Vom Bürgerprotest zum Modell für Anwohnerbeteiligung

Reutlingen Wie die Nachbarschaft den 21 Millionen teuren Umbau des Gotteshauses zu einem Diakonischen Zentrum maßgeblich mitgestaltet hat.

Als die Evangelische Gesamtkirchengemeinde 2022 bei einem Informationsabend ihre Pläne für die Reutlinger Christuskirche vorstellte, wurde heftiger Protest laut gegen deren Umbau zu einem Diakonischen Zentrum. So vehement, dass die Verantwortlichen eine ständige Werkstatt mit Anwohnerinnen und Anwohnern einrichteten. Am Montag fand die nun ihren Abschluss mit einer Baustellenführung. Ein Nachbar war bei allen zwölf Terminen dabei und erklärt, was dieser Dialog bewirkt hat.

Im Kirchenschiff herrscht gähnende Leere: Wo früher Bänke standen, wird demnächst ein neuer Estrich aufgebracht. Der Mittelgang ist zum Schutz der bereits gereinigten Natursteine mit Sperrholzplatten abgedeckt. Die ehemalige Sakristei wird zum barrierefreien Haupteingang, der Altarraum ist verhüllt, die Orgel längst ausgebaut. Der Boden der Empore wird verstärkt für vier Büros und zwei Gemeinschaftsräume. Rund um die 1936 eingeweihte Kirche wurde für 120.000 Euro ein Gerüst aufgestellt.

Flächentausch als großer Wurf

„Ich war anfangs auch skeptisch, weil ich im Beruf erlebt habe, wie man mit Kirchen umgeht“, sagt Anwohner Johannes Rinn (61). Er ist Stadtplaner in Tübingen und wurde ausgewählt als Bürgervertreter, der den Wettbewerb ums beste Konzept begleiten sollte. Deshalb war er auch bei allen zwölf Werkstatt-Terminen dabei. „Für mich als Stadtplaner ist es spannend, mal auf der anderen Seite zu stehen.“

Von dieser anderen Seite sind die Verantwortlichen gewaltig überrascht worden. „Wir hatten mit Protesten gerechnet, aber nicht in dieser Vehemenz“, sagt Projektleiter Frank Ziegler. Im Zentrum der Kritik: Der Park vor der Kirche sollte mitsamt seinem alten Baumbestand für Wohngebäude des neuen Diakonischen Zentrums weichen. „Das war auch für mich der falsche Weg, denn der Park hat große Bedeutung für das Quartier“, erklärt Rinn.

Der Vorschlag, deshalb mit der Stadt zu verhandeln, sei aus der Bürgerschaft gekommen. Mit dem Resultat, dass durch einen Flächentausch der Park nun der Stadt gehört und erhalten bleibt. Die drei neuen Gebäude mit Sozialwohnungen wiederum werden von der Kirche zwischen ihrem ehemaligen Gotteshaus und der Hermann-Kurz-Schule gebaut. „Ich bin überrascht, wie schnell sich beide Seiten einig wurden. Das hat viel Druck aus der Debatte genommen“, davon ist der Tübinger Stadtplaner überzeugt. „Dass die Kirche auf die Proteste mit der ständigen Werkstatt eingegangen ist, hat durchaus Modellcharakter.“

Er könne nachvollziehen, dass die Kirche wegen konstant sinkender Mitgliederzahlen auf einige Gotteshäuser verzichten müsse. „Es ist gut, dass hier eine Lösung gefunden wurde nach dem Debakel mit der Leonhardskirche“, sagt Rinn. Denn für das Gebäude am Leonhardsplatz ist bis heute keine Nachnutzung gefunden worden. Ihm ist deshalb wichtig, dass die Christuskirche nicht verkauft worden ist.

„Allerdings wird sie etwas ganz anderes sein als noch vor drei Jahren. Hier wird ein Gebäude nutzbar gemacht, dessen ursprünglicher Nutzen immer weniger gefragt ist“, betont der Stadtplaner. „Neben der neuen Funktion mit Büros und Beratungsräumen des Diakonieverbands entsteht in den drei Neubauten auch Wohnraum für Menschen, die sonst kaum berücksichtigt werden.“

Allerdings klagen viele Reutlinger Chöre, dass die Konzertkirche mit ihrer guten Akustik nun für Auftritte verloren gegangen ist. „Das ist ganz sicher ein Verlust, das sehe ich auch so“, räumt Rinn ein. Aber als Stadtplaner müsse er immer mit Veränderungen umgehen. „Es ist deshalb gut zu wissen, dass es mit der Christuskirche weitergeht.“

Hohe Denkmalschutz-Auflagen

Für den 21 Millionen Euro teuren Umbau zum Diakonischen Zentrum ist Architektin Bo Rotar vom Tübinger Büro der Stuttgarter Architektenfirma Ackermann und Raff zuständig. Dabei muss sie viele Vorgaben des Denkmalschutzes umsetzen. Die sind teilweise so penibel, als ginge es um Freskenfragmente aus dem 13. Jahrhundert und nicht um Fenster, Steinböden oder Säulenputz von 1936, die jetzt in einen ganz anderen Kontext gesetzt werden. „Aber ich kann das Denkmalamt verstehen, dass es an den Zeugnissen der verschiedenen Zeitschichten festhält“, sagt die Architektin dazu.

Für sie ist es der erste Umbau einer Kirche – und vermutlich nicht der letzte. Denn ihr Architekturbüro hat auch die Ausschreibung für die Umgestaltung der Eberhardskirche in der Tübinger Eugenstraße gewonnen. Obwohl wegen der Auflagen des Denkmalamts und entsprechender Statikprüfungen immer nur Teilbaugenehmigungen erteilt werden, seien die Arbeiten im Zeitplan, sagt Projektleiter Ziegler. Und kann schon verkünden: „Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hat seine Eröffnungspredigt für den ersten Advent am 29. November 2026 zugesagt.“

Ein Film verdeutlicht die Realität

Reutlingen Inklusionskonferenz, Verein „Autismus verstehen“ und Selbsthilfeorganisation „SPER“ veranstalten „Tag der nicht sichtbaren Beeinträchtigungen“. Vortrag von Professor Nikolas Rüsch vom Universitätsklinikum in Ulm.

Unter dem Stichwort „#sichtbarwerden“ fanden sich kürzlich viele Interessierte beim „Tag der nicht sichtbaren Beeinträchtigungen“ im Reutlinger Kamino ein. Veranstalter und Organisatoren waren die Inklusionskonferenz, der Verein „Autismus verstehen“ und die Selbsthilfeorganisation „SPER“, wie es in einer Mitteilung des Landratsamts heißt.

„Wir wünschen uns ein respektvolles Miteinander“, waren sich die sieben „Filmhelden“ einig, die im Reutlinger Kamino auf der Leinwand zu sehen waren. Für den „Tag der nicht sichtbaren Beeinträchtigungen“ hatten sich sieben Personen einverstanden erklärt, in einem Filmprojekt über ihre jeweilige persönliche unsichtbare Beeinträchtigung zu berichten. „Es braucht viel Engagement und auch viel Mut, sich so in einem Film zu präsentieren“, hatte Andreas Bauer in einem Grußwort betont. „Die Krankheit, die für das Umfeld oft unsichtbar bleibt, ist für Betroffene alltägliche Realität“, sagte der Sozialdezernent des Landkreises Reutlingen. Nur gemeinsam sei es möglich, eine Gesellschaft zu gestalten, „in der sich niemand ausgeschlossen fühlt“, so Bauer.

„Wir brauchen systematische Lösungen, in Form eines Nachteilsausgleichs – es gibt viel zu tun, ich bin dankbar, dass es die Inklusionskonferenz gibt“, sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Thomas Poreski.

Dass die Gesellschaft aber noch weit von solch passenden Lösungen entfernt ist, davon berichteten die sieben Menschen aus dem Kreis Reutlingen in dem Film unter dem Titel „#sichtbarwerden“. Sie sind betroffen von unsichtbaren Beeinträchtigungen wie Depressionen, Asperger- Autismus, einer Sehbehinderung oder psychischen Erkrankungen. „Ich habe mich immer als andersartig empfunden, ich fühlte mich nicht mehr als Teil der Gesellschaft“, sagten zwei der „Filmheldinnen“.

Die Folgen der Erkrankung waren bei fast allen, die berichteten, die gleichen: Antriebslosigkeit, Ängste, geringes Selbstwertgefühl, Mobbing. „Man kommt mit der Diagnose in eine Schublade rein, hat Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche, wird schlechter bezahlt“, so einer der Betroffenen. Immer wieder müssten sich die Menschen mit psychischen Erkrankungen erklären, viele Vorurteile würden ihnen begegnen.

Und das führt nach den Worten von Professor Nikolas Rüsch vom Universitätsklinikum in Ulm oftmals zu Selbststigmatisierung, zum Verlust des Selbstwertgefühls. In dem Stil: „Weil ich psychisch krank bin, kann ich mir nichts mehr zutrauen.“ Betroffene würden oft Scham empfinden, sich demoralisiert fühlen und ihre Lebensziele aufgeben. Die Folgen seien häufig Isolation, Hoffnungslosigkeit und gar Suizidalität.

Das bestätigten auch die „Filmhelden“, die ihr Leiden, ihre Erlebnisse und Empfindungen sichtbar machten. Und sie äußerten Kritik auch an den Medien: „Die berichten nur negativ über psychische Erkrankungen, es entsteht der Eindruck, dass psychisch Kranke gefährlich sind – das stimmt aber einfach nicht“, so die Aussage eines Betroffenen. Statistiken würden belegen, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht gefährlicher sind als alle anderen.

Aufklärung sei bitter notwendig, lautete die eindeutige Forderung. Es brauche mehr Hilfsangebote, „es gibt viel zu wenig ambulante Versorgungsangebote, das ist ein Skandal“, betonte Nicolas Rüsch. Aufklärungsansätze gebe es, etwa mit dem Schulprojekt „Verrückt? Na und“ oder auch mit Rüschs Programm „IWS“ (In Würde zu sich stehen). Damit sollen Betroffene dem Selbststigma entkommen und mehr und besser zu sich selbst stehen können.

Die am Montagabend auch live anwesenden „Filmheldinnen und Filmhelden“ ernteten viel Applaus für ihren Mut, ihre Beeinträchtigungen öffentlich gemacht und damit zu mehr Bewusstsein in der Gesellschaft beigetragen zu haben. „Denn Inklusion bedeutet für uns mehr als bloße Toleranz. Es bedeutet, alle Menschen vorbehaltlos einzubeziehen, ihre Vielfalt zu anzuerkennen und ihnen gleiche Chancen zu bieten“, so Susanne Blum, Leiterin der Geschäftsstelle Inklusionskonferenz.

Der Film ist auf der Internetseite des Landkreises für alle Interessierten verfügbar unter „https://www.kreis-reutlingen.de/sichtbarwerden“.

Große Vielfalt an Techniken und Ideen

Pfullingen Kürzlich wurde die mittlerweile bereits 45. Ausstellung Pfullinger Kunstschaffender im Kulturhaus Klosterkirche eröffnet. Das Publikum bei der Vernissage füllte den Cäcilia-Saal restlos.

Bereits zum 45. Mal findet die Ausstellung Pfullinger Kunstschaffender statt. Bei der Vernissage erlebten die Gäste eine beeindruckende Vielfalt an Techniken und schöpferischen Ideen. Zum 45. Mal präsentieren kunstschaffende Pfullinger Bürgerinnen und Bürger ihre Werke im Kulturhaus Klosterkirche. Veranstalter sind die Stadt Pfullingen und der Kunstkreis Pfullingen.

Die traditionelle Gemeinschaftsausstellung wurde kürzlich im restlos gefüllten Cäcilia-Saal eröffnet. Für die musikalische Umrahmung sorgt das Querflötenduo Annika Schlosser und Bora Korkmaz von der Städtischen Musikschule Pfullingen. „Die Kunst vor unserer Haustür hat uns viel zu sagen – hören wir ihr zu“, forderte Helmut Anton Zirkelbach in seinem Einführungsvortrag.

Die Jury, die jedes Jahr neu besetzt wird, hatte wie immer eine große Auswahl. „Ein eindrucksvoller Beleg dafür, wie aktiv und vielfältig die Pfullinger Kunstszene ist“, betonte Sabine Hohloch (Stabsstelle Kultur und Tourismus der Stadt Pfullingen) in ihrer Begrüßungsansprache. In diesem Jahr wurden 137 Exponate von 45 Kunstschaffenden eingereicht und 61 Arbeiten von 38 Künstlerinnen und Künstlern ausgewählt. Mitglieder der Jury waren die Kunsthistorikerin Dr. Evamarie Blattner, seit 2005 tätig am Stadtmuseum Tübingen, der freischaffende und mehrfach ausgezeichnete Künstler Helmut Anton Zirkelbach sowie der international ausgebildete Künstler und Dozent Karl Striebel.

„Kunst schenkt uns einen Moment des Innehaltens, des Staunens, manchmal auch des Nachdenkens“, so Hohloch. „Gerade in einer Zeit, die von Geschwindigkeit, Informationsflut und ständiger Veränderung geprägt ist, bietet Kunst einen Raum der Besinnung und Tiefe.“ Die Bandbreite reiche von Malerei über Grafik bis hin zur Fotografie sowie Skulpturen und spiegele eindrucksvoll, wie unterschiedlich künstlerische Ausdrucksformen sein könnten. Sabine Hohloch dankte der Jury und allen Kunstschaffenden für ihr Engagement. „Mit jedem Werk bereichern Sie das kulturelle Leben unserer Stadt und geben Pfullingen ein kreatives, lebendiges Gesicht.“

Trotz aller Unterschiede verbinde die Künstlerinnen und Künstler der persönliche Bezug zu Pfullingen als Nährboden und Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Reise, formulierte es Zirkelbach. Die mittelalterliche Klosterkirche als Ausstellungsort sorge für einen faszinierenden Dialog mit der lebendigen Kreativität der Gegenwart.

Die Hängung der Bilder und Aufstellung der Objekte lässt Raum für den Betrachtenden, die vielen Ausdrucksformen und intensiven Aussagen auf sich wirken zu lassen. Mit schwungvollem Pinselstrich und großformatig schuf Patrice Bérard das Ölbild „Energie/Optimismus“. Gleichzeitig kraftvoll und beunruhigend erscheint Sieger Maiers „Federn lassen (rot)“, das Besucher der Ausstellung als Synonym für den Herbst oder auch Kriegshandlungen empfanden.

„Wohin?“ oder „Wie geht es weiter?“ fragt Sabine Heid mit ihren Acrylcollagen, die eher melancholisch nach der Zukunft fragen. Mit ihren „Begegnungen“ entwarf Monika Koch-Braun mit Nähe und Distanz ein „Spiegelbild unseres Miteinanders“, so Zirkelbach. Viel Aufmerksamkeit erzeugte das Digitalbild „Schattenspiel“ von Manfred Kober. Er fotografierte drei Gabeln, die erstaunliche Effekte erzeugen. Maria-Katharina Bendig setzte den „Mythos Josef Beuys“ in Szene, Brigitte Herrmann schuf mit Collage/Acrylmalerei barock anmutende Figuren, die verträumt durch Raum und Zeit schweben. An moderne Graffiti denken lässt dagegen die „Hüttengaudi“ von Claudia Haussmann mit einer Kuh in leuchtender Farbigkeit.

Ein Blickfang ist auch die „Abendrobe“ von Annette Hecht-Bauer, bestehend aus einem Rock aus Stoffstreifen und einem aus Pappstreifen gewebten Oberteil. Humorvoll wirft Steffen Lawal mit verformten Fuchsschwanzsägen die Frage nach dem Sinn des „Verbiegens“ auf. Direkt im Treppenabgang gehen in „Exchange (Jewels) 140/140 cm (b/h)“ von Eberhard Wurst 64 Linoldrucke mit Kristallformen ein Wechselspiel mit Form und Farbe ein.

Impulse für Vielfalt und Teilhabe

Kultur „POPLÄND“-Award geht an NIKRA, franz.K und Jules Kalmbacher. Preisverleihung Mitte November in Mannheim.

Reutlingen/Stuttgart. Zum ersten Mal verleiht das Land Baden-Württemberg einen Preis für Popkultur. Die junge Alternative Rock Band „NIKRA“ aus Mannheim, das Kulturzentrum franz.K in Reutlingen und der renommierte Musikproduzent Jules Kalmbacher wurden von einer Fachjury als erste Preisträgerinnen und Preisträger des neuen „POPLÄND-Award“ Baden-Württemberg ausgewählt. Die Verleihung der mit jeweils 10.000 Euro dotierten Preise findet Mitte November in Mannheim statt, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums.

Kunststaatssekretär Arne Braun sagte: „Pop ist ein essenzieller Teil der vielfältigen Kulturlandschaft in Baden-Württemberg. Die Sounds und Songs der Musikerinnen und Musiker aus dem Pop-LÄND klingen weit über die Landesgrenzen hinaus.“ Engagierte Veranstalterinnen und Veranstalter kuratieren anspruchsvolle Festivals, einmalige Konzertreihen und innovative Clubprogramme und geben gleichzeitig regionalen Acts und dem Nachwuchs eine Bühne. Die 2025 ausgezeichneten NIKRA, das franz.K und Jules Kalmbacher sind Braun zufolge dafür der beste Beweis.

Der Vorsitzende der Fachjury, Derek von Krogh, sagte: „Alle drei Preisträgerinnen und Preisträger haben die Jury sowohl auf künstlerischer als auch inhaltlicher Ebene überzeugt mit Musik mit Haltung, Programmen mit Handschrift und künstlerischer Exzellenz.“ Von Krogh ist Künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Baden-Württemberg, Keyboarder und Produzent.

Das Kulturzentrum franz.K in Reutlingen verbindet seit 2008 den Ballungsraum des mittleren Neckars mit dem ländlichen Raum der Schwäbischen Alb. Bei rund 300 Veranstaltungen und Festivals pro Jahr mit insgesamt etwa 120 Konzerten stehen internationale Acts, deutsche Bands und regionale Newcomer gleichermaßen auf der Bühne, heißt es von Seiten der Jury. Das Programm wird von einem engagierten Team kuratiert und organisiert, das ein sicheres Gespür für Qualität und Entdeckungen hat. In den Sommermonaten wird das Programm auf dem Open-Air-Gelände „echaz.Hafen” durch verschiedene Festivals mit überregionaler Ausstrahlung erweitert. Durch Kooperationen mit diversen Organisationen und Kulturträgern ist das franz.K in der Region gut vernetzt und verwurzelt. Mit Formaten wie dem interkulturellen Open-Air-Festival „inter:Komm!“ setzt es zudem wichtige Impulse für Vielfalt und kulturelle Teilhabe.

Mit dem neuen Landespreis will das Ministerium „Popkultur sichtbar machen“.

Bildung als Grundlage für Selbsthilfe

Geschichte Inklusive Führung zu Gustav Werner und Handarbeitstreff im „Krankenhäusle“ im Bürgerpark am Sonntag.

Reutlingen. Das Team des Gustav Werner Forums veranstaltet am Sonntag, 26. Oktober, einen Handarbeitstreff und eine inklusive Führung, um über das Wirken Gustav Werners zu informieren, heißt es in einer Mitteilung. Der Theologe, Sozialreformer und Unternehmer Gustav Werner begegnete dem Elend seiner Zeit, indem er Bildungs-, Wohn- und Arbeitsangebote für notleidende und ausgegrenzte Menschen schuf. So gründete er etwa Industrieschulen, in denen Heranwachsende Stricken, Häkeln und Nähen lernten – und sich damit eine wichtige Verdienstquelle erschlossen. Er prägte damit die frühe Sozial- und Industriegeschichte in Reutlingen und Württemberg stark mit. Diese textile Tradition im Bruderhaus setzt das Gustav Werner Forum fort mit dem Handarbeitstreff ab 11 Uhr im ehemaligen „Krankenhäusle“. Die Dauerausstellung im Gustav Werner Forum ist am Sonntag ebenfalls ab 11 Uhr geöffnet. Um 15 Uhr führen Museumsleiterin Andrea Anstädt und Ausstellungsbegleiter Frederic Völkel in einer inklusiven Führung Kinder, Jugendliche und Erwachsene durch die Ausstellung. Die Ausstellung und der Handarbeitstreff im Erdgeschoss des Reutlinger „Krankenhäusles“ im Bürgerpark (Manfred-Oechsle-Platz 2) sind barrierefrei zugänglich. Der benachbarte Parkplatz ist sonntags kostenlos, Bahnhof und Bushaltestellen sind fußläufig nur wenige Minuten entfernt.

Für den Erhalt der Landschaft im Sommer schwitzen

Umwelt Naturschutz-Zeltlager des BNAN erhält Jugend-Kulturlandschaftspreis des Schwäbischen Heimatbundes.

Reutlingen. Das Naturschutz-Zeltlager des Bund Naturschutz Alb-Neckar (BNAN) hat den Jugend-Kulturlandschaftspreis 2025 des Schwäbischen Heimatbundes erhalten, teilte der BNAN mit. Seit 1991 verleiht der Schwäbische Heimatbund (SHB) den Kulturlandschaftspreis. Seit 1995 wird er in Zusammenarbeit mit der Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg vergeben. Diese sowie die Sparkassen-Stiftung Umweltschutz unterstützen den Kulturlandschaftspreis finanziell und stellen in dieser Partnerschaft ein Preisgeld von bis zu 10.500 Euro zur Verfügung. Mit diesem Preisgeld, das aufgeteilt werden kann, werden privates Engagement gefördert sowie herausragende Verdienste um die Erhaltung, Pflege und Wiederherstellung von Kulturlandschaften gewürdigt.

Zugleich möchte der Preis auf den schleichenden Verlust traditioneller Kulturlandschaften aufmerksam machen und dazu beitragen, die abwechslungsreichen Landschaftsbilder in Württemberg zu erhalten. Ausgezeichnet werden Ausschnitte der Kulturlandschaft, in denen eine nachhaltige, traditionsbewusste Nutzung der Landschaft unter Berücksichtigung der naturgegebenen Voraussetzungen, der Ökologie, der Charaktermerkmale der Landschaft, der Ästhetik und des Erhalts für spätere Generationen erfolgt.

Dass diese preiswürdigen Förderbedingungen durch das BNAN-Zeltlager in vorbildlicher Weise erfüllt wurden und werden, stand für den Chef der Jury, Dr. Volker Kracht, außer Frage. Dass die Idee des Zeltlagers – seit einigen Jahren ökologisches Zeltlager (ÖZL) genannt – sich so lange hält und jedes Jahr wieder mit Leben gefüllt wird, war 1975 noch nicht absehbar, als Jugendliche erstmals dabei waren und das Digelfeld bei Hayingen gepflegt haben. Die Arbeit des Jugendlagers war damals die Initialzündung, die gesamte Heide wieder zu öffnen.

Diese Idee, bei jungen Leuten Interesse für die Kultur- und Naturlandschaft zu wecken und gleichzeitig von Sukzession bedrohte Landschaftsflächen zu erhalten, ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Nach wenigen Jahren wurde das Projekt um die Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz Oberschwaben (BNO) erweitert. Fortan fand und findet das ÖZL jetzt im Wechsel zwischen Schwäbischer Alb und den Mooren Oberschwabens immer in den ersten beiden Ferienwochen im August statt. Bisher haben rund 1500 Jugendliche – teilweise auch aus Polen, Großbritannien und Frankreich – insgesamt über 50.000 Stunden Handarbeit geleistet.

Zwischenzeitlich wird hierfür jedes Mal eine kleine Zeltstadt aufgebaut (Übernachtungszelte für die Teilnehmenden, Küchen- und Essenszelt, Duschkabinen und Trockenklos). Strom gibt es lediglich für die Kühlschränke. Die Interaktion der Teilnehmenden und Lagerleiter untereinander stehen im Vordergrund. Jeder zweite Tag ist ein Arbeitstag, an dem die Teilnehmenden etwa Sukzessionsholz oder Mähgut aus den Steilflächen oder aus den Moorwiesen abtransportieren, das im Vorfeld durch professionelle Pflegetrupps produziert wurde. Aber auch das Verschließen von Entwässerungsgräben in den Mooren wurde schon seit den 90er-Jahren dort umgesetzt.

An den anderen Tagen findet das Freizeitprogramm statt beziehungsweise gemeinsame Exkursionen, Vorträge von Naturschutzexperten oder ein Besuch des Ökomobils. Wie sehr und wie nachhaltig das Lager und ihr eigenes Engagement für bedrohte Landschaften die Teilnehmer erreicht, zeigt sich auch daran, dass Organisation und Leitung des jährlichen Lagers schon bald zumeist von ehemaligen Teilnehmenden übernommen wurden. Das war auch das ganz besondere an den nun seit 50 Jahren veranstalteten Zeltlagern – wie es Laudator Kracht formulierte. „Projekte von jungen Leuten für junge Leute, die sich für Naturschutz und für die Kulturlandschaft engagieren.“ Im April bereits hatte das ÖZL den Landesnaturschutzpreis erhalten, jetzt folgte also der Jugend-Kulturlandschaftspreis des SHB.

„Gemeinsam Erfolg für die Zukunft“

Wirtschaft Albdraufgänger und Wörner-Dessous bieten ihr Sortiment künftig zusammen in einem Ladengeschäft an.

Reutlingen. Um dem „Ausbluten der Innenstädte mit unternehmerischem Mut entgegenzuwirken“, geht das etablierte Geschäft Wörner-Dessous in der Wilhelmstraße 109 „eine verführerische Partnerschaft“ ein, wie es in einer Mitteilung an die Medien heißt. Motto: „Wäsche trifft Outdoorjacken – Innen trifft Außen“.

Die Modemarke Albdraufgänger mit ihrem Outdoorsortiment und Activewear zieht in die Reutlinger Innenstadt. Steffen Küttner, Chef von Albdraufgänger, teilt sich künftig einen Laden mit Silke Brucklacher und Kristina Wilhelm, den beiden Inhaberinnen von Wörner-Dessous. „Gemeinsam sind wir stärker“, sagte Brucklacher. „Wir setzen beide auf Beratung nah an den Kundinnen und Kunden.“

Das Konzept lautet: zwei Marken, ein Laden. Auf der neuen Fläche trifft Sport-BH auf Rad- und Wanderbekleidung, sportliches „Darüber“ auf bequemes und verführerisches „Darunter“ von Nachtwäsche bis Rehasportbekleidung. Der ehemalige gut frequentierte Bademode-Pop-up von Wörner-Dessous bietet auch weiter ein großes Sortiment an Bademode. Geboten sind: individuelle Beratung und Kundennähe. Die Firma Albdraufgänger ist eine Outdoor- und Modemarke, die Kleidung aus Bio-Baumwolle und Funktionsfaser anbietet, darunter Hoodies, T-Shirts, Sportbekleidung und Accessoires für Damen, Herren und Babys. „Die Alb prägt meine Identität“, so Natur- und Outdoorfreak Küttner.

Die beiden vereinten Geschäfte feiern am kommenden Freitag und Samstag die erfolgversprechende Zusammenarbeit im Herzen von Reutlingen in der Wilhelmstraße 109.

Familie und Beruf sollen besser vereinbar werden

IHK Bundesinitiative „Lokale Bündnisse für Familie“ hat ihr Treffen für Süddeutschland in Reutlingen ausgerichtet.

Reutlingen. Die Bundesinitiative „Lokale Bündnisse für Familie“ hat jetzt ihr Treffen für Süddeutschland in Reutlingen ausgerichtet. Die Frage „wie die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter verbessert werden und wie Unternehmen eingebunden werden können?“ stand dabei im Fokus. Die süddeutschen Koordinatoren der bundesweiten Initiative „Lokale Bündnisse für Familie“ diskutierten darüber in der IHK Reutlingen, heißt es in einer Mitteilung der Kammer. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. In der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Unternehmen dürfen sie nicht wieder rückgängig gemacht werden, waren sich die Bündnispartner aus Süddeutschland beim Regionalworkshop in Reutlingen einig. „Gerade jetzt brauchen Familien Strukturen, auf die sie sich verlassen können“, sagte Sabine Bahnmüller, die die IHK im Lokalen Bündnis für Familie in Reutlingen vertritt. Die Bündniskoordinatoren – unter anderem aus Reutlingen, Tübingen, Biberach, Saarlouis und Nürnberg – diskutierten, wie Familien im Alltag bestmöglich unterstützt werden können und wie weitere Unternehmen als Partner gewonnen werden können. „Nur gemeinsam mit engagierten Partnern aus der Wirtschaft können nachhaltige Lösungen für familienfreundliche Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort entstehen“, so Bahnmüller. Die „Lokalen Bündnisse für Familie“ sind Netzwerke von Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Rund 300 Bündnisse arbeiten bundesweit daran, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor Ort unterstützend zu begleiten. Die Initiative „Lokale Bündnisse für Familie“ wurde im Jahr 2004 vom Bundesfamilienministerium ins Leben gerufen.

Stadt und DLRG sichern die Schwimmausbildung

Pfullingen. Gleich doppelte Freude in den Pfullinger Bädern: Sowohl das Hallenbad als auch das Freibad wurden jüngst als „Ausbildungsfreundliches Bad“ ausgezeichnet, wie es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung an die Medien heißt. Die Anerkennung unterstreicht die hohe Qualität der beiden Einrichtungen und das große Engagement aller Beteiligten, die dafür Sorge tragen, dass Kinder schwimmen lernen und Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer sich weiter aus- und fortbilden können.

Ein wichtiger Partner der Stadt ist dabei die Pfullinger Ortsgruppe der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Mit großem persönlichem und ehrenamtlichem Einsatz sorgt sie das ganze Jahr über für eine fundierte Schwimmausbildung. Während die Kurse in den Wintermonaten im Hallenbad stattfinden, werden im Frühsommer Schwimmkurse im Freibad angeboten. Die Nachfrage bleibt dabei ungebrochen hoch – ein deutliches Zeichen für das Vertrauen gegenüber der Arbeit der DLRG.

Die Stadt Pfullingen unterstützt die DLRG, indem sie die Bäder für die Kurse zur Verfügung stellt und die notwendigen Rahmenbedingungen für deren Durchführung schafft. Die gute Ausbildung von heute verhindert die Badeunfälle von morgen, lautet hier das Motto. Darüber hinaus leistet die DLRG mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsförderung – sowohl für die eigenen Reihen als auch für die Badeaufsicht in den städtischen Bädern. „Ihr gilt daher ein besonderer Dank für die hervorragende Zusammenarbeit und ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohl der Schwimmerinnen und Schwimmer in Pfullingen“, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung.

Arbeiten zur Sicherung der Felswand

Verkehr Honauer Steige im Verlauf der B 312 ab kommenden Montag um 8.30 Uhr bis Dezember in vollem Umfang gesperrt.

Lichtenstein. Das Regierungspräsidium Tübingen lässt ab Montag, 27. Oktober, auf der Bergseite eine durch Steinschlag gefährdete Felswand im Verlauf der B 312 zwischen Honau und dem Kreisverkehr beim Traifelberg sichern. Hierfür werden rund 500 Quadratmeter Drahtseilnetze vor den labilen Felspartien angebracht, die in der Summe mit rund 270 laufenden Meter Felsanker befestigt werden, teilte die Behörde mit.

Unter günstigen Witterungsbedingungen kann die Maßnahme bis Freitag, 5. Dezember, abgeschlossen werden. Aufgrund der Charakteristika der Sicherungsarbeiten sowie aus Sicherheitsgründen ist eine Vollsperrung der Steige notwendig.

Die Honauer Steige wird ab Montag ab 8.30 Uhr voll gesperrt. Die Vollsperrung beginnt am Ortsende von Honau und endet auf der Albhochfläche an der Zufahrt zum Traifelberg. Die Umleitung von Engstingen in das Echaztal erfolgt ab dem Kreisverkehr beim Traifelberg über die L 230 und L 387 über Holzelfingen nach Unterhausen. Die Umleitung auf die Albhochfläche erfolgt in entgegengesetzter Richtung.

Während der Dauer der Vollsperrung wird der Busbetrieb über den parallel zur Bundesstraße verlaufenden Radweg auf der ehemaligen Zahnradbahntrasse geführt. Durch diese Verkehrsführung kann der ÖPNV für die Ortsteile Honau und den südlichen Teil von Unterhausen sichergestellt und Verzögerungen der Anschlusslinien des ÖPNV minimiert werden.

Durch die Felssicherungsmaßnahme ist es erforderlich, die Radwegeverbindung zwischen Honau und Engstingen auf der alten Zahnradbahntrasse bergaufwärts zu sperren. Für den bergab fahrenden Radverkehr von Engstingen in Richtung Unterhausen ist keine Umleitung erforderlich. Dieser kann an der auf der Albhochfläche stehenden Bedarfsampfel ein Grünsignal anfordern. Aufgrund der langsamen Geschwindigkeit bergaufwärts ist dies für die Radfahrenden von Unterhausen nach Engstingen nicht möglich. Der Radverkehr wird daher von Unterhausen ab der Einmündung Bahnhofstraße über die B 312, die Oberhauserstraße, Kalkofen-Steige und Aufberg auf den parallel zur L 230 verlaufenden Radweg zum Traifelberg geführt. Während der Sperrung der Steige ist die Fahrradmitnahme in den öffentlichen Buslinien möglich, sofern dies die Fahrgastkapazitäten erlauben.

Dem touristischen Radverkehr wird empfohlen, die alternativ für den Radverkehr geeigneten Albaufstiege zu nutzen.

Die Kosten für die Felssicherungsmaßnahme belaufen sich auf rund 195.000 Euro. Diese werden vom Bund getragen.

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