„Ein Stück Heimat geht verloren“

  • Da stehen sie noch: der Günzburger Landrat Hans Reichhart vor den mittlerweile gesprengten Kühltürmen in Gundremmingen. Foto: Stefan Czernin
  • Bürgermeister Tobias Bühler schaut optimitisch in die Zukunft. Foto: Stefan Czernin
  • Anlagenleiter Heiko Ringel war am Tag der Sprengung ein begehrter Gesprächspartner. Foto: Stefan Czernin

Abbruch Innerhalb weniger Sekunden verwandeln sich die Türme in Betonschutt. So fallen die Reaktionen aus.

Gundremmingen. Sie sind weg. Um 12 Uhr mittags wurden die zwei Kühltürme des ehemaligen Kernkraftwerks Gundremmingen am Samstag gesprengt. Zu diesem symbolträchtigen Termin waren unter anderem auch der Günzburger Landrat Hans Reichhart, Tobias Bühler, Bürgermeister in Gundremmingen, und der Leiter der Rückbauanlage Heiko Ringel zum Pressezentrum gekommen, das die ehemalige Betreiberfirma RWE nahe am ehemaligen Kernkraftwerk errichtet hatte. Wie fallen ihre Reaktionen da?

Nach seinem Gefühl gefragt, antwortete der Günzburger Landrat spontan „Wehmut“. „Die Kühltürme waren ein Erkennungszeichen für unsere Region.“ Die Entscheidung, das Kernkraftwerk im Zuge des Atomausstiegs vor einigen Jahren abzuschalten, hält er für „schade und falsch“. „Das ist ein Rieseneinschnitt“, sagte Reichhart. Gundremmingen müsse Energiestandort bleiben. Diesbezüglich werden schon in der kommenden Woche Fakten geschaffen: Am Mittwoch erfolgt beim ehemaligen Kraftwerk der Spatenstich für die größte Batteriespeicher-Anlage in Deutschland, Bauherr ist erneut RWE.

Emotional und professionell

Emotional reagierte auch der Gundremminger Bürgermeister Tobias Bühler: „Ein Stück Heimat geht verloren.“ 45 Jahre lang standen die beiden 160 Meter hohen Stahlbetonriesen. Er habe die Kühltürme durch die Fenster in seinem Amtszimmer sehen können. Nun sei er darauf gespannt, was sich dort an neuer Aussicht auftut. Am Samstagvormittag war er mit dem Fahrrad in der Gemeinde unterwegs und unterhielt sich mit zahlreichen Bürgern, die sich versammelt hatten, um sich die Sprengung anzuschauen. Auch dort habe er immer wieder Bedauern gehört. Trotzdem blicken Bühler und die Gemeinde positiv in die Zukunft. Das hat damit zu tun, dass RWE „zu Gundremmingen steht“.

„Wir haben alles gut und professionell vorbereitet“, sagte der Leiter der Rückbauanlage, Heiko Ringel. Viel Raum für Emotionen bleibe da nicht. Die Sprengung der Kühltürme sei das erste sichtbare Zeichen des Rückbaus. Im Leistungsbetrieb sorgten die Kühltürme dafür, dass die Donau nicht zu stark mit Abwärme belastet wurde. Bisher seien schon 5000 Tonnen Material aus dem ehemaligen Kraftwerk ausgebaut worden.

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