Rausch auf Rezept

  • Dominik Guggemos. Florian Gaertner/photothek.de

Gesundheitsministerin Nina Warken will sehr streng gegen die Online-Cannabis-Apotheken vorgehen. Doch ihr Gesetz würde wenig bringen. Wirklich gegen Missbrauch helfen würde eine andere Maßnahme.

Man muss mit Blick auf die Zahlen skeptisch werden: Deutschland hat 2024 mehr als doppelt so viel Cannabis „für medizinische und wissenschaftliche Zwecke“ importiert wie noch 2023 – also vor der Teil-Legalisierung. Dass die knapp 40 Tonnen zusätzlich nur durch neue Patienten zustande kommen, besteht keinen Plausibilitätstest. Kiffer nutzen die Apotheken, um an ihren – nun nicht mehr illegalen – Stoff zu kommen.

Überraschen sollte das niemanden, bietet das Lauterbach-Gesetz doch all jenen, die nicht selbst anbauen, keine praktikable Bezugsquelle. Der Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) spricht nun mit Blick auf das Geschäftsmodell der Cannabis-Apotheken von „Dealern in weißen Kitteln“. Das kann man so sehen. Nur: den Missbrauch sinnvoll zu verhindern, ist kompliziert. Auch dem sehr strengen Gesetz von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) würde das schon aus EU-rechtlichen Gründen nicht gelingen, denn Ärzte aus Kroatien oder Griechenland wären nicht daran gebunden.

Der Suchtforscher Jakob Manthey, der das Cannabis-Gesetz wissenschaftlich evaluiert, spricht davon, dass zwischen 10 und 30 Prozent derer, die medizinisches Cannabis konsumieren, tatsächlich Patienten sind. Im Einzelfall ist das schwer zu sagen, schließlich darf Cannabis schon bei Schlafstörungen verschrieben werden.

Der einfachste Weg, den Missbrauch des Gesundheitssystems zu verhindern, wäre einer, der CDU und CSU nicht schmeckt: Gäbe man den Kiffern Fachgeschäfte, in denen sie ihren Stoff kaufen könnten, würden sie die Apotheken links liegen lassen. Diese könnten sich dann auf die Kunden konzentrieren, die wirklich medizinische Hilfe benötigen.

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