Kaum Anlass zur Hoffnung

  • Julian Utz, Jan Stefan Roell, Hendrik Mächler und Petra Engstler-Karrasch (von links) stellten die neue IHK-Konjunkturumfrage vor. Foto: Volkmar Könneke

Unternehmen In der hiesigen Wirtschaft dominiert derzeit die Skepsis. Vor allem der Einzelhandel leidet unter Preis- und Lohnsteigerungen.

Etwas besser als im Frühjahr dieses Jahres bewertet die hiesige Wirtschaft ihre Lage laut der aktuellen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm. Trotzdem: „Die regionale Wirtschaft stagniert, von Aufbruchstimmung keine Spur“, fasst Jonas Pürckhauer, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Ulm die Ergebnisse zusammen.

Der Einzelhandel blickt weiterhin mit Sorgenfalten in die Zukunft. Das bestätigt auch Hendrik Mächler, Geschäftsführer von „Gutes von hier“. Der Händler betreibt je ein Geschäft in der Biberacher Innenstadt und in der Ulmer Herrenkellergasse. „In Biberach sind die Umsätze im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um etwa 2,5 Prozent zurückgegangen“, berichtet Mächler. In Ulm seien sie immerhin stagniert und der Onlinehandel habe leicht zugelegt. Zeitgleich stiegen aber die Kosten: Der Mindestlohn wird immer weiter angehoben und damit müsse er dann auch die anderen Löhne weiter erhöhen, um das Gefälle beizubehalten.

Mächler beschäftigt etwa 20 Personen, darunter viele Minijobber. Aktuell erhalten zwei davon den Mindestlohn. Vor Weihnachten seien es aber mehr, weil dann mehr Helfer im Lager beschäftigt werden.

Auch im Einkauf – vor allem bei Produkten wie Kaffee oder Schokolade – steigen die Preise. „Wir müssen das weitergeben“, erklärt Mächler. Steigende Kosten bei gleichbleibendem Umsatz, das trägt sich auf Dauer nicht. Sorgen bereiten ihm außerdem die vielen Infrastrukturprojekte, die in Ulm anstehen. Also beispielsweise der Umbau der B10. „Da weiß man einfach nicht, wie sich das auswirkt.“

Etwas besser entwickelt hat sich die Lage beim Bodenbelagspezialist Uzin Utz mit Sitz im Ulmer Donautal. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum habe man im ersten Halbjahr 2025 ein „solides Umsatzwachstum“ gesehen, erklärt Julian Utz, Vorstand des Unternehmens. Das basiere auf mehr verkauften Produkten, nicht auf Preissteigerungen durch höhere Preise.

Problematische Zollpolitik

Was dem international aufgestellten Unternehmen zu schaffen macht, ist – neben der aktuellen Schwäche der Bauwirtschaft – unter anderem die Zollpolitik der USA. „Das schafft Unsicherheit und hemmt Investitionen“ berichtet Utz. Vor allem für das Werk von Uzin Utz in der Schweiz sei das ein Problem –aktuell gelten Zölle von 39 Prozent für Exporte in die USA. „Wahrscheinlich stellt Trump sich vor, dass wir am besten die Produktion in die USA verlagern. Aber selbst wenn wir das Risiko der Investition in Kauf nehmen würden – ich brauche dafür hoch spezialisiertes Personal. Das ist in den USA kaum zu finden“, so Julian Utz.

Die amerikanische Zollpolitik trifft viele Unternehmen auch in der Region direkt und indirekt. Zum einen, weil Exporte in die USA damit erschwert werden. Zum anderen, weil China ebenfalls von Trump mit Zöllen belegt wurde und sich nun in Europa neue Absatzmärkte sucht. Das bedeutet mehr Konkurrenz für hiesige Unternehmen. Doch auch die Rahmenbedingungen in Deutschland machen den Unternehmen zu schaffen. „Die hohen Energie- und Arbeitskosten sowie die Steuer- und Bürokratiebelastung am Standort Deutschland schwächen die internationale Wettbewerbsfähigkeit“, erklärt IHK-Präsident Jan Stefan Roell. Das sieht man auch in der aktuellen Konjunkturumfrage: Deutlich mehr Unternehmen gaben an, derzeit keine Investitionspläne im Inland zu haben.

All das hat unerfreuliche Auswirkungen: Die Umsätze der Unternehmen in der IHK-Region Ulm gehen seit zwei Jahren kontinuierlich zurück. Bei 42 Prozent der Betriebe lagen die Erlöse unter denen des Vorjahreszeitraums. Nut ein Viertel konnte seine Umsätze steigern.

Gab es in der Frühjahrsumfrage noch Anlass zu Optimismus, übertreffen jetzt die skeptischen (24 Prozent) die zuversichtlichen Erwartungen (17 Prozent) an die kommenden Monate. Dem konnte auch die neue Bundesregierung nichts entgegensetzen: Der Anteil der Unternehmen, die in der Wirtschaftspolitik ein Risiko sehen, hat nochmals leicht auf 37 Prozent zugenommen.

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