„Migrant“ klingt nach DDR-Ranzen

  • „Aus Prinzip!“: Osan Yaran im Scharff-Haus. Foto: Matthias Kessler

Comedy Der 38-jährige Deutsch-Türke Osan Yaran begeistert das Publikum in Neu-Ulm mit seinem Programm „Aus Prinzip!“.

Vom Lidl-Filialleiter auf Deutschlands Bühnen – das ist die Geschichte von Osan Yaran, der das Publikum im ausverkauften Edwin-Scharff-Haus zum Lachen brachte. „Wo wäre ich lieber an einem Freitagabend als in Neu-Ulm?“, fragte der sympathische Stand-up-Komiker mit der bodenständigen Philosophie „Arbeit schlägt Talent“ und schloss eine Anekdote vom Restaurantbesuch in der Donaustadt an. Wo man denn nach der Show in Neu-Ulm feiern könne, wollte der 38-jährige Deutsch-Türke aus Berlin, der sich auf der Bühne einer Mischung aus geschliffenem Standardhochdeutsch und türkischen beziehungsweise arabischen Einschüben bedient, vom Kellner wissen. Der habe schlicht „in Augsburg“ geantwortet.

Yarans Comedy möchte – in den Worten des Komikers – politisch unkorrekt sein, und das ist sie zuweilen auch, verlässt dabei aber nie die Komfortzone dessen, was noch erträglich ist. Da schießen andere Kollegen seiner Zunft, wie etwa Chris Tall, mit weitaus schwereren Geschützen.

Beispiel? Natürlich darf sich Yaran, der für den Quatsch Comedy Club die „Talentschmiede“ moderierte und derzeit mit dem Online-und-bald-schon-Bühnenformat „Lass labern!“ groß durchstartet, wie sein Vorbild Kaya Yanar die Freiheit herausnehmen, als Kind einer Gastarbeiterfamilie über andere Menschen mit Migrationshintergrund herzuziehen. Und er macht das in einer ganz und gar drolligen Weise, wenn er dafür plädiert, den Begriff „Migrant“, der sich eher nach „DDR-Schulranzen“ anhöre, mit dem positiv konnotierten „Pokemon“ zu ersetzen, nur um dann bei einer fiktiven Schlagzeile wie „Deutsche machen Jagd auf Pokemon“ zu landen.

Und natürlich gibt es da auch noch den Fäkalhumor, der allerdings in der Natur der Sache liegt. Während seiner „Aus Prinzip!“-Tour spricht Yaran über jüngste Erfahrungen mit seinem einjährigen Sohn. Eltern wissen um den Fäkalgehalt des Nachwuchses, insofern ist das auch familientauglicher Humor.

Die Pointen sitzen meistens, wenn nicht, weckt Yaran Aufmerksamkeit mit seinem extrovertierten Spiel und indem er sich mit dem Publikum „connectet“. „Cowboy Julius“ kann davon ein Lied singen, wurde der junge Mann, der die Show tatsächlich in Western-Kleidung besuchte, doch immer wieder zum Gegenstand flapsiger Sprüche: „Ihr seid fünf Freunde und reitet gern.“

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