Gemeinsames Wohnen für jedes Alter

  • So werden die Donaustetter Hoffnungshäuser samt Innenhof einmal aussehen. Visualisierung: and office

Gesellschaft Vom Tiny Haus bis zum Mehrgenerationenwohnen: Die Caritas stellt alternative Wohnformen vor. Gesucht werden Bauernhöfe und Sponsoren.

Die Gesellschaft ändert sich, Wohnraum wird knapp und Mieten steigen. Dadurch werden alternative Wohnformen plötzlich interessant. Moderne Tiny Häuser ersetzen Aussteiger-Bauwagen. Und eine Ulmer Genossenschaft ermöglicht diverse Mehrgenerationenwohnungen. Bei einer Veranstaltung der Volkshochschule ging es jetzt um alternatives Wohnen, das bereits vielfach gelebt wird oder das bis jetzt nur ein großer Wunsch ist.

Wohnen für Hilfe Magdalena Tewes, die durch den Abend führte, ist Projektkoordinatorin bei der Caritas Ulm-Alb-Donau, und so stellte sie gleich „Wohnen für Hilfe“ vor. Dabei können Privatleute, die in ihrer Wohnung ein Zimmer frei haben, dieses an jemanden kostenlos vermieten. Allerdings muss der Bewohner dafür Hilfe leisten, etwa im Garten, beim Einkaufen, im Haushalt. „Aber nicht in der Pflege“, betonte Magdalena Tewes. Die Caritas begleitet die Suche nach einem geeigneten Bewohner, was durchaus ein halbes Jahr dauern könne.

Manufaktur Huchler Wer sich räumlich verkleinern will, kann ins Tiny Haus ziehen. „Wir planen und verwirklichen kleine Modulholzhäuser, auch für ganze Wohnquartiere“, sagte Lukas Huchler vom Planungsbüro Huchler. 25 dieser Tiny Häuser stehen bereits in Burgrieden/Rot, weitere in Bellenberg. Hippies in Bauwägen seien längst Vergangenheit. Die neue Zielgruppe sei zwischen 40 und 60 Jahre alt. Beweggrund der Kaufinteressenten sei oft, „dass die Kinder ausgezogen sind und das Einfamilienhaus mit Garten nun einfach zu groß ist“, sagte Huchler.

Bring together Auf dieser Matching-Plattform werden Menschen, die in einer Gemeinschaft leben wollen, und Projektanbieter zusammengebracht. Das Ganze nennt sich Patchwork Communities GmbH. „Für die Teilnahme gerade von Wohnungssuchenden fragen wir etliche Bedürfnisse ab, damit es später auch passt“, sagte Ansprechpartnerin Karin Demming. Das habe sich bewährt: Allein im vergangenen Jahr gab es 6600 erfolgreiche Matches „mit steigender Tendenz“. Zumindest das Basisprofil sei kostenlos. Auch Menschen mit Pflegegrad seien willkommen. „Aber Ulm ist noch ein weißer Fleck.“

Hoffnungsträger-Stiftung In Ulm-Donaustetten war am vergangenen Dienstag im Baugebiet „Im Brückle“ Grundsteinlegung für fünf sogenannte Hoffnungshäuser mit insgesamt 38 Wohnungen. Wie mehrfach berichtet, sollen dort zur Hälfte einheimische deutsche Mieter einziehen und zur Hälfte geflüchtete Menschen mit Bleiberecht. Jene haben in der Regel eine feste Arbeits- oder Ausbildungsstelle. Außerdem werden bis zu 65 Prozent der Wohnungen öffentlich gefördert. Sie können von Familien, Paaren und Alleinstehenden mit Wohnberechtigungsschein gemietet werden. „Das Ganze ist interkulturell und interreligiös, wir leben miteinander und füreinander“, sagte Bereichsleiter Thomas Röhm.

Beginenhof Sieben Frauen im Alter zwischen 65 und 85 Jahren leben derzeit auf dem Beginenhof im Blaubeurer Ortsteil Wennenden. Zusätzlich zu einem Gemeinschaftshaus, in dem drei der Frauen jeweils in einer eigenen Mietwohnung wohnen, wurden vier Häuschen in Holzbauweise gebaut. Ein Haus hat eine Größe von 43 bis 52 Quadratmetern. Jede Frau kocht für sich. Zu gemeinsamen Veranstaltungen zählen Meditation, Besprechungen und Freizeitangebote. „Aber derzeit sind wir voll belegt“, sagte eine der Bewohnerinnen. Eventuell werden die alten Hallen, die jetzt nur als Gemeinschaftsräume dienen, eines Tages ausgebaut. Der Beginenhof ist als gemeinnützige GmbH organisiert und kooperiert mit der Beginenstiftung Tübingen.

Mehrgenerationenhäuser In Söflingen, am Eselsberg und am Kuhberg gibt es schon länger Mehrgenerationenhäuser. Am Kuhberg beispielsweise war der Verein „Aktiv gemeinsam wohnen“ auf die Wohnungsbaugenossenschaft Ulmer Heimstätte zugegangen. Diese vermietet nun die Wohnungen. „Wir Mieter indes suchen uns jeweils die Mitbewohnenden aus und organisieren unser Gemeinschaftsleben“, erzählte Elke Ruff. Am Kuhberg wohnen 40 Erwachsene und elf Kinder. Im Mehrgenerationenhaus im Ruländerweg am Eselsberg, bei dem die Heimstätte als Vermieter mit der Stiftung Liebenau als Organisator kooperiert, leben 45 Erwachsene und drei Kinder.

Pflegebauernhof Mehrgenerationen-Pflegebauernhof Ulm heißt das Projekt, das dem entsprechenden Verein vorschwebt. „Aber leider suchen wir seit drei Jahren vergeblich einen geeigneten Hof“, sagte die Vorsitzende Carolyn Thomas. Der größte Wunsch wäre es, zum Hof gleich einen Sponsor zu finden. Trotzdem lebten die 25 Mitglieder jetzt schon die Gemeinschaft, indem sie sich beraten und um weitere Mitglieder werben. Ziel sei dabei, „auch junge Menschen zu gewinnen, die den üblichen Pflegedienst ergänzen“, sagte die Vorsitzende, die selbst gelernte Krankenpflegerin ist.

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