Erstes Nest entdeckt
Natur Nun ist die Asiatische Hornisse auch in Ulm angekommen, ausgerechnet am Rand des Schulhofs der Pestalozzischule am Kuhberg.
Von Frankreich aus vermehrt sich die Asiatische Hornisse seit einigen Jahren, 2024 wurden in Baden-Württemberg schon rund 1500 Nester entdeckt. Nun sind die eingeschleppten Insekten nachweislich auch im Raum Ulm angekommen: Ein erstes Nest ist am Montag im Rand des Schulhofs der Pestalozzischule am Kuhberg entdeckt worden.
„Es ist ein typisches Nest, wie es die Asiatischen Hornissen bauen“, sagt Martin Denoix, der als Vorsitzender des Bezirks-Imkervereins und vom BUND Fachmann ist. Es befindet sich in zehn Meter Höhe freihängend im Wipfel einer Linde und ist riesig: Bis zu 80 Zentimeter lang sind die eiförmigen Gebilde, in denen bis zu 3500 Hornissen leben. Die Nester der Europäischen Artgenossen beherbergen meist zwischen 50 und 500 Tiere und werden an dunklen Orten wie Höhlen oder eben auch Rollladenkästen gebaut.
Möglicherweise sei das Nest schon länger da gewesen, „aber man entdeckt es halt erst, wenn die Blätter fallen.“ Vergangene Woche hatte auch jemand erstmals das Auftauchen einer Asiatischen Hornisse in Söflingen gemeldet, berichtet Denoix weiter. Wegen der geringen (Flug-)Distanz beider Örtlichkeiten sei ein Zusammenhang gut möglich.
Zu den Schwierigkeiten mit den Asiatischen Hornissen (Vespa velutina nigrithorax) gehört, dass man über sie noch nicht allzu viel wisse, sagt Denoix weiter. Anders als bei der heimischen Europäischen Hornisse, die ja einen hohen Schutzstatus genießt. Als invasive, also gebietsfremde Art, hat die Asiatische Hornisse hier selbst keine Fressfeinde. Deshalb gelten eingeschleppte Arten als potenziell gefährlich für die Biodiversität und das bestehende ökologische Gleichgewicht.
Keine Chance für Bienen
Ein Problem stellt die schiere Größe eines Asiatischen Hornissenvolkes dar, erklärt Ingo Engels, ehrenamtlicher Wespen- und Hornissenberater der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Ulm und selbst Hobby-Imker. „Alle Hornissen gehen auf andere Insekten, weil sie auf Proteine aus sind. Wenn so ein großes Hornissenvolk in einem Bienenstock anrückt, haben kleine und schwächere Bienenvölker kaum eine Chance“, berichtet Engels weiter. Deshalb seien Imker bei dem Thema besonders auf der Hut. Auch die Entdeckerin des Ulmer Nests war übrigens eine Imkerin.
Der Versuch, die Asiatischen Hornissen durch konsequente Bekämpfung wieder ganz loszuwerden, ist laut Engels gescheitert. Darum wurde in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr auch das bis dahin bestehende Bekämpfungsgebot wieder aufgegeben. „Jetzt haben wir einen Beobachterstatus“, erklärt Engels weiter. Eine Konsequenz daraus ist, dass nun die Kommune nicht mehr automatisch die Kosten für das Entfernen von Nestern übernimmt, sondern derjenige, der die Entfernung wünscht.
Wie geht es jetzt weiter mit dem Ulmer Hornissen-Nest? Laut Inge Engels hat die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Ulm angeordnet, dass das Nest entfernt werden soll – und zwar mittels einer Methode, die sich im badischen Rheingraben bewährt hat. Mit einer sehr langen Lanze wird von unten ins Nest gestochen und dann mit einem Kompressor Aktivkohlepulver hineingeblasen. Die kleinsten Kohle-Teilchen verschließen die Atmungsorgane der Insekten, die Hornissen ersticken. Anschließend wird das Nest mit einem Haken, der sich ebenfalls oben an der Lanze befindet, gelöst und heruntergeholt.
„In der EU gibt es noch kein zugelassenes Biozid zur Bekämpfung der Asiatischen Hornissen“, erklärt Engels weiter. Wann genau der Termin am Kuhberg sein wird, steht noch nicht fest. „Vermutlich aber in der nächsten Woche. Wir müssen das erst mit dem Fachmann absprechen, der das übernehmen soll“, so Engels.
Noch lange im Herbst aktiv
Die Temperaturen sind inzwischen schon kühl geworden, aber Hornissen sind immer noch aktiv. Laut Engels bei europäischen Arten bis Mitte Oktober. Bei den Asiatischen Hornisse gehe der Jahreszyklus bis etwa Ende November: „Sie ist temperaturresistenter.“ Zudem überwintern bei den Europäischen Hornissen nur einzelne Jungköniginnen, um dann im Frühjahr neue Völker aufzubauen.
Bei der Asiatischen Art gibt es im Frühjahr sogenannte Primärnester, in denen nur Königinnen heranwachsen. Ende Mai schwärmen diese dann aus und jede von ihnen kann theoretisch ein eigenes großes Nest in der Krone von Bäumen aufbauen.
Bei dem an der Pestalozzischule handelt es sich um ein solches Sekundärnest. Laut Ingo Engels entstehen die Primärnester aber nicht in so großer Höhe, sondern in niedrigeren Büschen. Die Imker haben ein großes Interesse daran, die Primärnester zu bekämpfen.
Es ist ein typisches Nest, wie es die Asiatischen Hornissen bauen. Martin Denoix Vorsitzender Bezirks-Imkerverein