leicht verletzt wurde, lag auch daran, dass es dicke Winterkleidung trug. Weil der Angeklagte davor noch keinerlei Vorstrafen hatte, wurde die Strafe – ein Jahr und sechs Monate – zur Bewährung ausgesetzt.

Zwei Monate bevor es zu dem versuchten Totschlag in der Reutlinger Flüchtlingsunterkunft kam, hatte es schon einmal einen vergleichsweise harmlosen Vorfall gegeben, den das Landgericht nun zusammen mit dem versuchten Totschlag verhandelt. Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte lautet hier die Anklage. Demnach hatte der Angeklagte am 1. September 2024 gemeinsam mit einem Freund eine Bekannte in einer psychiatrischen Einrichtung in Pfullingen besucht. Morgens gegen halb sieben gerieten die beiden alkoholisierten Männer dann vor dem Haus in Streit, worauf Nachbarn wegen Lärmbelästigung die Polizei riefen. Unter dem Beisein zweier Streifenwagenbesatzungen soll der Angeklagte dann seinem Kumpel eine Ohrfeige gegeben haben. Die beiden Männer wurden daraufhin von den Polizeibeamten getrennt und mit Handschließen in die Streifenwagen verfrachtet.

Zu diesem Vorfall wurden am Montag die Zeugen vernommen. Als erstes wurde der Mann gehört, der mit dem Angeklagten die Frau in Pfullingen besucht und später die Ohrfeige bekommen hatte. Er gab sich wortkarg. „Wir waren beide besoffen.“ Eine Flasche Wodka habe man zusammen geleert und jeder drei Bier. Er könne sich nicht daran erinnern, dass er von seinem Kumpel geschlagen worden sei. Daraufhin machte ihn der Vorsitzende Richter Armin Ernst darauf aufmerksam, dass die Polizeibeamten den Schlag mit ihrer Bodycam gefilmt hätten. „Eine Falschaussage kann Ihnen eine Anzeige einbringen.“

Daraufhin setzte bei dem 27-Jährigen prompt die Erinnerung wieder ein: „Soll ich ehrlich sein? Es gab eine Ohrfeige.“ Er blieb aber dabei, dass er nichts gespürt habe. Er wolle auch keine Anzeige erstatte, nur seine Ruhe. Wie sein Verhältnis zum Angeklagten sei, wollte die Verteidigerin wissen. Er sei halt ein Kumpel, den er in der Stadt kennengelernt habe: „Er ist ein sehr netter Junge, wenn er keinen Alkohol trinkt.“ Als er aus dem Zeugenstand entlassen wurde, war er sichtlich erleichtert: „Bin ich jetzt wirklich fertig und muss nicht wiederkommen?“

Die Polizeibeamten erinnerten sich übereinstimmend, dass beide Männer stark alkoholisiert und wenig kooperativ waren. Vor allem der Angeklagte habe „völlig neben sich gestanden“. Jedenfalls wehrte sich der 30-Jährige heftig gegen die Festsetzung, versuchte eine Polizeibeamtin zu treten und zu beißen. Im Laufe der Auseinandersetzung, habe sich dann der jüngere Mann mit dem Angeklagten solidarisiert, obwohl dieser ihm zuvor eine Ohrfeige gegeben habe.

Mit Spannung wird der zweite Prozesstag am Mittwoch erwartet. Ab 9 Uhr werden dann die Zeugen zu den ungleich schwerwiegenderen Vorwürfen, dem versuchten Totschlag und der Vergewaltigung, gehört.

Zukunft des Baggersee-Kiosks ist weiterhin unklar

Kirchentellinsfurt Alle hoffen auf eine Lösung, die aber auf sich warten lässt. Die Gastronomen Vildana und Clemens Vohrer haben derweil einen Gartenbaubetrieb gegründet.

Die Saison am Kirchentellinsfurter Baggersee ist vorbei. „Sie war durchwachsen“, bilanziert Vildana Vohrer vom Kiosk am See „K’ufer“. Das Wetter habe nicht wirklich mitgespielt. Zusätzlich plagen das Gastronomenpaar Vildana und Clemens Vohrer Zukunftssorgen: Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim erklärte am 11. April den Bebauungsplan am Kirchentellinsfurter Baggersee für ungültig. Geklagt hatte der Fischereiverein Reutlingen, der auch Eigentümer des Sees ist. Zudem legte der Verein Widerspruch gegen die Baugenehmigung des Kiosks ein. Für die Gastronomen steht viel auf dem Spiel. „Wir haben fast täglich damit gerechnet, dass wir ein Betriebsverbot bekommen oder zurückbauen müssen“, erklärt Vildana Vohrer. Die Lage sei angespannt – für sie, ihren Mann und das Team. In der Sommersaison waren zwei Festangestellte und bis zu sechs Minijobber beschäftigt.

Denken die Gastronomen ans Aufgeben? Die Frage drängt sich auf, denn Vildana und Clemens Vohrer haben ein neues Unternehmen gegründet: „Der-Profi-kommt“ bietet professionelle handwerkliche Dienstleistungen wie Gartenarbeit, Handwerksdienste, Winterdienst und Umzugshilfe an. „Wir planen momentan nicht, das K’ufer aufzugeben – ganz im Gegenteil“, stellt Vildana Vohrer klar. Mit dem neuen Geschäft wollen sie sich breiter aufstellen und ein zweites Standbein schaffen. „Wir hoffen, dass sich alles zum Guten wendet“, sagen sie. „Wir möchten auch im kommenden Sommer wieder für unsere Gäste da sein – mit kühlen Getränken, gutem Essen und der besonderen Atmosphäre am See.“

Die Vohrers zeigen sich gesprächsbereit. „Wir wollen eine Lösung – vor allem im Sinne der Besucher, die den See als Erholungsort schätzen“, erklärt Vildana Vohrer. Viel hänge von den laufenden Gesprächen mit dem Fischereiverein und der Gemeinde ab. „Wir blicken positiv nach vorne und bereiten uns auf die nächste Saison vor“, so Vildana Vohrer.

Die Kommunikation ist schwierig

Auch der Fischereiverein Reutlingen betont, er strebe eine „einvernehmliche Lösung auf Augenhöhe“ an. Doch die Kommunikation stockt. „Auf unser letztes Schreiben vom 1. August haben wir bis heute keine Rückmeldung seitens der Behörde erhalten“, heißt es in einer Stellungnahme. Der Verein weiß nach eigenen Angaben nicht, ob der Gastronomiebetrieb rechtlich weitergeführt werden könne oder wie die Gemeinde sich die künftige Nutzung vorstelle. „Ohne Rückmeldung können wir keine Entscheidung treffen.“

Zudem fehle laut Fischereiverein bislang eine klare Aussage der Gastronomen, „ob diese noch eine Basis für die Zusammenarbeit mit der Gemeinde als deren Vertragspartner und Verpächter sehen.“

„Wir sind im Gespräch mit allen Parteien“, sagt der Kirchentellinsfurter Bürgermeister Bernd Haug auf Anfrage unserer Zeitung. Die Zukunft des Kiosks hänge nun maßgeblich von der Entscheidung des Regierungspräsidiums Tübingen ab. Dieses prüft, ob die Baugenehmigung trotz des ungültigen Bebauungsplans rechtskräftig bleibt. „Dass der Bebauungsplan nichtig ist, bedeutet nicht automatisch, dass auch die Baugenehmigung erlischt“, erklärt Haug. Zum Zeitpunkt der Erteilung sei sie gültig gewesen. Auf dieser Basis hätten die Vohrers investiert und ein unternehmerisches Risiko in Kauf genommen.

Mehr als 500.000 Euro haben die Gastronomen laut eigener Angabe seit der Eröffnung vor bald vier Jahren in den Gastrobetrieb gesteckt. 50.000 Euro kostete allein das neue automatisierte Parksystem, das seit Mai 2024 in Betrieb ist. „Falls wir unseren Gastrobetrieb schließen müssen, wird ein riesiger Schuldenberg auf uns zukommen“, sagten die Gastronomen bereits zu Beginn der Saison.

Doch auch das Regierungspräsidium spricht möglicherweise nicht das letzte Wort in der Angelegenheit. Der Fischereiverein könnte noch vor das Verwaltungsgericht Sigmaringen ziehen, falls er mit der Entscheidung nicht zufrieden ist. „Wir hoffen aber nicht, dass es dazu kommt“, sagt Haug. Das Verfahren könnte sich dann lange hinziehen. Das Ziel der Gemeinde sei eine gütliche Einigung, die den Vohrers den Betrieb am See ermöglicht, stellt der Bürgermeister klar.

Er lobt den Einsatz der Gastronomen: „Sie kümmern sich um Müllentsorgung, Toilettenreinigung und die Pflege des Geländes.“ Das habe den See aufgewertet. Am See gelte der Gemeingebrauch, betont Haug – und das sei höher zu bewerten als das Eigentumsrecht. Das bedeutet, dass jeder am See baden darf. Um dieses hohe Gut zu schützen, sollten sich alle Beteiligten am See möglichst einig sein, so der Wunsch des Bürgermeisters.

„Solange die Baugenehmigung besteht, ist der Kiosk ein rechtlich zulässiges Bauwerk“, betont er. Auch die langfristigen Pachtverträge sprächen für den Fortbestand des Betriebs.

Verständnis für Landwirtschaft fördern und Vertrauen schaffen

Pfullingen Bei der Aktion „Gläserne Produktion“ hat der Finkhof Einblick in die Produktion gegeben. Zuvor wurde das Kreiserntedankfest gefeiert.

Gemeinsam mit Landwirtschaftsamt, Kreisbauernverband und Landfrauenverband Reutlingen hat der Milchviehbetrieb Fritz in Pfullingen am Sonntag zur Gläsernen Produktion auf den Finkhof eingeladen. Los ging es mit einem Erntedankfest – geleitet von Stadtpfarrer Benjamin Lindner und musikalisch begleitet vom Pfullinger Posaunenchor.

Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner äußerte seine besondere Freude darüber, das diesjährige Kreiserntedankfest in der Echazstadt feiern zu können. Er zitierte den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, der einmal gesagt hatte: „Wer dankt, denkt nach.“ Dies zeige, worum es beim Erntedank gehe: nicht nur um die Wertschätzung für die Ernte und das tägliche Brot, sondern um das bewusste Nachdenken, wo das Essen herkommt. „In einer Zeit, in der immer mehr Menschen den direkten Bezug zur Landwirtschaft verlieren, ist es umso wichtiger, Transparenz zu schaffen.“

Es sei nicht mehr selbstverständlich zu wissen, wo die Lebensmittel herkommen und wie viel Arbeit hinter einer guten Ernte stehen. „Frische Produkte von hier sind nicht nur lecker, sondern auch ein Stück weit Versorgungssicherheit: Jeder Verbraucher hat Einfluss darauf, wo unsere Lebensmittel herkommen. Wer bewusst regional einkauft, unterstützt die Landwirte vor Ort.“

Rund 50 Prozent der Fläche im Landkreis wird landwirtschaftlich genutzt, erklärte Landrat Dr. Ulrich Fiedler. Erntedank sei ein Fest zum Innehalten: In einer Zeit, in der so viele Menschen unzufrieden seien und in der es so viele Krisen gebe, sei es dennoch wichtig, dankbar zu sein für das, was wir haben. „Wir haben noch immer einen unglaublichen Wohlstand. Und wir dürfen jeden Tag in Freiheit und Frieden aufstehen. Wir dürfen unser Leben selbst gestalten.“ Der Landrat rief dazu auf, nicht jenen „Scharlatanen“ Raum zu geben, die alles schlecht machen und die Gesellschaft auseinander treiben würden, sondern selbst tätig zu werden und die vorhandenen Chancen zu ergreifen.

Auch im Landkreis Reutlingen geht die Zahl der Landwirte zurück, weiß Fiedler. Die Anforderungen seien hoch: neben Unsicherheitsfaktoren wie Wetter, Preisen, Krankheit oder politischen Entwicklungen gebe es hohe rechtliche Vorgaben. Auch die mentalen Belastungen seien aufgrund der Unsicherheiten hoch. Es erfordere Mut von der nachfolgenden Generation, landwirtschaftliche Betriebe zu übernehmen und in diese zu investieren – „und ich bin dankbar, dass es immer wieder welche tun“. Für die Zukunft der Landwirtschaft sei es notwendig, Betriebe zu modernisieren und Bürokratie abzubauen.

Aber auch Initiativen wie die Gläserne Produktion seien von hoher Bedeutung: Nur durch die Offenheit der Landwirtschaft selbst könne auch eine Offenheit der Bevölkerung gegenüber der Landwirtschaft geschaffen werden, weshalb Fiedler sich ausdrücklich bei Familie Fritz bedankte, dass sie Einblick in ihren Betrieb gegeben hatte: „Ich halte das für immens wertvoll. Es stärkt das Vertrauen in unsere heimische Landwirtschaft, es bringt die Verbraucherschaft der Landwirtschaft näher und es weckt das Verständnis füreinander.“

130 Kühe gehören zum Milchviehbetrieb Fritz. „Wir produzieren rund 3000 Liter Milch am Tag“, erklärte Landwirt Thomas Fritz. Dass das nur aufgrund der beiden Melkroboter möglich ist, welche die Kühe automatisch rund um die Uhr melken, konnten die interessierten Verbraucher bei einer Führung über den Hof erfahren. Auch die Molkerei Omira, wo die Milch vom Finkhof zur weiteren Verarbeitung landet, war mit einem Stand vertreten. Der Maschinenring stellte eine Maschine zur Ampfer-Bekämpfung auf Grünland vor, welche mittels Künstlicher Intelligenz einzelne Pflanzen erkennen und gezielt bekämpfen kann.

Beim Stand des Kreisbauernverbandes konnten die Besucher zugunsten des Fördervereins Sonnenstrahlen am Glücksrad drehen und Preise vom Apfel bis zum Einkaufsgutschein im Hofladen gewinnen. Der Pfullinger Brauchtumsverein hatte neben nostalgischen Traktoren auch eine alte riemenbetriebene Dreschmaschine dabei, um zur Unterhaltung der Besucher historisch Getreide zu dreschen.

Vielfältig, politisch und demokratisch

Gesellschaft Tanzdemo von „Reutlingen bleibt bunt“ als Gegenpol für „Baden-Württemberg steht auf“ am 18. Oktober.

Reutlingen. Das Bündnis „Reutlingen bleibt bunt“ veranstaltet am Samstag, 18. Oktober, um 13.30 Uhr eine Tanzdemonstration auf der Echazterasse am Zentralen Omnibusbahnhof. Der bunte Protest von „Reutlingen bleibt bunt“ möchte Position beziehen gegen die verschwörungstheoretische und von rechtsextremen Kräften für ihre Propaganda genutzte Demonstration „Baden-Württemberg steht auf“, heißt es in einer Mitteilung. Diese ist ebenfalls für den 18. Oktober geplant. Reutlingen wird damit wieder Schauplatz einer Demonstration aus der Querdenkerszene. Das Netzwerk nennt sich inzwischen „Baden-Württemberg steht auf“ und vertieft in ihren Aktionen die Alltagsängste der Menschen. Sie versucht den Teilnehmenden rechtsextreme Scheinlösungen für ihre Ängste schmackhaft zu machen. „BW steht auf“ verkauft sich als parteiunabhängig. Hinter den Inhalten stehen jedoch oft Rechtsextreme. Die Veranstaltung dient beispielsweise der Bewerbung der AfD und deren Vorfeldorganisationen, so die Mitteilung weiter. Deshalb verteilt auch der wegen rechtsextremer Volksverhetzung verurteilte Reutlinger AfD-Gemeinde- und Kreisrat Hans-Jörg Schrade am Info-Stand von „BW steht auf“ Werbung für die Demo in Reutlingen und ist als Redner gern gesehen.

Das Bündnis „Reutlingen bleibt bunt“ besteht aus vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen Reutlingens und bietet die Möglichkeit, sich gemeinsam mit viel Musik, Spaß und guter Laune für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Auftreten werden die Bands „Broken Spencer“, „Lisae“ und „Sündflut“. Die Hilfsorganisation „3 Musketiere“ oder die neu gegründete Initiative „Pro Windkraft“ und weitere Überraschungsgäste werden von ihrer Arbeit berichten. Die Akteure von „Reutlingen bleibt bunt“ möchten Menschen ermutigen, sich in den Institutionen der Demokratie zu engagieren und sich für ihre Interessen einzusetzen. Sie wollen den vielen Organisationen in Reutlingen ein Gesicht geben, die das rechtsextreme Opfergejammer, die Panikmache als auch die Hetze auf Sündenböcke nicht mehr unwidersprochen ertragen können.

„Reutlingen bleibt bunt“ will demokratische Lösungen statt rechtsextremer Manipulation, heißt es weiter in der Ankündigung. „Wir wollen natürlich auch Frieden. Wir wollen eine sozial-ökologische Zukunft und ein gutes Leben. Natürlich müssen wir auch politisch widerständig sein und demokratisch kämpfen. Wir sind vielfältig, auch politisch, aber demokratisch, ohne Faschismus, Verschwörungstheorien und Rechtsextremismus“, sagte Tina Hüselitz von „Reutlingen bleibt bunt“.

Filmpremiere, Vortrag und Diskussion

Landkreis Veranstaltung im Kino Kamino zum „Tag der nicht sichtbaren Beeinträchtigungen“ am 20. Oktober.

Reutlingen. Der Beirat Selbsthilfe der Inklusionskonferenz im Landkreis Reutlingen setzt auch in diesem Jahr am 20. Oktober in Kooperation mit dem Verein Autismus verstehen und der Selbsthilfeorganisation „SPER“ ein Zeichen für Inklusion – und damit am Tag der nicht sichtbaren Beeinträchtigungen. Mit einer Veranstaltung im Kino Kamino soll einmal mehr die öffentliche Aufmerksamkeit auf die vielen nicht sichtbaren Beeinträchtigungen, wie psychische Erkrankungen, Autismus oder Depressionen gerichtet werden, wie es in einer Mitteilung des Landkreises an die Medien heißt. Die Veranstaltung soll für die alltäglichen Herausforderungen von Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen sensibilisieren und aufzeigen, welche Herausforderungen und Stigmatisierung damit einhergehen, so die Ankündigung weiter.

Die Veranstaltung findet am Montag, 20. Oktober, von 18 bis 20 Uhr im Kino Kamino in Reutlingen statt. Betroffene sowie deren Familien und Interessierte können an der Veranstaltung teilnehmen, um den Menschen mit unsichtbaren Beeinträchtigungen so eine Stimme zu geben. Die Veranstaltung ist kostenlos und barrierefrei zugänglich. Auf dem Programm stehen Vortrag, Filmpremiere, Podiumsdiskussion und mehr.

Vortrag von Professor Rüsch

Nach einem Grußwort von Andreas Bauer, Sozialdezernent im Landkreis Reutlingen, wird Professor Nicolas Rüsch mit seinem Vortrag „Das Stigma psychischer Erkrankung: Folgen und Interventionen“ das Thema an diesem Abend aus professioneller Sicht beleuchten. Nicolas Rüsch ist Professor für Public Mental Health (Sozialpsychiatrie) an der Uni Ulm sowie am BKH Günzburg und arbeitet klinisch im Home Treatment (aufsuchende Behandlung) sowie wissenschaftlich zum Thema Stigma psychischer Erkrankung.

Ein weiteres Highlight des Abends wird dann die Premiere des 30-minütigen Kurzfilmes „Leben mit unsichtbaren Beeinträchtigungen – Herausforderungen und Stigmatisierung“ sein. Dieser Film wurde im Auftrag der Inklusionskonferenz erstellt und porträtiert sieben betroffene Personen aus dem Landkreis Reutlingen, die die Öffentlichkeit auf diesem Weg an ihren ganz persönlichen Lebenswelten teilhaben lassen.

Mit einem Podiumsgespräch unter Beteiligung von Professor Rüsch und Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Film sowie einem anschließenden „Ausklang“, der die Möglichkeit zum Austausch bietet, wird die Veranstaltung beendet, wie es abschließend von Seiten des Landkreises in der Mitteilung heißt.

Gemeinsam bewegen und engagieren

Kreissparkasse „Digitale Spendenwanderung „Wir-Wunder-2025“ – Über 1000 Teilnehmende erlaufen 15.000 Euro.

Reutlingen. Bewegung, Gemeinschaft und Engagement für die Region: Die Digitale Spendenwanderung „Wir-Wunder-2025“ der Kreissparkasse Reutlingen war ein voller Erfolg, heißt es in einer Mitteilung der Bank an die Medien.

Im Aktionszeitraum vom 1. bis 30. September 2025 machten sich 1016 Wanderinnen und Wanderer auf vier verschiedenen Strecken rund um den Glemser Stausee auf den Weg, um mit jedem Schritt Gutes zu tun.

Zur Auswahl standen Touren mit 3, 6, 9 und 12 Kilometern Länge – von der familienfreundlichen Runde um den Stausee bis hin zur anspruchsvolleren Panoramawanderung über den Wiesfels und den Gutenberg.

Für jeden gewanderten Kilometer spendete die Kreissparkasse Reutlingen zwei Euro zugunsten gemeinnütziger Projekte auf der regionalen Spendenplattform „WirWunder.de/Reutlingen“.

Dank der großen Beteiligung kamen so fast 15.000 Euro an Spendengeldern zusammen – ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Engagement in der Region. „Wir freuen uns über die beeindruckende Resonanz und die Begeisterung, mit der so viele Menschen die Aktion unterstützt haben“, sagte Thilo Schmid, Pressesprecher der Kreissparkasse. „Mit Wir-Wunder möchten wir zeigen, dass gemeinsames Engagement Spaß machen und zugleich viel bewirken kann.“

„Die Kreissparkasse Reutlingen dankt allen Teilnehmenden und dem Schwäbischen Albverein für die Unterstützung bei der Streckengestaltung“, wie es abschließend in der Mitteilung heißt.

Erklärung zum Motorradlärm

CDU Kreisparteitag in Zwiefalten: Vorstand komplett neu gewählt. Hailfinger mit 97,2 Prozent im Amt als Vorsitzender bestätigt.

Zwiefalten. Der Kreisparteitag der CDU Reutlingen fand jetzt im Haus Adolph Kolping in Zwiefalten statt. Unter der Leitung des Bundestagsabgeordneten Michael Donth wurde der komplette Kreisvorstand neu gewählt. Der Kreisvorsitzende Manuel Hailfinger MdL wurde dabei mit 97,2 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt, wie es in einer Mitteilung an die Medien heißt.

In seinem Bericht ließ Hailfinger das vergangene Geschäftsjahr Revue passieren. Der Landtagsabgeordnete dankte zuvorderst dem Kreisverband für das Vertrauen in seine Tätigkeit als Kreisvorsitzender. Die Zeit seit dem letzten Kreisparteitag im September 2023 war wesentlich geprägt von der Kommunalwahl im Juni 2024 und der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025. Die CDU im Kreisverband Reutlingen errang bei der Kommunalwahl kreisweit gute Ergebnisse und konnte viele, teils auch junge, engagierte Parteimitglieder in den Kommunalparlamenten platzieren. Auch Michael Donth wurde erneut zum Bundestagsabgeordneten im Wahlkreis Reutlingen gewählt.

Auch die Zwiefalter Bürgermeisterin Alexandra Hepp richtete ein Grußwort an den Kreisparteitag, in dem sie über die aktuellen Angelegenheiten der Gemeinde berichtete. Passend zur Örtlichkeit des Kreisparteitages wurde die Zwiefalter Erklärung verabschiedet. Sie behandelt den Schutz vor Motorradlärm an beliebten Motorradstrecken. Von dieser Problematik ist auch Zwiefalten stark betroffen. Bürgermeisterin Hepp beschrieb das Problem derart, dass die Steige nach Zwiefalten von Motorradfahrern teils mehrfach hintereinander befahren wird und es auf diese Weise zu einer nicht unerheblichen Lärmbelastung für die Anwohner kommt.

Die Zwiefalter Erklärung fordert, dass Lösungen zur Verkehrserkennung von Motorradfahrern gefunden werden. In der Straßenverkehrsordnung sollte zudem aufgenommen werden, dass das unnötige Hin- und Herfahren auch außerhalb geschlossener Ortschaften unzulässig sein sollte, wenn dadurch andere belästigt werden. Auch sollte bei der Bewertung der Lärmbeeinträchtigung nach den Lärmschutz-Richtlinien Straßenverkehr nicht lediglich auf den Jahresmittelwert abgestellt werden, sondern es sollten saisonale Besonderheiten Berücksichtigung finden. Außerdem sollten konkret an der Zwiefalter Steige Rüttelstreifen oder andere geeigneten Maßnahmen zur Beeinflussung des Fahrverhaltens genehmigt werden. Höhere Bußgelder für Umbaumaßnahmen an Motorrädern, die zu höheren Geräuschpegeln führen, sollten laut der genannten Erklärung als abschreckende Maßnahme Abhilfe schaffen.

Beim Kreisparteitag wurden auch bisherige Mitglieder aus dem Kreisvorstand verabschiedet. Hailfinger dankte den ausgeschiedenen Mitgliedern Christa Wais und Marcel Eder sowie weiteren Mitgliedern für ihr langjähriges Engagement.

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