„Der Austausch tut gut“

  • Maria Michel mit der fröhlich-bunten Spendenfigur „Ladife“. Foto: Sonja Fiedler

Gesellschaft Seit 25 Jahren besteht die Frauenselbsthilfe Krebs: Das Jubiläum der Ulmer Gruppe wird am Wochenende im Stadthaus gefeiert.

Ein Tabu sei Krebs nicht mehr, sagt Maria Michel. „Aber viele haben noch Hemmungen, darüber zu sprechen.“ Seit über fünf Jahren ist Michel Leiterin der Frauenselbsthilfe Krebs in Ulm, hat 2012 zu der Gruppe gefunden, als sie selbst an Brustkrebs erkrankte. Aus Erfahrung weiß sie: „Es tut gut, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.“ Vielen Frauen hat die Selbsthilfegruppe im Laufe der Zeit geholfen, viele Kontakte sind entstanden – mittlerweile 25 Jahre lang. Am Wochenende wird im Stadthaus das Jubiläum mit vielen Gästen gefeiert.

Gegründet hat sich die Gruppe im Jahr 1999 und schloss sich 2001 der Frauenselbsthilfe an. Von Anfang an dabei und fast 20 Jahre lang das Gesicht der Selbsthilfe war Christa Ranz-Hirt, die für ihr Engagement 2023 mit der Medaille der Stadt Ulm ausgezeichnet wurde. 2020 zog sie sich zurück. „Der Bedarf an der Selbsthilfegruppe ist ungebrochen“, sagt Michel. Jede achte Frau erkranke in Deutschland statistisch an Brustkrebs, über 70.000 Frauen jährlich. Manche Betroffene suchten direkt nach der Diagnose den Kontakt zur Selbsthilfegruppe, andere zum Beispiel erst nach überstandener Chemotherapie. Eine Regel gebe es hierfür nicht, sagt Michel. Auch die Zeitspanne in der Gruppe variiere: Viele kämen über lange Jahre regelmäßig zu den Treffen, andere nur wenige Male. Beides sei gleichermaßen in Ordnung. „Die Bedürfnisse sind hier sehr unterschiedlich. Jede kommt so zu uns, wie sie es braucht.“ Das Alter der Frauen reiche von Anfang vierzig bis Mitte achtzig. Insgesamt sei es eine sehr gemischte Gruppe, sagt Michel, „ein Querschnitt der Gesellschaft“. Die meisten Frauen seien an Brustkrebs erkrankt, einige auch an anderen, meist gynäkologischen Krebsarten.

Im Schnitt besuchten 15 bis 20 Frauen die monatlichen Treffen der Gruppe im Haus der Begegnung. Neben dem Austausch und den Gesprächen gebe es auch Vorträge und Informationen, etwa von Ärzten oder Ärztinnen und anderen Fachleuten. Auch gemeinsame Ausflüge und andere Unternehmungen stünden auf dem Programm.

„Lass dich feiern“

Eigentlich wollte die Selbsthilfegruppe vor fünf Jahren den 20ten Geburtstag groß feiern. Damals kam ihnen die Corona-Pandemie in die Quere, die bereits vorbereitete Veranstaltung fiel letztlich aus. Jetzt soll diese beim „silbernen“ Jubiläum nachgeholt werden. Dabei kann nun auch die Fotoausstellung präsentiert werden, die ursprünglich schon 2020 gezeigt werden sollte und erweitert wurde: Porträts von Frauen aus der Gruppe, ergänzt von Gedichten mit dem Titel „aus der Mitte“. Auch eine bunte Spendenfigur, die „Ladife“ – kurz für „Lass dich feiern“ haben Gruppenmitglieder zu diesem Anlass gearbeitet.

Gefeiert wird am Freitag, 24. Oktober, ab 19 Uhr im Stadthaus. Neben Grußworten von Oberbürgermeister Martin Ansbacher, Professor Wolfgang Janni von der Frauenklinik und Claudia Klein vom Landesverband Frauenselbsthilfe Krebs gibt es auch Musik von einem Rock- und Popchor aus Weißenhorn, Unterhaltung mit Kabarettistin Heike Sauer und Beiträgen der Künstlerin und Autorin Veronika Missel. Der Leiter der Krebs-Beratungsstelle Ulm, Dr. Klaus Hönig, hält zudem einen Kurzvortrag. Der Eintritt ist frei, alle Gäste sind willkommen.

Jede kommt so zu uns, wie sie es braucht. Maria Michel Leiterin Frauenselbsthilfe Krebs Ulm

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