Schluss mit Schmuddel-Displays

  • So ein Ticketautomat ist eine Quelle von Keimen . Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Hygiene Der Ekelfaktor ist hoch: Touch-Screens werden alltäglich und andauernd von Tausenden benutzt und übertragen daher auch Infektionen. Eine Entwicklung der THU könnte das Problem lösen.

Von wegen Klobrille oder Spüllappen – unter Hygienikern sind Touchscreens von Mobiltelefonen, ÖPNV- und Bankautomaten, in Kliniken und in Schnellimbiss-Restaurants das pure Grauen hinsichtlich der Bakterien. Denn da, wo Tausende von Händen zugange sind, tummeln sich Keime und die Gefahr von Infektionen ist groß. Vermeiden lässt sich der Kontakt damit kaum. Es sei denn, man würde stets Einmalhandschuhe tragen. Nun gibt es eine gute Nachricht: Forschende der Technischen Hochschule Ulm (THU) haben eine Erfindung gemacht, die das Problem lösen könnte. Für diese Forschung wurde das Team um Prof. Martin Hessling mit zwei Preisen ausgezeichnet. Hessling ist Studiendekan der Fakultät Mechatronik und Medizintechnik und leitet unter anderem auch das Biotechnologielabor.

Wie eine Sprecherin der THU mitteilt, war Ulm das Versuchslabor. So haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zunächst sogenannte Abklatschplatten an öffentlich genutzten Automaten in der Ulmer Innenstadt installiert. Nach einer gewissen Zeit wurden diese wieder entfernt und auf Keime getestet. Keine Überraschung: Die mikrobielle Belastung war deutlich.

Eine Lösung könnte das Projekt CleanScreen werden. Dabei geht es „um UV-LEDs, die Bildschirme nach jeder Nutzung innerhalb von Sekunden automatisch desinfizieren“. Kern der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) geförderten Forschung ist ein UVC- und Far-UVC-LED-System, das seitlich in eine Quarzabdeckung integriert wird. Nach jeder Nutzung bestrahlen die LEDs die Oberfläche für nur eine Sekunde – „und reduzieren dadurch die Keimbelastung um bis zu 99,9 Prozent, wie Labortests zeigen“, teilt die THU mit.

Das Konzept nutze UV-Strahlung im Bereich von 200 bis 450 Nanometer und biete großes Potenzial, Hygiene- und Sicherheitsstandards im Gesundheitswesen und in öffentlichen Räumen nachhaltig zu verbessern. Dass so eine Lösung wirklich notwendig ist und Handlungsbedarf besteht, konnte das Team der THU an den Probenentnahmen an Touchscreen-Automaten in der Ulmer Innenstadt belegen.

„Mit CleanScreen wollen wir eine alltagstaugliche Lösung schaffen, die sicher, chemiefrei und vollautomatisch funktioniert“, erklärt Projektleiter Hessling. Gemeinsam mit Doktorand Ben Sicks und Masterstudent Kilian Noller arbeitet er daran, das System für den Einsatz in stark frequentierten Bereichen wie Krankenhäusern, Geldautomaten oder öffentlichen Kiosken weiterzuentwickeln.

Die Relevanz dieser Arbeit wurde inzwischen auch von außen bestätigt: „Für CleanScreen erhielt das Team sowohl den UV-Launch Award der International Ultraviolet Association (IUVA) als auch den Senetics Innovation Award in der Kategorie ,Innovativstes Produkt‘ im Gesundheitsbereich“, teilt die THU mit.

Eine Lösung schaffen, die sicher, chemiefrei und vollautomatisch funktioniert. Prof. Martin Hessling Projektleiter.

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