„Eines der besten Gespräche“

Kino Schauspiel-Debutantin Karolin Nothacker aus Kupfer beantwortet Fragen nach der Vorführung des Films „Milch ins Feuer“ in den Gaildorfer Sonnenlichtspielen.

Als Karolin Nothacker das Kino in Gaildorf betritt, geht erst mal ihr Feuerwehr-Beeper los und muss abgestellt werden. Sie ist eine vielbeschäftigte Frau: Im Hauptberuf Schreinerin in Neuenstein, nebenher arbeitet sie in der Landwirtschaft bei Kupfer, ist aktiv bei der Feuerwehr, Landjugend und in einer Kirche in Schwäbisch Hall.

An diesem Abend ist sie bei den Sonnenlichtspielen in Gaildorf, weil dort der 2024 ausgezeichnete Film „Milch ins Feuer“ der in Crailsheim geborenen Regie-Debutantin Justine Bauer gezeigt wird, in dem die 22-Jährige aus Kupfer die Hauptrolle spielt. Zusammen mit ihrer Schwester Sara steht sie im Anschluss an die Filmvorführung und im Rahmen der Kino-Plus-Veranstaltung Rede und Antwort, gibt gerne Auskunft über die Dreharbeiten und sich selbst. Etwa 100 Gäste sind gekommen. Initiiert wurde der Abend durch die Kreislandfrauen Gaildorf.

Keine weiteren Rollen geplant

Wo sieht Karolin Nothacker ihre Zukunft? Das fragt jemand aus dem Publikum. „Eher nicht im Kino.“ Mit dem Durchmasch in den Castings bis zur Hauptrolle war, so Nothacker, nicht zu rechnen. „Wir wollten mal hinten durchs Bild laufen“, scherzt sie zur Teilnahme als Laien-Schauspielerin. Und ihr jetziges Leben gefalle ihr, fülle sie aus. Also laufen aktuell keine weitere Schauspiel-Aktivitäten.

„Milch ins Feuer“ feierte 2024 Premiere und wurde mit dem Förderpreis „Neues Deutsches Kino“ ausgezeichnet. Es geht vor allem um die beiden jungen Erwachsenen Anna und Katinka. Letztere wird von Karolin Nothacker dargestellt. „Anna ist schwanger und denkt über Kastration nach“, heißt es im Faltblatt zum Film. Katinka kämpft mit den Traditionen der Landwirtschaft (der Erstgeborene bekommt den Hof), ihrem festen Willen, Bäuerin werden zu wollen, und ihrer Mutter, die darin kein Auskommen sieht.

Die Kinobesucherinnen und Kinobesucher dürfen bei „Milch ins Feuer“ nicht mit einer dramaturgischen Handlung rechnen. Da geht es auch mal fünf Minuten lang um die diesjährigen Tomaten im Gespräch der Katinka mit ihrer Oma. Auch Schnecken spielen eine Rolle; am Ende setzt Katinka eine davon ihrer Freundin nach durchgefeierter Nacht ins Gesicht. Was will uns der Film mitteilen, fragt man sich in solchen Momenten.

Männer treten in dem Film, wenn überhaupt, nur sehr eigenwillig auf: Adrian, der Katinkas Schwester „geschwängert“ hat, ist wenig gesprächsbereit, und ein benachbarter Milchbauer zündet eine Scheune an – daher der Titel „Milch ins Feuer“ –, stellt grüne Kreuze aus Protest auf, was nicht ankommt und auch nicht weiter wahrgenommen wird. Die Folge: Er erhängt sich. Schnitt.

Was will Justine Bauers Film zeigen? Einen Bullerbü-Verschnitt, poetisiertes Landleben oder hintergründige Frauen-Dramen? Die Mutter liest der Katze, der Kuh, und – man ahnt es – auch der Tochter die Trächtigkeit, pardon: die Schwangerschaft an den Augen ab. Dann geht es darum, wie man junge Katzen ersäuft.

Zwischen gestern und morgen

Wenn Oma und Enkelin diskutieren, geht es um die Erfindung des Traktors, und gleichzeitig will man „die weibliche Perspektive auf die moderne Landwirtschaft“ zeigen (so die Ankündigung). Die Filmwerbung und mancher Kommentar lassen vermuten: Da geht es um Landwirtschaft 2.0, also eine Vision in die Zukunft. Aber ein bäuerliches Bild, Version 0.9, also eher überkommen, ist ebenso eingeflossen. Oder besteht die Realität aus beidem?

Das lässt sich alles vielleicht nur mit Hilfe von Filmemacherin und Alleinjurorin Doris Dörrie erahnen, die von sich gab: „Mit ihrer besonderen Mischung aus dokumentarischen und fiktionalen Elementen erzählt Justine Bauer komisch und tragisch, anrührend und gewaltig vom Leben von Frauen auf dem Land.“

Nach 78 Minuten sind die teils langwierigen und zähen Szenen und Dialoge – einen Handlungsstrang gibt es nicht – im etwas eigenwilligen 4:3-Bildformat überstanden, und die Besucherinnen nutzen den gut halbstündigen Austausch mit Karolin Nothacker: „Kompliment!“ heißt es, und „gut gemacht“.

Gutes Filmgespräch

Nothacker erklärt ihr Engagement und etliche Drehs: „Viele wissen gar nicht, wie es momentan in der Landwirtschaft aussieht und was die Landwirte oder Personen, die im ländlichen Raum leben, momentan bewegt“, erklärt sie. Sie soll Recht behalten bei ihrer Einschätzung: „Oft entwickeln sich gute Gespräche im Nachhinein.“ So auch in Gaildorf: Die Besucherinnen schätzen es, dass und wie sich eine junge Frau dem Thema Landwirtschaft, dem Film und der Diskussion stellt. „Wie geht es weiter?“ wird gefragt.

Warum wurde diese oder jene Szene genau so gedreht, und wie ging es ihr dabei? „Das war eines unserer besten Gespräche zum Film“, freuen sich die beiden Schwestern am Ende. Da ist es erfreulich, dass „Milch ins Feuer“, in dem die Darstellerinnen eine Art hohenlohisch-alemannischen Dialekt sprechen, in viele Sprachen übersetzt wurde und aktuell beinah weltweit von Südamerika – über Gaildorf – bis China zu sehen ist.

Glücksspiel soll mehr einbringen

Stadtrat Die Gaildorfer Räte beschließen eine neue Satzung zur Vergnügungssteuer. Damit fließt Geld in die Kasse.

Gaildorf. „Die nächsten Wochen und Monate wird uns ein Schlagwort immer begleiten, das ist die Haushaltskonsolidierung“, beginnt Matthias Kunz, Kämmerer der Stadt Gaildorf, seine Ausführungen vor dem Stadtrat in seiner gestrigen Sitzung. „Die Kommunalaufsicht hat uns auferlegt, unsere Zahlen besser darzustellen.“ Dafür gebe es zwei Möglichkeiten, nämlich „zum einen Ausgaben reduzieren und zum anderen Einnahme erhöhen“.

Im Tagesordnungspunkt zur Vergnügungssteuersatzung geht es um die Einnahmen. Die noch gültige Version von 2016 basiert auf der Fassung von 2012. In den ersten vier Jahren wurde sie dreimal geändert. Seit 2016 wurde sie nicht mehr angepasst. Spielgeräte in Casinos werden mit fünf Prozent auf die Einnahmen besteuert, erklärt Kunz. In einem Spielgerät werden beispielsweise in einem Monat 3100 Euro eingeworfen. 155 Euro Vergnügungssteuer ergibt das eine Spielgerät an Einnahmen für die Stadt.

Rechtliche Grundlage

Das Oberverwaltungsgericht Niedersachsen hat laut Kunz 2023 richterlich festgestellt, „dass die Besteuerung mit 25 Prozent der Bruttokasse rechtmäßig ist und keine sogenannte erdrosselnde Wirkung für deren Betrieb mit sich bringt. Das heißt, die Steuer ist nicht zu hoch, dass der Betrieb nicht mehr ausgeführt werden kann.“ Mit der höheren Besteuerung nimmt die Stadt entsprechend 274 Euro, also 119 Euro mehr, im Monat ein. Der Kämmerer möchte die höhere Besteuerung in der Satzung festhalten.

Die aktualisierte Satzung stellt Kunz den Räten vor. „Die Neufassung der Vergnügungssteuer basiert auf dem aktuellen Satzungsmuster des Gemeindetages Baden-Württemberg“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Sie soll zum 1. Januar 2026 in Kraft treten. Durch die Neufassung lassen sich die Paragrafen nicht mehr direkt mit der alten Fassung vergleichen. Der Gemeinderat votiert einstimmig für die Satzungsänderung.

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