Was wurde aus den veganen Spätzle?
Münsingen/Mössingen Tress und Rossberg im Wandel: Warum die eifreien Spätzle noch auf sich warten lassen und der Nudelmarkt unter Druck steht.
Was ist aus den veganen Spätzle geworden? Als die Teigwarenfirma Tress aus Münsingen den Mössinger Teigwarenhersteller Rossberg am 1. Januar 2023 übernommen hatte, kündigte Vertriebsleiter Michael Schoch an, man wolle „mit der Zeit gehen und vegane Spätzle anbieten“. Rossberg verfüge über die Technologie, Spätzle ohne Ei zu produzieren – entsprechend groß waren die Erwartung an das Traditionsunternehmen aus Mössingen.
Fast drei Jahre später ist von den veganen Spätzle zwar noch nichts im Handel zu sehen – das Vorhaben wird aber laut Schoch vorangetrieben. „Wir arbeiten aktuell an verschiedenen Produktvarianten.“ Solange diese sich noch in der Entwicklungsphase befänden, wolle man jedoch keine Details nennen. Wichtig sei, dass neue Produkte unter dem Namen Tress höchsten Qualitätsansprüchen genügten. Man nehme sich bewusst Zeit, um „keine Standardprodukte, sondern geschmacklich überzeugende Innovationen“ zu schaffen. Die eifreien Spätzle sollen im Geschmack ähnlich fein und vollmundig sein wie die bisherigen Sorten.
Seit der Übernahme des Mössinger Standorts durchlaufe nicht nur das Unternehmen, sondern die gesamte Branche einen tiefgreifenden Wandel, erklärt Schoch. Der Wettbewerb mit großen internationalen Anbietern und der zunehmende Preisdruck des Lebensmitteleinzelhandels verschärften die Marktbedingungen deutlich. Diese Entwicklungen führten zu einer starken Dynamik innerhalb der Branche, die in einen intensiven Verdrängungswettbewerb münde.
Auch die Kostensteigerungen machen sich bemerkbar: Die Preise für deutsche KAT-Eier der Güteklasse A seien deutlich gestiegen, weil die Nachfrage das Angebot übersteige. Das zwinge die Hersteller, im Handel Preisanpassungen durchzusetzen – „nicht, um die Marge zu steigern, sondern um wirtschaftlich bestehen zu können“.
Am Standort Mössingen seien die Investitionen in eine Solaranlage sowie in neue Maschinen wie Sammelpacker und Palettier-Roboter abgeschlossen. Diese seien mittlerweile in die Produktionsabläufe integriert. Die Produktionsprozesse würden laufend an neue Anforderungen angepasst. Künstliche Intelligenz werde dabei künftig ebenfalls eine Rolle spielen, heißt es.
Der Standort Mössingen sollte auch bei der Produktion von Teigwaren-Snacks eine besondere Rolle spielen. „Die Idee der Knusperspätzle lag uns sehr am Herzen – und wir hatten intensiv an der Produktentwicklung und dem Konzept gearbeitet“, sagt Schoch. Mit der Entwicklung hätte es wohl auch geklappt. Dass man die Teigwaren-Snacks noch nicht kaufen kann, hat marktbedingte Gründe.
Die Regalflächen im Snack-Segment seien heiß umkämpft und stark limitiert. „Bevor ein neues Produkt aufgenommen wird, muss in der Regel ein anderes weichen“, so Schoch. Konkret heißt das: Die Tress-Knuspernudeln schaffen es erst ins Snack-Regal, wenn etablierte Marken oder Sorten ausgelistet werden – „ein Schritt, den der Handel sehr sorgfältig abwägt“, erklärt Schoch.
„Wir haben jedoch weitere spannende Ideen und sehen darin langfristiges Potenzial“, kündigt der Vertriebsleiter an. Wichtig sei, dass der Qualitätsanspruch dem Markennamen Tress gerecht werde. Deshalb gilt für das Unternehmen der Leitspruch: „Lieber mit der richtigen Strategie und dem passenden Zeitpunkt in den Markt starten, als ein unausgereiftes Produkt zu früh zu präsentieren.“
Nudelmarkt in Bewegung
Die Produkte von Tress werden bundesweit verkauft – mit einem Jahresumsatz von 32 Millionen Euro, so hieß es bei der Übernahme vor drei Jahren. Zu den aktuellen Umsatzzahlen will sich das Unternehmen nicht äußern. Schoch sagt aber: „Der Nudelmarkt befindet sich in einem intensiven Wandel.“ Der Wettbewerb nehme spürbar zu. Für die Hersteller stehe im Vordergrund, dass ihre Produkte weiterhin im Handel verfügbar bleiben und Marktanteile verteidigt werden.
Der Standort Mössingen spiele dabei eine wichtige strategische Rolle innerhalb der Tress-Gruppe. „Durch die Integration von Rossberg in unsere Unternehmensstruktur konnten wir unsere Fertigungskapazitäten ausbauen und gleichzeitig unsere Flexibilität erhöhen.“
Durch den Zusammenschluss konnten beide Firmen ihre Position im Markt deutlich stärken. Vertriebsleiter Schoch rechnet damit, dass sich der deutsche Nudelmarkt in den kommenden Jahren weiter konsolidieren wird. Umso wichtiger sei der Schritt für Rossberg und Tress gewesen: „Heute sind wir als Gruppe stabiler aufgestellt und können uns in einem zunehmend herausfordernden Umfeld erfolgreich behaupten“, sagt Schoch.