„Hutzla ra“ erfährt große Begeisterung
Tradition Ungefähr so viele Menschen, wie Wecken vom Turm fliegen, versammeln sich auf dem Hof der St. Blasius-Kirche.
Ehingen. Es gibt Familien, da war die Oma schon beim „Hutzla ra“. Oft macht eine junge Generation, die auswärts studiert oder sich im Berufsleben befindet, eine Pause von dem beliebten Brauch. Aber kaum sind Enkel oder Kinder im Kindergartenalter, wird diese jahrhundertealte Tradition wieder aktuell. Dann zieht man bestens ausgerüstet mit Schirm, Regenjacke, Fahrradhelm und einer Tüte los und wartet darauf, dass es vom Turm von St. Blasius 12 Uhr schlägt. Rund 450 große und kleine Fans tummelten sich am Samstag auf dem Kirchplatz.
Ein paar Momente schien nach dem Mittagsläuten gar nichts zu passieren. Erst, nachdem von den Kindern ein laut gerufenes „Hutzla ra“ erschallt ist, werden die Mitglieder der Narrenzunft oben aktiv und werfen Wecken, rote Würste, getrocknete Birnen und einige Liter Wasser herunter. Dann kreischen die Kinder, stolpern beim Fangen der guten Gaben übereinander, schnappen sich die Wecken vor der Nase weg und beißen in Wecken, die auch schon mit Wasser Kontakt hatten. Dreck stärkt das Immunsystem.
Vergnügen für die Kinder
Einige ältere Zuschauer wunderten sich, dass die Kleinen heutzutage mit Fahrradhelmen antreten. „Uns hat so eine Rote auf dem Kopf doch nicht geschadet“, murmelten sie. Manche Eltern waren eine Spur zu beflissen und wollten ihre Kinder unterstützen, indem sie sich ins Kampfgewühl einmischten oder gar selber Wecken und Würste fingen. Wenn sie die Augen aufmachten, sahen sie, dass es sich um ein Kindervergnügen handelt oder handeln sollte. Kein Kind kam bei der Rempelei ernsthaft zu Schaden und viele verschenkten ihren Fang umgehend an Brüder und Schwestern.
450 Würste, ebenso viele Wecken und sieben Kilogramm Hutzeln flogen heuer vom Kirchturm. Neben dem offiziellen gab es dann noch das „kleine Hutzla ra“ mit Süßigkeiten aus dem Mesnerhaus. Da regneten zehn Kilogramm Süßes aus dem Fenster.