Politik bleibt eher außen vor

Parteien Christdemokraten feiern auf dem Ehinger Marktplatz ihren Geburtstag mit einem „Tag der CDU“. Dabei kommen einige Themen zur Sprache.

Bürgerdialog ist eine schwierige Sache. Der Bürger beginnt den Bürgerdialog mit der CDU auf dem Marktplatz in den meisten Fällen mit dem Satz „Kann ich einen Luftballon haben?“. Der zweite Satz seitens der CDU in Person von Jutta Uhl, Nil Scheppach oder anderen lautet dann „Möchtest du einen blauen oder einen weißen Luftballon?“. Im besten Fall entwickelt sich ein Plausch über Kinder oder Marktgeschehen, das gute Wetter oder wie man das restliche Wochenende verbringt.

Zwischen Ohnmacht und Zorn

Unter dem Motto „80 Jahre. Nach vorne.“ wollte der CDU-Stadtverband gemeinsam mit den Bürgern zurückblicken, aber vor allem nach vorne schauen. Ganz bewusst wollte man nach vorne schauen, auch wenn manchem Bürger angesichts der persönlichen Situation und der Weltlage gar nicht so sehr zum Feiern zumute war. Fragte man bei den Erwachsenen nach, bekam die fröhliche Fassade schnell Haarrisse. Gaza, Ukraine, die Wirtschaftsmacht China, unser Gesundheitssystem und dieser unsägliche Trump. Die Triggerpunkte für Gespräche zwischen Ohnmacht und Zorn wären endlos gewesen, hätte man sie vertieft.

Dann also lieber Luftballons mit ökologisch vertretbaren Papierschnüren und eine Packung „Geburtstagskuchen“ zum 80er, der eine Kuchenzubereitung in der Mikrowelle versprach. Auch Kugelschreiber, Notizblöcke, Gummibärchen, Trinkbecher und Flaschenöffner gingen gut weg. Gespräche mit politischem Inhalt konnte Stadtverbandsvorsitzender Dominik Springer gegen 11 Uhr kaum vermelden. Die Bevölkerung schien keine Sorgen zu haben oder die Sorgen nicht zur Sprache bringen zu wollen.

Und doch entwickelte sich am Rande ein Gespräch mit einem Ingenieur, der damit liebäugelte, ein CDU-Mitglied werden zu wollen und die Sorgen der Chip-Industrie anklingen ließ. Es brauche Anreizsysteme, um die Industrie wieder auf Vordermann zu bringen, meinte der Besucher. Dabei griff er auf den Slogan „Leistung muss sich wieder lohnen“ zurück, mit dem Helmut Kohl 1982 gegen die damalige SPD-geführte Bundesregierung angetreten war. Wiederholt sich also alles in einer Variation? Ist die Gesellschaft (noch) leistungsfähig? Schon in der Frage steckte die Antwort.

Der Gast, der im Ausland eine Technologiefirma betreibt, plädierte für flache Hierarchien und wusste, dass den Deutschen das Image anhaftet, immer alles besser zu wissen. Dem politisch interessierten Bürger, der sich für eine Gastmitgliedschaft bei der CDU interessierte und der anonym bleiben wollte, war es wichtig, die Technologie im Land zu halten. Man sollte Technologien schützen und nicht nach China herausgeben, meinte er und wandte sich auch gegen staatliche Vorgaben wie das Verbrennerverbot.

Gegen ein Verbrennerverbot

Ihm sei wichtig, dass sich die beste Technologie durchsetze und nicht die kraft Gesetz verordnete. Dass China längst den E-Auto-Markt beherrscht, mache ihm Sorgen. Deutschland befinde sich im Limbo-Modus voller Unsicherheit und Zaudern. Aber Lösungen habe er auch nicht, meinte der Mid-Ager. Mit seiner CDU-Gesprächspartnerin war er sich einig, dass die deutsche Gesellschaft nach wie vor von einer goldenen Ära zehre. Doch wie lange noch? Niemand wolle sich von seinem Wohlstand, der aber nicht mehr finanzierbar sei, etwas wegnehmen lassen. Wie sich das Dilemma auflösen ließe, schien derzeit vollkommen unklar. Und jeder schaue auf den Koalitionspartner als Verhinderer.

„Brandmauer“ ist Merz‘ Thema

Auch das Thema „Brandmauer gegen die AFD“ klang an. Der Gast warf die Frage auf, wie demokratisch eine Brandmauer sei. Diese Frage ließ die Gesprächspartnerin lieber offen, während Bundeskanzler Friedrich Merz am selben Tag eine Zusammenarbeit mit der AFD erneut entschieden ablehnte. Es werde keine Zusammenarbeit mit einer Partei geben, die alles infrage stelle, was Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stark gemacht habe – „jedenfalls nicht unter mir als dem Parteivorsitzenden der CDU Deutschlands“, sagte Merz.

Die Geburtstagsfeier zum 80er war für die CDU eine Selbstvergewisserung, ein Schulterklopfen angesichts der Herausforderungen, eine Art Sammlung vor Zeiten, die so rosig nicht werden können. Politik blieb beim Geburtstag außen vor.

„Hutzla ra“ erfährt große Begeisterung

Tradition Ungefähr so viele Menschen, wie Wecken vom Turm fliegen, versammeln sich auf dem Hof der St. Blasius-Kirche.

Ehingen. Es gibt Familien, da war die Oma schon beim „Hutzla ra“. Oft macht eine junge Generation, die auswärts studiert oder sich im Berufsleben befindet, eine Pause von dem beliebten Brauch. Aber kaum sind Enkel oder Kinder im Kindergartenalter, wird diese jahrhundertealte Tradition wieder aktuell. Dann zieht man bestens ausgerüstet mit Schirm, Regenjacke, Fahrradhelm und einer Tüte los und wartet darauf, dass es vom Turm von St. Blasius 12 Uhr schlägt. Rund 450 große und kleine Fans tummelten sich am Samstag auf dem Kirchplatz.

Ein paar Momente schien nach dem Mittagsläuten gar nichts zu passieren. Erst, nachdem von den Kindern ein laut gerufenes „Hutzla ra“ erschallt ist, werden die Mitglieder der Narrenzunft oben aktiv und werfen Wecken, rote Würste, getrocknete Birnen und einige Liter Wasser herunter. Dann kreischen die Kinder, stolpern beim Fangen der guten Gaben übereinander, schnappen sich die Wecken vor der Nase weg und beißen in Wecken, die auch schon mit Wasser Kontakt hatten. Dreck stärkt das Immunsystem.

Vergnügen für die Kinder

Einige ältere Zuschauer wunderten sich, dass die Kleinen heutzutage mit Fahrradhelmen antreten. „Uns hat so eine Rote auf dem Kopf doch nicht geschadet“, murmelten sie. Manche Eltern waren eine Spur zu beflissen und wollten ihre Kinder unterstützen, indem sie sich ins Kampfgewühl einmischten oder gar selber Wecken und Würste fingen. Wenn sie die Augen aufmachten, sahen sie, dass es sich um ein Kindervergnügen handelt oder handeln sollte. Kein Kind kam bei der Rempelei ernsthaft zu Schaden und viele verschenkten ihren Fang umgehend an Brüder und Schwestern.

450 Würste, ebenso viele Wecken und sieben Kilogramm Hutzeln flogen heuer vom Kirchturm. Neben dem offiziellen gab es dann noch das „kleine Hutzla ra“ mit Süßigkeiten aus dem Mesnerhaus. Da regneten zehn Kilogramm Süßes aus dem Fenster.

Späti soll vor allem Jugend anziehen

Handel Seit Anfang Juli gibt es einen kleinen Laden in der Unteren Hauptstraße. Inhaber hat Erfahrung aus München.

Ehingen. München war Sadettin Sali zu teuer und zu unrentabel. Deshalb hat der gebürtige Grieche seinen Laden in der bayrischen Landeshauptstadt aufgegeben und in Ehingen einen „Späti 85“ eröffnet, der im Idealfall rund um die Uhr geöffnet haben soll. Bisher hat der Laden in der Hauptstraße 103 jedoch nur sporadisch geöffnet. Ihm fehle momentan noch die Genehmigung für eine 24-Stunden-Öffnung, sagt der 35-jährige Geschäftsmann. Kernzeiten seien derzeit von 10 bis 14 Uhr und von 17 bis 22 Uhr, die nach Erfahrung der Autorin aber auch nicht verlässlich sind. Zudem suche er noch Personal, erklärt der Chef, der in München wohnt, aber in Ehingen Bekannte hat.

Bei einem Besuch in Ehingen sei er auf den Laden, in dem zuvor ein Bekleidungsgeschäft angesiedelt war, aufmerksam geworden. Einige Regalleisten erinnern noch an den früheren Laden. Als der Inhaber des Bekleidungsgeschäfts verstarb, kümmerte sich Sadettin Sali um einen Mietvertrag für die Räumlichkeiten. Die Ladenfläche beträgt 85 Quadratmeter. Ein kleiner Nebenraum mit Sitzecke ist angeschlossen. Sadettin Sali möchte mit seinem Sortiment vor allem junges Publikum anziehen. Deshalb gibt es „Pipapo“-Sonnenblumenkerne, „Kool-Aid Soda“ und „Takis“-Chips. Auch asiatische Instant-Nudeln für eine heiße Suppe liegen im Regal. Der Kühlschrank ist mit Getränken gut gefüllt und die Spirituosen stehen separat direkt hinter der Ladentheke.

Paketshop für drei Anbieter

Einige Ecken im Laden harren noch der Renovierung. Er wolle ein Sortiment mit griechischen, chinesischen, amerikanischen und türkischen Waren bereit halten, erklärt Sali. Außerdem bietet er Aufladekarten von Mobilfunkanbietern oder Händlern an. Auch einen Paketshop für DHL, GLS und Hermes hat der Inhaber im Programm. Zudem möchte der gelernte Lagerlogistiker in absehbarer Zeit einen Gebäude- und Hausmeisterservice für Ehingen aufziehen. Dafür suche er noch geeignete Räumlichkeiten, sagt Sati.

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