Die regionale Wirtschaft wartet weiter auf die Wende

Reutlingen Die IHK befürchtet Konsequenzen der Konjunkturschwäche am Arbeitsmarkt. Vor allem die Industrie geht von weniger Beschäftigten aus.

Zur Präsentation der Konjunktur-Umfrage hat Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Epp einen grauen Anzug gewählt. Grün war ihm zu optimistisch, aber grau passe, meinte er. Schließlich komme die regionale Wirtschaft langsam aus dem dunklen Tal. Aber noch schätzen 25 Prozent der 357 Unternehmen, die bei der Umfrage geantwortet haben, ihre Lage als schlecht ein. Damit sind sie gegenüber den 23 Prozent Optimisten leicht in der Überzahl. Immerhin die Hälfte ist zufrieden. „Die Unternehmen warten aber weiter auf Impulse für Wachstum“, sagt Epp.

IHK: keine Fundamentalkrise

Die würden von der Bundespolitik jedoch nicht geliefert, vom angekündigten „Herbst der Reformen“ sei noch wenig zu spüren, kritisiert der Hauptgeschäftsführer: „Die Unternehmen sind enttäuscht von der zerstrittenen Regierungskoalition.“ So erwarte laut Umfrage gut ein Viertel der Firmen in den kommenden zwölf Monaten eine Verschlechterung ihrer Situation. Auch hier geht freilich über die Hälfte von keiner Veränderung aus.

Dennoch belaste die Konjunkturschwäche mittlerweile auch den regionalen Arbeitsmarkt in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb. Die Arbeitslosenquote liege im Schnitt bei 4,5 Prozent und damit um ein halbes Prozent höher als im Vorjahr. „32 Prozent der Firmen gehen von weniger Beschäftigten aus“, sagt Epp. Besonders ausgeprägt ist der Trend zum Personalabbau in der Industrie, wo 40 Prozent der Betriebe von weniger Beschäftigten ausgehen.

Trotzdem gebe es weiterhin Firmen, die ihre Zahl an Beschäftigten künftig ausbauen wollen. Außerdem schätzen rund die Hälfte der Unternehmen ihre aktuelle Finanzlage als unproblematisch ein. „Wir sehen derzeit keine Fundamentalkrise der regionalen Wirtschaft“, sagt deshalb der IHK-Hauptgeschäftsführer. Einige Unternehmen müssten sich neu aufstellen und würden dies auch tun. „Der Kern der Wirtschaft ist in Ordnung“, sagt Epp. Dafür spreche auch die Zahl von nur 87 Anträgen auf Insolvenz im laufenden Jahr, „da erwarten wir keine Welle.“

Der Außenhandel sei leicht im Aufwärtstrend, „Export ist und bleibt die verlässliche Stütze der regionalen Konjunktur.“ 22 Prozent der exportorientierten Firmen würden von steigenden Auslandsgeschäften ausgehen. Kasachstan, Usbekistan und Indien würden an Bedeutung gewinnen, auch Indonesien sei ein Riesenmarkt. Stand Juli hätte die Region dieses Jahr bereits Waren im Wert von 7,81 Milliarden Euro exportiert. Bis Ende 2025 dürften es wie im Vorjahr rund 13 Milliarden Euro werden, erklärt die IHK-Konjunkturexpertin Antonia Hettinger.

600 neue Jobs in Tübingen

Die Region bleibe ein Industriestandort, betont Epp. Im verarbeitenden Gewerbe sind 84.789 Menschen beschäftigt, acht Prozent mehr als noch 2008. Zweitwichtigster Wirtschaftsbereich ist der Gesundheitscluster mit 43.000 Beschäftigten – das bedeutet eine Zunahme von 47 Prozent in den vergangenen 17 Jahren. In der IT-Branche arbeiten mittlerweile 5800 Menschen. Für Epp ist das ein Zeichen, dass der Strukturwandel mit hoher Geschwindigkeit voranschreite. Sicherheit und Verteidigung würden einen neuen Schwerpunkt bilden, der die Industrie stärke.

Für die Stadt Tübingen werden dank der Exzellenz-Initiative im nächsten Jahr 600 neue Jobs erwartet. „Das gibt einen Wachstumsschub für die gesamte Region. Die IHK ist dabei in engem Austausch mit der Uni Tübingen“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Kammer.

Das bringt aber Probleme mit sich: „Für diese neuen Beschäftigten werden Wohnungen benötigt. Auch für Fachkräfte, die aus Kenia oder Usbekistan angeworben werden, stellt sich die Frage nach dem Wohnraum“, sagt Epp. Er fordert deshalb einen entsprechenden Wohnungsbau für Fachkräfte.

Sorgen macht der IHK aber vor allem der hohe Strompreis. „Die Region ist ein Industriestandort und soll es auch bleiben. Aber dazu muss die Energie bezahlbar sein“, fordert Epp und kritisiert eine krasse Fehlentwicklung in Deutschland. Die wirke sich noch lange aus.

Suche nach seltenen Erden

Ein großes Problem sei auch, dass China den Export von seltenen Erden verknappt. Die würden sowohl in der Medizintechnik als auch im Verteidigungsbereich benötigt. Zwar stelle die KfW-Bank Mittel zur Verfügung, um seltene Erden in Deutschland zu fördern. „Aber die werden kaum abgerufen aus Angst vor Bürgerinitiativen, die sich gegen jede Eingriffe in die Erdoberfläche wehren.“

Bei all‘ den Forderungen der Wirtschaft an die Politik – was verlangt die IHK von den Unternehmen? „Sie sollen optimistisch sei, Chancen und Märkte sehen, Risiken eingehen und investieren. Und Verantwortung übernehmen. Das ist wichtiger, als eine Jacht am Gardasee kaufen“, rät Epp. Vor allem sollten sie den Standort Deutschland nicht schlecht reden, denn die Stimmung mache viel aus.

Den Albtrauf ins Stadtbild geschnitten

Reutlingen Beim neuen Landratsamt bringt Tanja Niederfeld ihren Holzschnitt an die Wand: „Resonanz“ macht den Albtrauf zur Kunst auf 280 Quadratmetern.

Ein Strich mit der Farbrolle, dann der nächste. Auf der hellen Putzfläche der Fassade in der Stuttgarter Straße wächst ein Muster, das zunächst abstrakt wirkt: Linien, Bögen, Brüche, ein Rhythmus aus Blaugrau und Weiß. Zwei Männer stehen auf dem Hubwagen, wechseln sich ab, treten zurück, prüfen den Abstand. Unten auf dem Gehweg beobachtet Tanja Niederfeld ruhig das entstehende Werk. Ihr Entwurf, ihr Holzschnitt – nur in einer ganz anderen Dimension.

An der Fassade des neuen GSW-Gebäudes beim neuen Landratsamt entsteht ihr Werk „Resonanz“, eine Übertragung ihres Holzdruckstocks auf 280 Quadratmeter Stadtarchitektur. Gemeinsam mit den Fassadenkünstlern Roman de Laporte alias Jeroo aus Köln und Christoph Ganter alias JackLack aus Stuttgart lässt Niederfeld den Albtrauf entstehen – jene geologische Kante, die Reutlingen seit jeher begleitet und prägt.

Laut Niederfeld soll der Entwurf das Gebäudeensemble in Beziehung zur umgebenden Landschaft setzen. Der Titel „Resonanz“ verweist auf diese Verbindung zwischen Stadt und Natur. Das Werkstück in der Originalgröße von 40 Zentimetern auf 40 Zentimetern ist zudem in einer aktuellen Ausstellung in Eningen zu sehen (siehe Infokasten)

Dass Niederfeld in Schichten, Linien und Flächen denkt, hängt auch mit ihrer Ausbildung zusammen: Sie ist gelernte Stahlgraveurin, eine Arbeit, bei der Material abgetragen und Formen präzise herausgearbeitet werden. Dieses Prinzip des Reduzierens prägt auch ihre künstlerische Arbeit. In ihren Holzschnitten beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit der Landschaft der Schwäbischen Alb. „Für mich ist die Landschaft möbliert“, sagt sie.

Vor jedem Holzschnitt steht bei ihr eine lange zeichnerische Phase. Sie erstellt Vorzeichnungen und Skizzen, verändert und reduziert diese, bis die Komposition stimmt. Erst dann folgt der Schnitt in das Holz. Beim anschließenden Druckvorgang entstehen Unikate. Durch die Überlagerung feinster Farbschichten kommen vielschichtige Stimmungen und Tonwerte zusammen.

Für die Übertragung an die Fassade wurden die Strukturen und Linien ihres Holzschnitts vergrößert. Die beiden Fassadenkünstler arbeiten dabei mit Pinsel und Rolle. Bis zu 60 Liter Reinacrylatfarbe sollen bis Montag aufgetragen sein. Um die Orientierung auf der großen Fläche zu behalten, nutzt Roman de Laporte die Fugen und Linien der Betonplatten am Gebäuderand als Raster. Christoph Ganter beschreibt die Arbeit mit Pinsel und Rolle an der Fassade als einen Prozess, der sich vom Sprayen unterscheidet. Doch er erklärt: „Diese Form der Darstellung von Strukturen interessiert mich schon lange.“

Niederfeld begleitet das Projekt als Leiterin. Immer wieder betrachtet sie das Werk aus der Distanz, um den Gesamteindruck zu prüfen. Aus der Nähe wirken die Flächen abstrakt, aus der Ferne ist die Silhouette des Albtraufs bereits zu erkennen. Ziel sei, so Niederfeld, dass das Werk am Ende so wirke, als wäre das Abbild des Albtraufs in die Fassade selbst eingeschnitten.

Begrünung scheiterte

Ursprünglich war an der Fassade, die aufgrund des Schallschutzes keine Fenster hat, eine Begrünung geplant gewesen, erklärt Roy Lilienthal, Geschäftsführer der GSW Wohnungsbaugesellschaft Sigmaringen. Wegen der aufwendigen Pflege und der nötigen Sperrungen des Zugangs zur Tiefgarage habe man sich jedoch für die dauerhafte künstlerische Lösung entschieden. „Ein Kunstwerk aus der Region, das die Verbindung zur Landschaft sichtbar macht, war naheliegend“, sagt Lilienthal.

Sprayer, die auch malen

Niederfeld fand ihre beiden Mitstreiter über ein Graffiti-Festival in Stuttgart, wo sie gezielt nach Künstlern suchte, die sich großflächig und präzise auf Wänden malerisch ausdrücken können - trotz des Hintergrunds mit der Spraydose. Für sie ergänzt die Zusammenarbeit ihre eigene Arbeit im Atelier um eine neue Dimension – die Übertragung des Holzschnitts in den öffentlichen Raum. Mit „Resonanz“ führt Niederfeld eine lange Reutlinger Tradition fort: Der Holzschnitt hat in der Stadt eine besondere Bedeutung, nicht zuletzt durch Künstler wie HAP Grieshaber. Niederfeld steht in dieser Linie, interpretiert die Technik aber zeitgenössisch – als langsamen, handwerklichen Prozess zwischen Abstraktion und Landschaft. Und der wird ab Montag großflächig in der Stadt zu sehen sein.

Es ist wichtig, Kindern gegenüber ehrlich zu sein

Pfullingen Fachsymposium des Fördervereins Sonnenstrahlen und der Akademie der Kreiskliniken zum Thema „Nicht beachtete Kinder sind die Patienten von morgen“.

Unter der Prämisse „Prävention verhindert krankhafte Trauerarbeit“ fand jetzt ein Fachsymposium des Fördervereins Sonnenstrahlen und der Akademie der Kreiskliniken Reutlingen zum Thema „Nicht beachtete Kinder sind die Patienten von morgen“ statt, wie es in einer Mitteilung des Fördervereins an die Medien heißt.

Kinder und Jugendliche von schwer erkrankten Eltern leiden mit. „Eine Familie wird unter einer Krebserkrankung dysfunktional“, sagte Professor Gernot Lorenz aus dem Vorstand des Vereins Sonnenstrahlen kürzlich in der Akademie der Kreiskliniken Reutlingen als Schlussfazit des 2. Fachsymposiums unter dem Titel „Nicht beachtete Kinder sind die Patienten von morgen“. Unabdingbar sei genau deshalb Prävention notwendig – damit Kinder nicht krank werden.

Der Einladung der Akademie und des Vereins waren rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefolgt. Es waren vor allem Mitarbeiterinnen aus Schulen, Kindertageseinrichtungen, der Schulsozialarbeit, von Kirchen oder aus der Jugendarbeit.

Sozialminister Manne Lucha verdeutlichte in einer Videobotschaft, wie wichtig die Arbeit mit den Kindern in Familien mit schwer erkrankten Eltern ist. Bei einem Markt der Möglichkeiten präsentierten sich an diesem Fachsymposiums-Tag in der Akademie Kooperationspartner des Vereins wie „Frühchen e.V.“, Wirbelwind, der Kinderschutzbund, das Hospiz Veronika, die AOK und die Ambulante Krebsberatungsstelle und der Ambulante Hospizdienst.

Bei zwei Fachvorträgen hoben die Referentinnen „die Kraft der Ehrlichkeit im Krankheits- und Sterbeprozess“ hervor, wie Sabine Rachl als palliative Musiktherapeutin betonte. „Kinder spüren, wenn Erwachsene nicht authentisch sind und sie schützen wollen“, so Rachl. „Eine ehrliche Sichtweise ist aber dringend erforderlich.“ Wichtig sei, Kinder und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken, forderte Mechthild Schroeter-Rupieper. „Weil die Großen Angst haben, offen und ehrlich zu sein, machen sie Kindern Probleme“, so die Pionierin der Familientrauerarbeit im deutschsprachigen Raum. Das zweite Symposium dieser Art fußte auf dem ersten. „Wenn Eltern krank werden, müssen Kinder frühzeitig wahrgenommen und aufgefangen werden“, sagte der Vereinsvorsitzende Thomas Reumann – und forderte damit deutlich zu mehr Prävention in dem Bereich auf.

Aber: Wie gehen Kinder mit der Erkrankung von Mutter oder Vater um? „Die Krankheit ist für sie oft schwer auszuhalten“, berichtete Elvira Reumann als Ergo- und Reittherapeutin im Verein Sonnenstrahlen. Trauer, Angst vor einer möglichen Trennung der Eltern, vor dem Tod des oder der Kranken – in solcher „emotionalen Achterbahnfahrt sind Kinder auch wütend, das gehört dazu“, betonte Elvira Reumann. Die Therapeutinnen des Vereins – neben Reumann sind das Elisabeth Steyer, Angelika Weckmann, Gabriele Hasler und eine Musiktherapeutin – bieten unterschiedliche Wege, um mit dieser Angst, der Trauer und der Wut umgehen zu können. Das kann über Kunst wie das Malen von Bildern geschehen, über Musik, über Pferde oder über Bewegung. „Es gibt viele Wege, diese Emotionen zu verbalisieren“, so Lorenz.

Wie aber gehen Schulen, Kindergärten, andere Einrichtungen mit einem Kind um, wenn ein Elternteil gestorben ist? Heidrun Schmid-Salzer sagte als ehemalige Leiterin der Pfullinger Uhlandschule: „Wir haben versucht, eine gute Schulgemeinschaft zu bilden, die Kinder im Trauerfall auffangen und stärken kann.“ Wenn das nicht ausreichte, habe sich die Schule auch Hilfe von außen geholt. Zuzana Nitsch-Rohac erlebte als Schulsozialpädagogin immer wieder solche Trauerfälle. Dabei seien die betroffenen Kinder zumeist sicherer als das Schulpersonal. „Kinder vertrauen sich mit ihren Gefühlen den Erwachsenen an, die das aushalten können.“ Rita Leonhard vom Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst berichtete von ihrer alltäglichen Arbeit, „wir versuchen in den Familien Freiräume für Kinder und Eltern zu schaffen“. Gernot Lorenz sagte abschließend: „Wenn ein Kind stabilisiert wird, wirkt sich das auf das ganze Familiensystem aus – und tröstet auch den betroffenen Kranken.“ Frühzeitige Hilfe für betroffene Kinder „verhindert eine krankhafte Art der Trauerbewältigung“.

Kommentar

Zwei Welten beim Parken

Ein Auto auf dem Schulparkplatz, ein verkaufsoffener Sonntag, ein Abschleppdienst mit Direktinkasso – und am Ende etwa 500 Euro Kosten. Der Fall einer Reutlingerin, deren Wagen in Tübingen abgeschleppt wurde, wirkt auf den ersten Blick banal (wir berichteten). Doch er legt einen bemerkenswerten Unterschied offen: Während Reutlingen teils auf Augenmaß und Verhältnismäßigkeit setzt, lässt Tübingen beim Parken keinen Spielraum. Die Stadt hat das Abschleppen auf städtischen Privatparkplätzen – etwa an Schulen – an ein Unternehmen ausgelagert, das selbständig „Streife fährt“. Diese Privatisierung von Kontrolle, dazu noch mit Direktzahlung vor Ort, mag effizient erscheinen. Doch sie birgt ein Problem: Sie verschiebt das Gleichgewicht zwischen öffentlichem Interesse und privater Gewinnlogik. Wer sollte im Zweifel entscheiden, wann ein Abschleppen wirklich nötig ist – die Kommune oder der Dienstleister, der daran verdient?

Die Argumentation der Stadt, man wolle den Verwaltungsaufwand gering halten, klingt pragmatisch. Aber Verwaltung bedeutet auch Verantwortung. Der Unterschied zu Reutlingen zeigt, dass man Falschparken sanktionieren kann, ohne Bürgerinnen und Bürger mit teuren Überraschungen zu überfahren. Dass der konkrete Fall „nicht über, sondern unter 500 Euro“ lag, dürfte die Betroffene wenig trösten – die Grenze des Zumutbaren war längst überschritten.

Tübingen präsentiert sich gern als Stadt der kurzen Wege, der Bildung und der sozialen Vernunft. Doch eine Politik, die Kontrolle an private Abschleppfirmen delegiert und ihnen eigenständige Streifen erlaubt, steht nicht im Einklang mit diesen Ideen. Abschleppen ist kein Selbstzweck, sondern ein mitunter notwendiger Eingriff in Eigentumsrechte – und sollte deshalb mit Augenmaß erfolgen, nicht nach Wochenendtarif.

Das Beispiel zeigt, wie unterschiedlich Kommunen mit der gleichen Situation umgehen: Die einen setzen auf Dialog und Ermessensspielraum, die anderen auf Strenge und Effizienz. In der Praxis bedeutet das für Bürgerinnen und Bürger vor allem eines – Unsicherheit. Zwischen Reutlingen und Tübingen liegen nur wenige Kilometer, doch beim Thema Parken offenbar Welten. Dass es dafür keinen einheitlichen Rahmen gibt, sondern jede Kommune eigene Regeln setzt, zeigt, wie sehr alltägliche Fragen zum Gradmesser für kommunale Fairness werden. Vielleicht liegt darin die eigentliche Lehre für alle: Nicht nur Städte sollten genauer hinsehen, wem sie Verantwortung übertragen. Auch Bürgerinnen und Bürger tun gut daran, kleine Schilder und Zusatztafeln zu lesen, bevor sie aussteigen.

Drogenvorrat, Waffen und auch Bargeld

Polizei Verhaftung eines 55-Jährigen: In der Wohnung finden die Beamten Kokain, Marihuana und Haschisch.

Reutlingen. Einen umfangreichen Drogenhandel im Raum Reutlingen haben die Staatsanwaltschaft Tübingen und die Kriminalpolizeidirektion Esslingen nach mehrmonatigen Ermittlungen aufgedeckt. Das teilten die Staatsanwaltschaft Tübingen und das Polizeipräsidium Reutlingen gemeinsam gegenüber den Medien mit.

Bereits am 11. September wurde dabei die Wohnung eines 55-Jährigen durchsucht. Diesem wird gewerbsmäßiger, unerlaubter Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vorgeworfen. Der Tatverdächtige konnte zunächst nicht angetroffen werden.

Nachdem die Staatsanwaltschaft Tübingen gegen ihn in der Folge einen Haftbefehl beantragt hatte, stellte sich der Mann am 9. Oktober den Strafverfolgungsbehörden. Er befindet sich zwischenzeitlich in Untersuchungshaft.

Den polizeilichen Maßnahmen waren intensive Ermittlungen vorausgegangen, durch die der mutmaßliche Dealer identifiziert werden konnte. Dieser soll nach derzeitigen Erkenntnissen mit Kokain, aber auch mit Marihuana und Haschisch gehandelt haben. Nachdem sich der Tatverdacht erhärtet hatte, erwirkte die Staatsanwaltschaft Tübingen einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Beschuldigten.

Die Durchsuchung wurde am 11. September von Einsatzkräften der Kriminalpolizeidirektion im Bereich Reutlingen vollstreckt. Bei der Wohnungsdurchsuchung konnten die Ermittler ein Kilogramm Kokain, mehr als acht Kilogramm Marihuana, knapp 200 Gramm Haschisch, waffenähnliche Gegenstände sowie Bargeld in vierstelliger Summe auffinden und beschlagnahmen.

Der 55 Jahre alte deutsche Staatsangehörige wurde bereits am 9. Oktober auf Antrag der Staatsanwaltschaft Tübingen dem Haftrichter beim Amtsgericht Tübingen vorgeführt. Dieser ordnete die Untersuchungshaft an, wie es in der Mitteilung gegenüber den Medien heißt. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen, insbesondere zu weiteren Tatbeteiligten, dauern an.

Eiskalter Deal für die Suche nach Glück

Kultur Im Theater Die Tonne steht am Samstag, 25. Oktober, die Premiere von „Cold! Das kalte Herz“ auf dem Programm.

Reutlingen. Im Theater Die Tonne steht am Samstag, 25. Oktober, um 15 Uhr im Tonne-Theaterbau (Jahnstraße 6) die Premiere von „Cold! Das kalte Herz“ nach dem Märchen von Wilhelm Hauff für alle ab zehn Jahren auf dem Programm. Der in Stuttgart geborene und in Tübingen aufgewachsene Wilhelm Hauff hinterließ der Nachwelt mit Märchen wie „Die Geschichte von Kalif Storch“, „Der Zwerg Nase“ und „Das kalte Herz“ ein vielschichtiges und bis heute bedeutsames Werk. Hauff verarbeitete in „Das kalte Herz“ die Wirtschaftsdepression der Jahre von 1825 bis 1827, den Bedeutungsverlust von ganzen Berufszweigen und den damit einhergehenden sozialen Abstieg.

Die Hauptfigur, der Köhlerssohn Peter Munk, möchte einfach sich einmal etwas leisten können, einmal ins Wirtshaus gehen und bewundert werden wie der alte Tanzbodenkönig oder der dicke Ezechiel. Peter denkt sich, dass es für dieses Problem doch eine einfache Lösung geben muss und wendet sich an den guten, und schließlich auch den bösen Geist des Schwarzwaldes für Abhilfe.

Peters Sehnsucht nach dem Emporkommen und nach einfachen Antworten auf komplexe Probleme erscheinen heute so nachvollziehbar wie vor 200 Jahren, erläutert Regisseurin Karin Eppler ihr Interesse an dem historischen Werk. Ihre Fassung des Hauff Märchens für das Reutlinger Theater bleibt einerseits nah an der Originalerzählung und bietet andererseits eine zeitgenössische und zugleich kindergerechte Perspektive auf den doch auch düsteren Stoff. Um das Märchenbuch in Schwarzwaldkulisse auf die Tonnebühne zu bekommen, wurde die Produktion unterstützt von den Videokünstlern von „Casa Magica“ sowie der Ausstatterin und Puppenbauerin Iskra Jovanović-Glavaš. Die Videoprojektionen in Scherenschnitt-Optik erzeugen einen eindrücklichen Vor- wie Hintergrund für die Schauspielenden, die teils selbst, teils mit Puppen, teils vielleicht auch nur digital im Einsatz sind. In der Produktion des Theaters Reutlingen stellt sich die Frage, wie in Hauffs Märchen: Was ist echt? Was ist Wunschdenken? Und wobei ist es vielleicht besser, wenn es gar nicht wirklich da ist?

Da und echt sind jedenfalls Constantin Gerhards in der Rolle des Peter Munk, Jessica Schultheis als Glasmännlein und Lisbeth sowie Chrysi Taoussanis als Peter Munks Mutter, Ezechiel und Holländermichel. Die Dramaturgie liegt in den Händen von Nikita Nagel, der neuen Dramaturgin der Tonne.

Info Karten und Informationen zu den Aufführungsterminen unter (07121) 93 770, per Mail „info@theater-reutlingen.de“ sowie im Internet unter „www.theater-reutlingen.de“.

Mobilgerät gefahrlos benutzen

Stadt Kostenloses Training für die sichere Nutzung des Handys für Menschen mit Behinderung und interessierte Senioren.

Reutlingen. Die Stadt bietet ein kostenloses Handytraining für Menschen mit Behinderung und Senioren an, heißt es in einer Mitteilung. „Wie richte ich mein Smartphone sicher ein? Woran erkenne ich Betrugsversuche per Kurznachricht?“: Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt ein kostenloser Workshop der Stadt Reutlingen in Kooperation mit der Kulturwerkstatt. Ein wöchentlicher „Handy-Treff“ soll den Umgang mit dem Mobiltelefon erleichtern.

Der Workshop richtet sich an Menschen mit Behinderung sowie Seniorinnen und Senioren und findet im Reutlinger Rathaus statt. Im Mittelpunkt stehen der sichere Umgang mit dem Smartphone, Gefahrenprävention im Internet und praktische Tipps zum Schutz persönlicher Daten. Auch individuelle Fragen werden beantwortet. Der genaue Starttermin wird nach dem Interesse der Teilnehmenden festgelegt.

Ab November ist außerdem ein wöchentliches Handytraining („Handy-Treff“) im Haus der Jugend (Museumstraße 7) geplant. Hier lernen die Teilnehmenden die Grundlagen der Smartphone-Nutzung, probieren Apps und unterstützen sich. Der 90-minütige „Handy-Treff“ soll montags ab 17 Uhr stattfinden, das genaue Startdatum wird noch festgelegt. Informationen und Anmeldung unter (0 71 21) 303 46 55 beim Team des Behindertenbeauftragten oder online unter „www.reutlingen.de/barrierefreies-handytraining“. Die Stiftung Altenhilfe finanziert das Projekt.

Wenn der Kopf plötzlich aussetzt

Kreiskliniken Akademie: Vortrag am 21. Oktober über das „Delir“ und Informationsveranstaltung für Demenzbegleitende.

Pfullingen. Unter der Überschrift „Chaos im Kopf“ veranstaltet das Zentrum für Altersmedizin der Kreiskliniken Reutlingen am Dienstag, 21. Oktober, einen Vortrag über „Delir“ sowie einen Informationsabend für künftige Demenzbegleitende, heißt es in einer Mitteilung der Kreiskliniken. Die Doppelveranstaltung findet in der Akademie der Kreiskliniken in Pfullingen (Daimlerstraße 23) statt. Von 16 bis 17.30 Uhr steht der Vortrag „Chaos im Kopf – Umgang mit ‚Delir‘ im Krankenhaus“ auf dem Programm. Das „Delir“ ist ein akuter Verwirrtheitszustand, der insbesondere ältere Patientinnen und Patienten im Krankenhaus betrifft. Diese sind plötzlich orientierungslos, erkennen Personen nicht wieder oder reagieren mit Unruhe und Angst. Für Angehörige und Pflegekräfte stellt dies eine große Herausforderung dar. Fachleute aus Medizin, Pflege und Therapie beleuchten die Ursachen und geben Einblicke, wie Patienten in dieser schwierigen Situation Sicherheit und Unterstützung erfahren können. Im Anschluss, von 17.45 bis 19 Uhr, folgt eine Informationsveranstaltung für ehrenamtliche Demenzbegleitende. Die sogenannten „roten Damen und Herren“ schenken Menschen mit Demenz Zeit, Orientierung und Lebensfreude während ihres Klinikaufenthalts. Sie hören zu, überbrücken Wartezeiten, begleiten bei Wegen im Krankenhaus und sorgen für kleine Lichtblicke im Alltag. Interessierte erfahren, welche Aufgaben auf sie zukommen, welche Schulungen angeboten werden und wie sie während ihrer Tätigkeit unterstützt werden. Erfahrene Ehrenamtliche berichten zudem über ihre Arbeit. Die Teilnahme an beiden Veranstaltungen ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Umleitung für Autofahrer eingerichtet

Verkehr Brücke über den Fürst-/Bonlandenbach bei Betzingen soll neu gebaut werden. Bohrungen ab kommenden Montag.

Betzingen. Das Regierungspräsidium Tübingen plant, die Brücke über den Fürst-/Bonlandenbach im Zuge des Straßenverlaufs der Bundesstraße B 28 bei Betzingen durch einen Neubau zu ersetzen, teilte die Behörde mit. Um für die Planung des Neubaus aussagekräftige Grundlagen zu erhalten, sind Bohrungen zur Erkundung des Baugrunds notwendig. Diese finden im Zeitraum von Montag, 20. Oktober, bis voraussichtlich Mittwoch, 5. November, im Umfeld der Brücke und der B 28 statt. Die Bohrungen erfolgen in einzelnen Abschnitten.

Um die Untersuchungen sicher durchführen zu können, muss im ersten Abschnitt die Auffahrt auf die B 28 Richtung Metzingen und Eningen von der Landesstraße L 384 für den von Norden kommenden Verkehr gesperrt werden. Eine Umleitungsstrecke wird eingerichtet und ausgeschildert. Die Verkehrsführung erfolgt über die Ferdinand-Lassalle-, Auchtert-Straße und führt die von Norden kommenden Fahrzeuge über die L 384 auf die südliche Auffahrt. Die Arbeiten im zweiten Abschnitt an der nördlichen Ausfahrtsrampe Richtung Jettenburger Straße sollen nach derzeitiger Planung am 3. November beginnen und bis zum 14. November andauern.

Das Land lässt 31 sanierungsbedürftige Brücken an Bundesstraßen im Rahmen einer Sammelausschreibung sanieren. Neun dieser Brücken liegen im Regierungsbezirk Tübingen, unter anderem die Brücke über den Fürst-/Bonlandenbach im Zuge der B 28 bei Betzingen. Weitere Informationen sind auf der Website des Regierungspräsidiums zu finden: „https://rpt.baden-wuerttemberg.de/abt4/seiten/strassenplanung/b-28-reutlingen-ersatzneubau-bruecken/“.

HAP Grieshaber: Sonderführung für Lehrkräfte

Reutlingen. Das Kunstmuseum Reutlingen Spendhaus (Spendhausstraße 4) bietet am Dienstag, 21. Oktober, um 17 Uhr für alle interessierten Pädagogen eine Sonderführung durch die aktuelle Ausstellung „Das Politische schneiden. HAP Grieshaber und der Bauernkrieg“ an.

Das Spendhaus widmet seine Ausstellung zum Bauernkriegsjubiläum einem Lebensthema des Reutlinger Künstlers HAP Grieshaber. Grieshabers Holzschnitte sind auf zwei Etagen im zeitgenössischen Kontext von Bernhard Heisig, Alfred Hrdlicka, Käthe Kollwitz, Gérard Krimmel und Werner Tübke präsentiert. Entwürfe, Probedrucke, Maquetten und Malbriefe veranschaulichen Grieshabers Arbeitsweise. Zudem sind erstmals seit über sechzig Jahren Teile seiner großen „documenta-Wand“ in Reutlingen öffentlich zu sehen, heißt es in der Ankündigung.

Die speziell für Pädagogen angebotene Führung ist kostenfrei und gibt einen thematischen Einblick wie auch Anregungen zur Kunstvermittlung mit Kindern und Jugendlichen mit auf den Weg. Die Angebote der Kunstvermittlung richten sich an alle Altersstufen und können – individuell abgesprochen – auch immer mit einer Kreativaktion verbunden werden. Für Kindergärten, Schulen und andere Bildungseinrichtungen ist das Angebot kostenlos. Bei der Buchung einer kreativen Aktion fallen ausschließlich Materialkosten an, heißt es weiter in der Mitteilung.

Nach individueller Absprache bietet das Kunstmuseum ein Programm für Gruppen aller Altersstufen sowie kostenlose Führungen für Schulen und Kindergärten auch außerhalb der Öffnungszeiten. Die Teilnahme an der Pädagogenführung ist kostenfrei und eine Anmeldung nicht nötig.

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