Stadt stellt Slogan und Logo vor
Landesgartenschau Auch wenn es noch gut vier Jahre sind bis zum Großereignis 2030: Das Corporate Design steht schon. Entworfen hat es eine kleine Ulmer Agentur.
Vielleicht schon beim „Rückbau-Fest“ für die Wallstraßenbrücke am 30. November dieses Jahres, antwortet Susanne Knäuer auf die Frage, wann das Logo der Ulmer Landesgartenschau 2030 erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert wird. Die Kaufmännische Geschäftsführerin der für die Schau gegründeten gemeinnützigen Gesellschaft weiß natürlich schon, wie das Corporate Design aussieht: eine stilisierte Blume, dazu ein farbenprächtiges Bouquet und der Slogan „Viva la Wandel!“ Auf ihrer Visitenkarte ist es in voller Pracht zu sehen. Wie aber kam es dazu, dass dieser Entwurf ausgewählt worden ist?
Anfang 2025 habe Ulm „im Rahmen der Gründung der Landesgartenschau Ulm 2030 gGmbH“ ein öffentliches Vergabeverfahren für ein Corporate Design ausgeschrieben, berichtet Louisa Malisi, die die Öffentlichkeitsarbeit verantwortet. Zehn Agenturen aus Ulm und Umgebung seien dazu eingeladen wurden. Fünf hätten Entwürfe abgegeben und seien zu einer Vorstellung eingeladen worden. Dabei galt es eine „hochkarätige Jury“ zu überzeugen – und mit 20 Mitgliedern auch ein außergewöhnlich großes Preisgericht. Dazu gehörten unter anderem Vertreter der Stadtspitze und der Kulturabteilung, dem Planungsbüro Sinai, Sprecher der anliegenden Schulen sowie Mitglieder des Gremiums Internationale Stadt und des Inklusionsbeirates. „Wir sind ja eine vielfältige Landesgartenschau, wir jonglieren viele Themen“, erklärt Edith Heppeler, die die Technische Geschäftsführung beim 76-Millionen-Euro-Großprojekt innehat.
Bei dem Bewerber, der überzeugt hat, handelt es sich um Maike Tiedemann und Dominik Lahaye, die in Ulm ein nach ihnen benanntes Gestaltungsbüro leiten. Seit März ist klar, dass das kleine Unternehmen den großen Auftrag gewinnen konnte. „Was uns natürlich sehr freut“, sagt Maike Tiedemann. Man habe sich im Vorfeld aber auch intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet, der die Entwicklung eines Logos fordert, einer gesamten, dazu passenden Bilderwelt sowie einen Slogan.
„Wir haben uns vorab die Bundesfestung ganz genau angeschaut“, berichtet die Grafikdesignerin. Denn die alten Mauern, Bastionen und Zitadellen sollen während der oder für die Landesgartenschau ins Rampenlicht gerückt werden – und so sei klar gewesen, dass das Logo davon abgeleitet werden soll.
Bei der Recherche sei aufgefallen, dass Bögen „das zusammenhaltende Element“ aller Bauten sind. Mit geschlossenen Bögen, stellten die beiden Agenturinhaber fest, lasse sich nicht so gut arbeiten. „Daraus konnten wir keine schöne Form entwickeln.“ Aber aus einem etwa halben, angeschnittenen Bogen. „Daraus haben wir dann eine Blume entwickelt“, erklärt Tiedemann. „Sehr klar und schlicht, geometrisch. Womit wir andocken an die Gestaltungslinie des Ulmer Designers Otl Aicher.“
Das Thema Bogen passe auch inhaltlich gut zur Landesgartenschau, symbolisiere dieser Form doch „Rahmen und Übergang“. Der Schriftzug dazu lautet „landes gartenschau ulm 2030“ und ist bewusst klein gehalten, wie es auch die Stadt Ulm praktiziert.
Als emotionale Ergänzung zu diesem „konstruierten“ Logo gebe es eine üppige und bunte Bildwelt. Dabei wird jeweils ein Teil der Bundesfestung ins Zentrum gestellt und mit floralen Motiven ergänzt. Dadurch seien unendlich viele Collagen möglich, die passend zu den jeweiligen Orten, zu Veranstaltungen, zu Anlässen gestaltet werden können. „Das ist wie ein Gebinde, ein inhaltlich maximal anpassungsfähiges Blumengesteck.“ Dazu passt der Hashtag, also sozusagen ein Anker- und Suchbegriff für Social Media, der ein nettes Wortspiel bietet, nämlich: #buntefestung
Dritter Bestandteil des geforderten Corporate Design ist der Slogan: „Viva la Wandel!“ Das spiele auf die Umbauten, die Baustellen an, die einerseits den Bürgern vorab zugemutet werden, die andererseits langfristig „einen unglaublichen Mehrwert“ für die Stadt bringe. „Wir wollen damit das Thema Wandel, das oft negativ konnotiert ist, positiv besetzen. Wir wollen zelebrieren, dass man sich entwickelt.“ Das Thema Wandel passe ja auch zur Schau: „Diese läuft ja von März bis Oktober, man kann also etwa den Wandel in den Jahreszeiten sehen“, erklärt Tiedemann.
„Ihr habt das Thema Landesgartenschau einfach verstanden“, resümiert Edith Heppeler. „Ihr wisst, was mit der Landesgartenschau in Ulm passiert.“ Das habe man schon bei der Präsentation gemerkt. „Das war insgesamt sehr sympathisch.“ Ein Lob, das umso mehr gilt, wenn man weiß, dass die 50-jährige Konstanzerin – die von der Förderungsgesellschaft für die Baden-Württembergischen Landesgartenschauen entsandt wurde – viel Erfahrung bei der Planung und Durchführung von Gartenschauen mitbringt.
Wie beschrieben, hatten fünf Agenturen Entwürfe für das Corporate Design der Landesgartenschau in Ulm abgegeben. Ein Grafiker, der nicht reüssierte, hat seine Arbeiten jetzt öffentlich gemacht. „Nicht, weil wir beleidigt sagen wollen, wir könnten das besser“, erklärt Thomas Scheer von Tante Emma Kreation, „sondern, um zu zeigen, dass auch wir viel Herzblut in die Bewerbung hineingesteckt haben“. Seine Plakatideen waren bisher in der von ihm mit Kumpels betriebenen Bar Stiege zu sehen und werden alsbald, da die Stiege nun Winterpause hat, in der Pizzeria „Dirty Harry’s“ Ecke Platzgasse/Küfergasse ausgestellt.
Das ist wie ein Gebinde, ein inhaltlich maximal anpassungsfähiges Blumengesteck.