Himmel, Licht und dunkle Wolken

  • Heinz Siemetzkis ASRO-Hubschrauber hob tatsächlich in Schwaighofen ab. Foto: RTG
  • Günther Pöschels Amphibien-Flugzeug "Equator" hob tatsächlich ab, wurde aber nicht zugelassen. Foto: RTG

Technikgeschichte Aus Ulm kommen viel mehr Erfinder und Flugpioniere als nur Albrecht Ludwig Berblinger. Aber die Historie hat auch Schattenseiten.

Der Schneider von Ulm hatte Pech. Und dem Ulmer Schuster und Flugbegeisterten Ludwig Rueb fehlte der wissenschaftliche Background zum Thema Flugwesen - zwar beschieden ihm die Fachleute ein Talent in Fragen der Mechanik, aber seine Konstruktionen scheiterten schon vom Ansatz her. Aber wie Günter Merkle für den Verein Regionale Technik-Geschichte zusammengetragen hat, gab es auch noch weitere Ulmer Flugpioniere.

So der 1900 In Ulm geborene Robert Lusser, der von einer ganz anderen fachlichen Grundlage aus startete. Er studierte an der renommierten TH Stuttgart, aus der in jenen Jahren Flugpioniere wie Wolf Hirth und Hanns Klemm hervorgegangen waren. Lusser arbeitete ab 1925 bei der Leichtflugzeug Klemm GmbH in Stuttgart. Er nahm an zahlreichen internationalen Flugwettbewerben teil. Wie Hirth gehörte er zur Fliegerelite der 1920er und 1930er Jahre.

1932 ging Lusser zu den Heinkel-Flugzeugwerken, dann zu Messerschmidt nach Augsburg, wo er an der Entwicklung des Jägers Me 109 maßgeblich beteiligt war - ein Jagdflugzeuge, das im Zweiten Weltkrieg rund 30.000 Mal produziert wurde.

Lusser arbeitet ebenfalls an der V1-Rakete, einem frühen Marschflugkörper, der im Zweiten Weltkrieg gegen Ziele in Belgien und England eingesetzt wurde. Es ist ein dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte. „Viele zivile Tote und die Fertigung der V1 im berüchtigten KZ Dora-Mittelbau waren die grausame Kehrseite dieser technischen Entwicklung“, betont Merkle.

Auch eine Skibindung entwickelt

Die zahlreichen Fehlschläge bei der Erprobung der V1 führten Lusser zu einem wissenschaftlichen Thema, für das er nach dem Krieg zum gefragten Experten wurde: Er „konnte die Zuverlässigkeit komplexer technischer Systeme mathematisch beschreiben“ Die Amerikaner bezeichneten es als „Lussers Law“, wie Merkle recherchiert hat. Von diesen Erkenntnissen profitierte dann später auch die zivile Luftfahrt. Und mit seiner in den 50er Jahren entwickelten neuartigen Skibindung, der sogenannten „Lusser-Bindung“, machte er sich in seinen späten Jahren auch im zivilen Bereich nützlich.

Ein interessanter Name der regionalen Fluggeschichte ist auch Heinz Siemetzki aus dem Illertal. Dass sein ASRO Helikopter erfolgreich geflogen ist, beweisen Filmaufnahmen, die beim vergangenen Abend der Technikgeschichte im Ulmer Stadthaus gezeigt wurden.

Doch obwohl Hans Liebherr ein gewisses Interesse signalisierte und der Protoyp auf der Bundes-Luftfahrtschau ausgestellt wurde, blieb das Projekt im Prototypen-Stadium stecken.

Wie sagt doch ein Sprichwort: „Um mit der Fliegerei ein kleines Vermögen zu machen, sollte man sicherheitshalber mit einem großen Vermögen an den Start gehen“, wie Merkle lachend zitiert. Davon konnte auch der Ulmer Günther Pöschel ein Lied singen, selbst wenn sein Amphibien-Flugzeug „Equator“ heute als echte Innovation im Deutschen Museum in Oberschleißheim steht. Dieser innovative Flieger erhob sich erfolgreich in die Lüfte, und das vom Lande wie auch vom Wasser aus, scheiterte aber letztlich an den finanziellen Hürden der Luftfahrtzulassung.

In einer solchen Aufzählung sollte man keinesfalls Hermann Köhl vergessen, betont Merkle. Der erfolgreiche Pilot und Pionier aus Pfaffenhofen überquerte 1928 als Erster den Atlantik in Ost-Westrichtung - also sozusagen der deutsche Charles Lindbergh. Dazu verwendete Köhl ein modifiziertes Junkers-Flugzeug. In New York erfolgte sein triumphaler Empfang mit einer gigantischen Konfetti-Parade.

Doch Hermann Köhls Ruhm endete recht bald, wie Merkle sagt: „Nach einem ersten Hype in Deutschland legte er sich später mit den braunen Machthabern an und wurde von da an totgeschwiegen.“

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