Der Spaßfaktor kam auf dem Podium nicht zu kurz
Bempflingen Fünf Kandidaten stellten sich den Fragen des einheimischen Publikums. Was sie zu Umweltschutz oder Tempo 30 zu sagen haben.
In Scharen strömten die Bempflinger am Mittwochabend den Berg hinauf zum Dorfgemeinschaftshaus. Schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung um 19 Uhr war die Halle so voll wie sicher schon lange nicht mehr. Jeder wollte wissen, wie sich die fünf Bewerber für den Chefsessel im Rathaus präsentieren, ganz unabhängig von ihren Flyern und Plakaten. Nach der regulären Kandidatenvorstellung wurde es dann Zeit für die Podiumsdiskussion. Bürgermeister Bernd Welser eröffnete das Podium und wies auf die Regeln hin: Drei Minuten hatte jeder der Kandidaten höchstens Zeit, die Fragen zu beantworten – die den Männern vorher unbekannt waren. Moderator Kai Müller stellte zunächst eingesandte Fragen und ging dann zu interessierten Zuhörern im Publikum über. Besonders überraschend kam jedoch keine, einige davon waren sogar schon im Voraus in dieser Zeitung und auch bei der Kandidatenvorstellung zuvor beantwortet worden. Die wichtigsten Fragen waren:
Wollen die Nicht-Bempflinger im Falle einer Wahl herziehen?
Frank Lindner durfte die Runde eröffnen und erklärte, dass er einen Umzug nach Bempflingen in Zukunft durchaus in Betracht ziehe, die Rahmenbedingungen für seinen schulpflichtigen Sohn dafür allerdings passen müssten. Thorsten Feisthammel stimmte ihm zu, auch er hat zwei schulpflichtige Kinder. Daniel Hentschel gab sich kämpferisch: Zurzeit lebt er in Unterensingen. Er wolle aber in jedem Fall wieder nach Bempflingen ziehen und sei der Meinung, man müsse die Rahmenbedingungen in einem solchen Fall vor einer Bürgermeisterwahl schaffen und holte damit zum Seitenhieb gegen seine Konkurrenten aus.
Welche Qualifikationen haben die Bewerber?
Thorsten Feisthammel glaubt, dass ein Bürgermeister mehr tun muss, als verwalten, sondern auch führen, koordinieren und delegieren. Er sieht daher keinen Nachteil darin, dass er keinen Verwaltungshintergrund hat. Auch Bernhard Frasl ist dieser Meinung; er betonte zudem, dass die Mitarbeiter im Rathaus ihren Job gut kennen und wissen, was zu tun ist. Daniel Hentschel hob seine Eigenschaften, wie eine starke Kombination aus betriebswirtschaftlicher Kompetenz oder Führungsverantwortung, hervor. Er findet „Verwaltung ist Organisation“ und sieht sich in der Lage, komplexe Themenfelder schnell erlernen zu können. Im Gegenteil sei es ein Mehrwert, nicht in den Routinen einer Verwaltung gefangen zu sein. Daniel Friesch bekräftige Bernhard Frasls Ansatz, die Arbeit jemanden anderen machen zu lassen. Frank Lindner sah es als Verwaltungsexperte anders: Verwaltungskompetenz sei in diesem Job unumgänglich, man könne nicht ständig Aufgaben abgeben, schließlich gebe es Urlaubszeiten, kranke Mitarbeiter oder auch mal Zeiten, in denen nicht alle Stellen besetzt sind. Der Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst sei eine Katastrophe für die Mitarbeiter, der Rathauschef müsse immer die Aufgaben mittragen, sonst fielen die Mitarbeiter wie Dominosteine nacheinander um.
Wie stehen die Kandidaten zur Windkraft?
Frasl sieht Windkraft als zweischneidiges Schwert, es sei einerseits eine gute Einnahmequelle, andererseits wolle er nicht, dass man dafür Wald roden müsse. Daniel Hentschel stimmte im Großen und Ganzen zu und wies darauf hin, dass Kommunen trotz allem 1,8 Prozent der Flächen für Windkraft ausweisen müssten. Friesch will Windkraft „elegant ins Landschaftsbild einbringen“. Lindner stimmte seinen Vorrednern Frasl und Hentschel zu, dass man es möglichst vermeiden sollte, Waldflächen dafür zu roden, falls möglich. Er befürwortet Windkraft aber und bekräftigt den Ansatz, von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Thorsten Feisthammel machte sich in diesem Kontext stark dafür, die Bürger zum Beispiel durch Bürgerentscheide mit ins Boot zu holen.
Was sagen die Kandidaten zu Klimawandel und -neutralität?
Hier müsse man die Bürgerschaft hinter sich haben, so Hentschel, außerdem müsse man im Kleinen anfangen. Er fragte sich, wieso es in Bempflingen noch keine intelligente Beleuchtung gebe. Friesch konnte dazu nichts sagen und füllte daher seine Redezeit mit Floskeln; Lindner fand, das Thema könne man nicht alleine als Kommune lösen, hier kämen sowieso schon viele Vorgaben von Bund und Land. Er könnte sich vorstellen, mehr auf E-Autos im kommunalen Fuhrpark zu setzen sowie auf E-Ladestationen. Derselben Meinung war auch Feisthammel, er möchte zudem Sanierungen CO₂-neutral durchführen. Auch Frasl setzt auf E-Autos.
Wie parteilos ist die Kandidatur wirklich?
Daniel Friesch ist stolzes Mitglied von „Die Partei“, somit ist seine Kandidatur keinesfalls parteilos. Lindner bestätigte seine Mitgliedschaft in der CDU, möchte aber als parteilos kandidieren, „es geht um die Sache“: In der Kommunalpolitik hätten Parteibücher nichts verloren, seine Ämter möchte er im Falle einer Wahl niederlegen. Feisthammel war lange Zeit in der CDU, ist aber ausgetreten und tritt ebenfalls parteilos an. Frasl und Hentschel sind in keiner Partei. Letzterer warf in den Raum, wenn man ein Parteibuch habe, seien die Interessen einer Partei angemeldet und fragte sich, ob die CDU sich finanziell am Wahlkampf anderer Bewerber beteiligt habe.
Was halten die Kandidaten von Tempo 30?
Lindner kann es sich gut in Kleinbettlingen vorstellen, verwies allerdings darauf, dass diese Frage in Bezug auf Bempflingen schon einmal Thema im Gemeinderat war und hier mit „Nein“ beantwortet wurde. Es sei schwierig, dies zu bewerten, da er nicht wisse, was diesbezüglich schon alles versucht worden sei. Feisthammel findet, das Parkmanagement in Kleinbettlingen sei eine Katastrophe, betont aber, dass die Straße dort eine Kreisstraße sei und somit die Gemeinde nicht machen könne, was sie will.
Tempo 30 in Kleinbettlingen befand er als gut, genauso Bernhard Frasl. Letzterer brachte die Idee ein, die Menschen im Bürgerdialog dazu zu befragen. Daniel Hentschel betonte die Wichtigkeit von allem, was die Verkehrssicherheit erhöht. Er wolle aber im Falle von Absagen von Land oder Bund nicht klein beigeben, sondern nach anderen Lösungen suchen. Friesch will einen Blitzer installieren, stellte aber die Wirksamkeit infrage, da an dieser Stelle sein geplanter Fährbetrieb vom Stausee anlegen würde.
Mit welchen Mitteln wollen die Kandidaten die Kelter sanieren?
Bernhard Frasl sprach sich für einen Förderverein aus, wie ihn auch andere Gemeinden haben, genauso Thorsten Feisthammel. Frank Lindner sieht Potenzial in Fördergeldern, man müsse aber vorher genau wissen, wie die Kelter genutzt werden solle. Hentschel glaubt nicht, dass der Haushalt eine Sanierung zeitnah möglich mache, sondern erst, wenn die Erträge wieder da seien. Friesch fand: Wo ein Wille, da ein Weg, die Anlegestelle seiner geplanten Fähre müsse in dem Fall dann warten.
Auswirkungen nach 100 Tagen im Amt? Was wird Chefsache?
Daniel Hentschel betonte, dass jede Ausgabe für Kinder eine Investition sei, derer er sich widmen wolle. Daniel Friesch war sich sicher, dass, sollte er Bürgermeister werden, die Folgen direkt spürbar seien. Frank Lindner würde Wohnraum zur Chefsache machen, da es ihn berührt habe, dass in vielen Bempflinger Familien Enkel und Kinder wegziehen mussten. Nach 100 Tagen hoffe er, Termine für seine geplante Austauschplattform zu haben sowie niederschwellige Dialogangebote schaffen zu können, für alles andere sei der Zeitraum zu kurz.
Feisthammel möchte die Nahversorgung direkt angehen und kann sich vorstellen, schon nach 100 Tagen erste Ergebnisse diesbezüglich zu erreichen. Außerdem würde er in dieser Zeit gerne schon im direkten Austausch mit den Bürgern stehen. Bernhard Frasl würde die Spanne vor allem fürs Kennenlernen der Mitarbeiter nutzen und vielleicht sogar eine Bürgerapp bis dahin auf den Weg bringen.