Friesch plant Stausee und Fährbetrieb

  • Daniel Friesch will im Bempflinger Rathaus auf den Chefsessel. Foto: Eva Fröhlich

Bempflingen 35 Minuten vor Bewerbungsschluss flatterte noch eine letzte Bewerbung herein: Der 28-jährige Daniel Friesch will an die Rathausspitze und mit ungewöhnlichen Ideen punkten.

Bei der letzten Bürgermeisterwahl durfte er sich noch nicht bewerben, jetzt aber gilt’s: „Ich habe 8 lange Jahre darauf gewartet“, erzählt der 28-jährige Daniel Friesch. Die Chance, sich als Bürgermeisterkandidat in Bempflingen aufstellen zu lassen, hat er endlich nutzen können. Am Montag, einen Tag vor Bewerbungsschluss, fiel es ihm wieder ein, so Friesch. Also sammelte er kurzerhand die nötigen Unterschriften und gab seine Bewerbung 35 Minuten vor Deadline ab.

Nachteile sieht er keine bei seiner späten Bewerbung, sie hat sogar einen entscheidenden Vorteil: Er habe noch alte Wahlplakate, die er verwenden könne. Der Slogan „Wählt das Letzte“, der noch darauf zu lesen ist, passe sogar richtig gut. Und mit dem Recycling ist sogar noch was für die Umwelt getan. Sein großes Hauptthema ist ein Stausee, der optimal in die Senke zwischen Bempflingen und Kleinbettlingen passen würde – die topografische Gegebenheit sei also schon da.

Das Konzept sieht einen Badesee vor, nach dem Vorbild von Neckartailfingen oder Kirchentellinsfurt. „Die Gemeinden profitieren stark von ihren Seen“, weiß der 28-Jährige. Das wolle er auch für Bempflingen. Zudem ließen sich durch die Flutung der Verbindungsstraße wiederum Einnahmen für die Gemeinde generieren, indem man einen Fährbetrieb für die abgeschnittenen Kleinbettlinger ins Leben rufe. Einen Plan hat Daniel Friesch auch schon für das kulinarische Angebot: „Man könnte das Dorfgemeinschaftshaus um eine gastronomische Einheit erweitern“, so seine Überlegungen. Wie genau, das ist derzeit noch offen.

Bürgermeister werden wollte Daniel Friesch eigentlich nie. Nachdem er sein Data-Science-Studium an der Universität Stuttgart nach fünf Semestern erfolglos beendet hat, stieg er direkt bei Infratrend in München, einem Marktforschungsinstitut, ein.

Ein Politikwissenschaftsstudium sollte es dann werden, doch Corona kam dazwischen, sodass Friesch weiterhin bei Infratrend arbeitet, heute ist er dort weiterhin tätig in der Markt- und Sozialforschung.

Bei den kritischen Themen, die Bempflingen in den vergangenen Jahren begleiteten, wie die Sanierung der Ortsdurchfahrt oder das Neubaugebiet „Obere Au II“, ist für Friesch vor allem eines klar: „Jeder ist käuflich, ich auch.“ Er sei durchaus bereit, als Bürgermeister Gelder anzunehmen, um sich für einzelne Interessen einzusetzen. „Ich denke, in so kleinen Gemeinden wird viel aus Eigennutz gemacht, das lässt sich gut monetarisieren“, findet er.

Welche ortsbezogenen Themen für die Einwohner relevant sind, damit hat sich der begeisterte Bowlingspieler noch nicht sonderlich auseinandergesetzt, Bempflingen biete durchaus ein rundes Bild im Vergleich zu anderen Gemeinden. Außerdem, und das kritisiert er an seinen Mitbewerbern: Er möchte nicht mit leeren Worthülsen werben, die nichts Konkretes verlauten lassen. Ansonsten stehe er in der Komplexität der Themen den anderen Kandidaten in nichts nach, teilt er der SÜDWEST PRESSE mit, „die versprechen ja Wohnraum, und sich für Familien einzusetzen, das kann ich ja auch versprechen“.

Apropos Wohnraum: Eine erste spontane Idee reift durchaus schon heran. Er könnte sich gut vorstellen, jeden Haushalt in Bempflingen, der mehr als 25 Quadratmeter Wohnraum pro Bewohner zur Verfügung hat, zu verpflichten, einen Studenten aufzunehmen. Friesch möchte sich obendrein um die Kommunikation mit den Bürgern bemühen und den Gemeinderat mit dem Bürgerdialog unterstützen. Er könnte sich vorstellen, dass alle Bürgermeisterkandidaten ihre Werbeplakate durch Werbebanner für den „Bürgermonolog“ ersetzen. „Wenn das nicht fruchtet, liegt es nicht an der Sichtbarkeit der Veranstaltung“, schätzt er.

Daniel Friesch zeigt sich insgesamt optimistisch, auch was seine fehlende Verwaltungsfähigkeiten angeht.

Bei einem Telefonat kurz nach seiner Bewerbung teilte er mit: „Ich habe gedacht, wenn der Welser das kann, kann ich das auch“, und auch im direkten Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE ist er sich sicher: „Ich denke, man kann sich durchaus innerhalb der acht Jahre einarbeiten“.

Trotzdem konnte er schon Einblicke in die Verwaltungsarbeit gewinnen, erzählt er.

Als Generalsekretär seiner Partei habe er immer wieder Kontakt mit Verwaltungen, nun würde er gerne seine Perspektive von der anderen Seite aus ergänzen.

Einen Interessenskonflikt mit seiner Arbeit in „Die Partei“ sieht er übrigens nicht, die Interessen innerhalb seiner Partei seien „sowieso recht flexibel“, gibt er an.

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