Chance auf Surfwelle im Blaupark
Freizeit Seit Jahren träumen Ulmer Surfer von einer Welle mitten in der Stadt. Nun hat eine Machbarkeitsstudie ergeben: In der Weststadt könnte dieser Traum tatsächlich Wirklichkeit werden.
In München ist sie längst ein inoffizielles Wahrzeichen: die Welle im Eisbach, auf der sich Surfer aus aller Welt in die Fluten stürzen – mitten in der Stadt, zwischen Asphalt und Englischem Garten. Was dort seit vielen Sommern selbstverständlich ist, könnte bald auch in Ulm Realität werden. Eine stehende Welle im Blaupark, zugänglich für alle, als Treffpunkt für Surfer und junge Leute aus der ganzen Region – das ist das Ziel des Vereins „Ulm macht Welle“.
Am Dienstagnachmittag verkündeten der erste Vorstand Moritz Reulein und CDU-Kommunalpolitiker Roman Pfeifle einen entscheidenden Fortschritt: Eine Machbarkeitsstudie der Kölner Firma Dreamwave hat ergeben, dass an dem Wehr, an dem sich die Blau im Blaupark teilt, tatsächlich eine stehende Welle entstehen könnte.
Wasserbauingenieur Lasse Bauer, selbst Surfer, hat das Areal in den vergangenen zwei Monaten untersucht. Sein Ergebnis: Die Voraussetzungen stimmen – sowohl was die Durchflussmenge als auch die Geländesituation betrifft.
300 Surftage pro Jahr
Die Blau führt hier zwischen 2,5 und 25 Kubikmeter Wasser pro Sekunde; bis etwa 10 Kubikmeter pro Sekunde wäre die Welle surfbar, was rund 300 Surftage im Jahr ermöglichen könnte. Die geplante Wellenhöhe: 60 bis 70 Zentimeter. „Das alte Wehr muss ohnehin erneuert werden“, erklärte Bauer, „daher bietet sich hier die Chance, das neue Bauwerk gleich so zu gestalten, dass eine Welle entsteht.“
Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen versammelten sich zahlreiche Stadträte, Vereinsmitglieder und Medienvertreter am Ufer. Auf einem Bildschirm zeigte Reulein ein eigens produziertes Video, das die Vision des Vereins einfangen soll: junge Menschen, Leben im Park, Bewegung am Wasser. „Wir wünschen uns eine Welle, die Menschen verbindet“, sagte er. Pfeifle ergänzte, das Projekt solle offen und kostenlos sein – „wie ein Skatepark, den alle nutzen können“.
Finanziert werden soll die Anlage über mehrere Säulen: Eigenkapital des Vereins, Sponsoring und Fördermittel. Konkrete Zahlen gibt es noch nicht, denn viele Fragen seien offen.
Wasserbauingenieur Bauer nannte als Orientierung Werte aus vergleichbaren Projekten – zwischen 500.000 und 3,5 Millionen Euro. Für Ulm hält er eine Umsetzung unter einer Million Euro für möglich. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Welle in zwei bis drei Jahren Realität werden.
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Günther Krämer, Geograf und Naturschützer, verweist auf die ökologische Bedeutung des Standorts. Das Gebiet sei ein „Hotspot geschützter Arten“, etwa für den Eisvogel oder das Teichhuhn, deren Bestände rückläufig seien. Krämer schlug vor, über Alternativstandorte wie den Blaustrand beim Lederhof nachzudenken.
Die Initiatoren nehmen diese Bedenken ernst, betonen jedoch, dass der Standort im Blaupark vermutlich der einzige Ort sei, an dem das Vorhaben technisch und baulich umsetzbar wäre. „Naturschutz ist uns extrem wichtig“, sagt Reulein. „Wir müssen Lösungen finden, die funktionieren – für Mensch und Natur.“
Unterstützung kommt aus der Politik: Mehrere Stadträte ließen sich mit Surfbrett ablichten, Ulrich Metzger (Grüne) sprach von einer „tollen Sache für die Stadtentwicklung und die Lebensfreude in Ulm“. Nach Angaben der Projektgruppe gab es bereits rund 20 Termine mit der Stadt und mehrere Begehungen der Fläche.
Wie es weitergeht, hängt nun von Detailprüfungen ab: Naturschutzrecht, Hochwasserschutz, Finanzierung. Doch eines ist an diesem Nachmittag im Blaupark spürbar gewesen – das Projekt, das 2019 als Idee der beiden Brüder Moritz und Linus Reulein an der Iller begann, ist inzwischen zu einem greifbaren Vorhaben geworden.