Zukunft des Baggersee-Kiosks ist weiterhin unklar
Kirchentellinsfurt Alle hoffen auf eine Lösung, die aber auf sich warten lässt. Die Gastronomen Vildana und Clemens Vohrer haben derweil einen Gartenbaubetrieb gegründet.
Die Saison am Kirchentellinsfurter Baggersee ist vorbei. „Sie war durchwachsen“, bilanziert Vildana Vohrer vom Kiosk am See „K’ufer“. Das Wetter habe nicht wirklich mitgespielt. Zusätzlich plagen das Gastronomenpaar Vildana und Clemens Vohrer Zukunftssorgen: Der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim erklärte am 11. April den Bebauungsplan am Kirchentellinsfurter Baggersee für ungültig. Geklagt hatte der Fischereiverein Reutlingen, der auch Eigentümer des Sees ist. Zudem legte der Verein Widerspruch gegen die Baugenehmigung des Kiosks ein. Für die Gastronomen steht viel auf dem Spiel. „Wir haben fast täglich damit gerechnet, dass wir ein Betriebsverbot bekommen oder zurückbauen müssen“, erklärt Vildana Vohrer. Die Lage sei angespannt – für sie, ihren Mann und das Team. In der Sommersaison waren zwei Festangestellte und bis zu sechs Minijobber beschäftigt.
Denken die Gastronomen ans Aufgeben? Die Frage drängt sich auf, denn Vildana und Clemens Vohrer haben ein neues Unternehmen gegründet: „Der-Profi-kommt“ bietet professionelle handwerkliche Dienstleistungen wie Gartenarbeit, Handwerksdienste, Winterdienst und Umzugshilfe an. „Wir planen momentan nicht, das K’ufer aufzugeben – ganz im Gegenteil“, stellt Vildana Vohrer klar. Mit dem neuen Geschäft wollen sie sich breiter aufstellen und ein zweites Standbein schaffen. „Wir hoffen, dass sich alles zum Guten wendet“, sagen sie. „Wir möchten auch im kommenden Sommer wieder für unsere Gäste da sein – mit kühlen Getränken, gutem Essen und der besonderen Atmosphäre am See.“
Die Vohrers zeigen sich gesprächsbereit. „Wir wollen eine Lösung – vor allem im Sinne der Besucher, die den See als Erholungsort schätzen“, erklärt Vildana Vohrer. Viel hänge von den laufenden Gesprächen mit dem Fischereiverein und der Gemeinde ab. „Wir blicken positiv nach vorne und bereiten uns auf die nächste Saison vor“, so Vildana Vohrer.
Die Kommunikation ist schwierig
Auch der Fischereiverein Reutlingen betont, er strebe eine „einvernehmliche Lösung auf Augenhöhe“ an. Doch die Kommunikation stockt. „Auf unser letztes Schreiben vom 1. August haben wir bis heute keine Rückmeldung seitens der Behörde erhalten“, heißt es in einer Stellungnahme. Der Verein weiß nach eigenen Angaben nicht, ob der Gastronomiebetrieb rechtlich weitergeführt werden könne oder wie die Gemeinde sich die künftige Nutzung vorstelle. „Ohne Rückmeldung können wir keine Entscheidung treffen.“
Zudem fehle laut Fischereiverein bislang eine klare Aussage der Gastronomen, „ob diese noch eine Basis für die Zusammenarbeit mit der Gemeinde als deren Vertragspartner und Verpächter sehen.“
„Wir sind im Gespräch mit allen Parteien“, sagt der Kirchentellinsfurter Bürgermeister Bernd Haug auf Anfrage unserer Zeitung. Die Zukunft des Kiosks hänge nun maßgeblich von der Entscheidung des Regierungspräsidiums Tübingen ab. Dieses prüft, ob die Baugenehmigung trotz des ungültigen Bebauungsplans rechtskräftig bleibt. „Dass der Bebauungsplan nichtig ist, bedeutet nicht automatisch, dass auch die Baugenehmigung erlischt“, erklärt Haug. Zum Zeitpunkt der Erteilung sei sie gültig gewesen. Auf dieser Basis hätten die Vohrers investiert und ein unternehmerisches Risiko in Kauf genommen.
Mehr als 500.000 Euro haben die Gastronomen laut eigener Angabe seit der Eröffnung vor bald vier Jahren in den Gastrobetrieb gesteckt. 50.000 Euro kostete allein das neue automatisierte Parksystem, das seit Mai 2024 in Betrieb ist. „Falls wir unseren Gastrobetrieb schließen müssen, wird ein riesiger Schuldenberg auf uns zukommen“, sagten die Gastronomen bereits zu Beginn der Saison.
Doch auch das Regierungspräsidium spricht möglicherweise nicht das letzte Wort in der Angelegenheit. Der Fischereiverein könnte noch vor das Verwaltungsgericht Sigmaringen ziehen, falls er mit der Entscheidung nicht zufrieden ist. „Wir hoffen aber nicht, dass es dazu kommt“, sagt Haug. Das Verfahren könnte sich dann lange hinziehen. Das Ziel der Gemeinde sei eine gütliche Einigung, die den Vohrers den Betrieb am See ermöglicht, stellt der Bürgermeister klar.
Er lobt den Einsatz der Gastronomen: „Sie kümmern sich um Müllentsorgung, Toilettenreinigung und die Pflege des Geländes.“ Das habe den See aufgewertet. Am See gelte der Gemeingebrauch, betont Haug – und das sei höher zu bewerten als das Eigentumsrecht. Das bedeutet, dass jeder am See baden darf. Um dieses hohe Gut zu schützen, sollten sich alle Beteiligten am See möglichst einig sein, so der Wunsch des Bürgermeisters.
„Solange die Baugenehmigung besteht, ist der Kiosk ein rechtlich zulässiges Bauwerk“, betont er. Auch die langfristigen Pachtverträge sprächen für den Fortbestand des Betriebs.