Ausstellung Der in Gaildorf lebende afghanische Künstler Professor Abdul Naser Sawabi präsentiert im Gaildorfer Rathaus eine Auswahl seiner Werke der vergangenen drei Jahre.
Dass Abdul Naser Sawabis Heimat Afghanistan in seinen Bildern auch hier noch mitschwingt, ist auf den meisten ausgestellten Werken im Gaildorfer Rathaus unübersehbar. So ist es, wenn er Bäume auf einem Hügel malt. Da ist der Hügel sandfarben und nicht grün, und die Bäume sind im Grunde typische florale Formen aus seiner Heimat, die man ebenso in Pakistan oder Indien finden kann.
Oder man blickt auf das Porträt einer Frau, deren Halskette ebenfalls auf diese Region verweist. Und in ihrem Turban spiegeln sich Bilder einer alten Stadt mit Befestigungsanlagen und Moscheen. Dies sind meist vor 2023 entstandene Bilder.
Beim Blick auf neuere, besonders aus diesem Jahr, entdeckt man Entwicklungen in Sawabis Malerei. So bevorzugt er nun noch klarer abgesetzte Farbflächen, zumeist ohne große Schattierungen gemalt. Gerade bei den Bäumen auf Hügeln lässt sich das festhalten. Aber immer noch sind typische Muster aus seiner Heimat erkennbar, etwa auch auf einem Sonnenuntergangsbild hinter Baumstämmen. Da finden sich – Wolken darstellend – andere florale Muster, genauso auch auf einem Bild mit blutrotem Regen.
Auf einem weiteren Bild sind nur noch die Baumstämme vor einem eher grauen Himmel und einer leicht angedeuteten Landschaft zu sehen. Das Fallen der Blätter steht hier klar im Mittelpunkt. Bezüge zu Afghanistan findet man hier nicht mehr. Das trifft auch auf das Bild mit den Häusern und vor allem Hausdächern zu, das fast wie eine Auseinandersetzung mit Geometrie erscheint, ebenso die drei Bilder der Bäume mit runden Kronen, die für Jahreszeiten zu stehen scheinen.
Bei vielen der sehr fein gemalten Aquarellbilder von Vögeln oder Fischen ist das auch der Fall. Aber dann findet sich zwischendurch wieder eine Katze auf einem Hügel, die den Mond betrachtet oder die Sonne – und der Hügel wirkt mit seinen Mustern wie ein persischer Teppich.
Nichts mehr mit Afghanistan zu tun haben die Bilder vom Strand mit Badegästen oder das abstrahierende Bild, auf dem Vögel nur noch an ihrer Form zu erkennen sind. Oder das Bild mit einem farbenprächtigen Vogel und mathematischen Formeln sowie Schrift zu „Goldenem Schnitt“, „Goldenes Verhältnis“, „Goldene Zahl“, „Golden Ratio“ und „Divine Proportions“. Einem Aquarell mit einem Vogel ist noch ein Spruch beigefügt: „Das Leben ist eine Harmonie aus Gegensätzen … ein leises Lied aus Licht und Schatten. Mögen wir in jedem Moment das Schöne erkennen und genießen.“
Ganz schlicht wird es auf einem sehr kleinen Acrylbild mit drei Tulpen oder auf dem Aquarell einer von Schmetterlingen umschwirrten Pflanze. Aber dann trifft man wieder eine Weinrebe, ergänzt um einen Spruch des persischen Dichters und Mystikers Hafis. Die galoppierende Pferdeherde ist vor einem Ort mit Gebäuden wie in Afghanistan zu sehen. Und die Frau in gelbem Kleid zwischen Goldfischen und Seerosenblättern trägt Schmuck, wie er eher für Afghanistan typisch ist.
Flucht aus Afghanistan
So wundert es nicht, dass bei der Vernissage am vergangenen Sonntag nach der Begrüßung durch Gaildorfs Bürgermeister Stephen Brauer, der auf Sawabis Flucht aus Afghanistan wegen seiner Ortskrafttätigkeit für die Bundeswehr und auf „Farben und Motive zwischen Orient und Okzident“ hinwies, Abdul Naser Sawabi selbst festhielt: „Wenn ein Mensch seine Heimat verlässt, bleibt ein Teil seiner Seele dort.“ Er versuche, das mit seiner Malerei etwas auszugleichen.
Für den Bürgermeister und die Gemeinde gab es als Dank für die Möglichkeit einer ersten Ausstellung in Deutschland noch ein Bild vom Rathaus als Geschenk. Gitarrist Aldo Simoni, auch Lehrer an der Musikschule Schwäbischer Wald, umrahmte die Ausstellungseröffnung mit Jazzstandards wie „Moonriver“ oder „Fly Me To The Moon“.
Info Die Ausstellung „Farben und Formen zwischen Orient und Okzident“ von Prof. Abdul Naser Sawabi ist noch bis zum 16. November zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen. Danach stellt die Gaildorfer Stadtmalerin Naomi Akimoto aus.