Trotz Kritik: Das Land bleibt hart
Bad Urach Das Aus für die Dürnitz des Residenzschlosses als Veranstaltungsraum hat bei den Herbstlichen Musiktagen erneut für Kritik gesorgt. Zufrieden ist die Stadt indes mit dem Besuch der Konzerte.
So richtig angekommen ist es weder bei den Bad Urachern, noch beim Publikum der Herbstlichen Musiktage, das bekanntlich aus dem weiteren Umkreis kommt: In der zweiten Hälfte des Jahres 2026 soll das Residenzschloss zwar wieder öffnen – doch mit Konzerten, Hochzeiten und Feiern aller Art in der Dürnitz ist es nach der Sanierung des Gebäudes endgültig vorbei.
Damit endet eine Tradition, die die Bad Uracher jahrzehntelang pflegten. Denn der ehemalige Gesellschaftsraum des Schlosses wurde regelmäßig für Familienfeiern und andere Feste gebucht; selbst Abi-Bälle sind dort abgehalten worden. Auch die bekannteste Konzertreihe der Stadt, die Herbstlichen Musiktage, fanden im Schloss gleich nach ihrer Gründung vor 45 Jahren eine Heimat. In der Dürnitz versammelten sich Sänger und Klassikfans vor allem für Kammermusikabende und andere Perlen des Festivals.
Das alles ist jetzt vorbei. Die für landeseigene Monumente zuständigen „Staatlichen Schlösser und Gärten“ widmen die Dürnitz in eine Art Museum um. „Geplant ist ein reiner Ausstellungsraum, Veranstaltungen sind dort nicht mehr zulässig“, sagte Bad Urachs Bürgermeister Elmar Rebmann kürzlich bei der Hauptversammlung des Fördervereins „Freunde der Herbstlichen Musiktage“. Als Spielstätte für Konzerte bleibt lediglich der Palmensaal, wobei die Stadt dort künftig improvisieren muss: Für den Pausensekt (bislang in der Dürnitz serviert) fehlt ebenfalls der Platz.
Wenig erfreut über diese Entwicklung zeigt sich Florian Prey, der künstlerische Leiter des Uracher Musikherbstes: „Wir und die Bad Uracher verlieren einen der schönsten Säle der Stadt. Ich finde das schlimm und kann das nicht verstehen“, sagte er.
Auch Dr. Raimund Eisert, zweiter Vorsitzender des Festivals-Fördervereins, kritisierte das Vorgehen des Landes Baden-Württemberg, die Dürnitz dergestalt umzuwidmen: „Das ist eine unmögliche Entscheidung“, urteilte er. Und forderte wie bereits im vergangenen Jahr: „Dagegen müssen wir etwas unternehmen.“
Das hat die Stadt bereits getan. Um die Bedeutung der Dürnitz für Bad Urach zu unterstreichen, hatten sich Bürgermeister Elmar Rebmann und Kulturreferent Thomas Braun schon im vergangenen Jahr mit einer politischen Erklärung an das Land gewandt. Allerdings hat auch das Schreiben nichts bewirken können. „Da ist nichts mehr zu machen“, sind sich der Rathauschef und die Fördervereins-Vorsitzende Irmgard Naumann, langjährige FDP-Gemeinderätin, sicher.
Elmar Rebmann verweist indessen auf die weitere Auswahl der Spielstätten, die der Stadt zur Verfügung stehen – von der Festhalle bis zum Bürgerhaus. „Es gibt noch genügend Plätze, an denen die Musiktage eine Heimstatt finden.“
Eröffnung auf der Gartenschau
Gelegentlich darf es dabei auch ein bisschen außergewöhnlich werden: Die Eröffnung des Festivals am 1. Oktober 2027 soll beispielsweise auf der Gartenschau stattfinden, die in dieser Zeit in der Kurstadt über die Bühne geht. Damit könnte der Musikherbst seinem Ziel, neues Publikum zu gewinnen, noch einen Schritt näher rücken. In den vergangenen Jahren präsentierte sich das Festival immer mal wieder abseits der klassischen Pfade. Etwa mit einem Popkonzert und der Sängerin Wilhelmine im vergangenen Jahr und seit einiger Zeit mit regelmäßigen Jazz-Sessions – dieses Mal mit dem Dettinger Saxophon-Überflieger Jakob Manz.
Besagter Abend war ebenso ausgebucht, wie das Gros der Konzerte in diesem Jahr: Lediglich zweimal meldeten die Veranstalter bei den Musiktagen Anfang Oktober kein ausverkauftes Haus, sagt der städtische Kulturreferent Thomas Braun. Unterm Strich sind so rund 2500 Musikfans zur Konzertwoche nach Bad Urach gekommen, bilanziert er. Für die Veranstalter ist das ein Grund zur Freude: „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Thomas Braun. Auch der künstlerische Leiter Florian Prey sprach von einer „schönen Entwicklung“, die die Musiktage seit ihrer Gründung vor 45 Jahren genommen haben. Eine Aufgabe für die kommenden Zeit sei es, weiterhin jüngere Menschen für die Musiktage zu gewinnen.
Klappt das, hat der Programm-Macher keine Sorge um die Zukunft, aller Krisen zum Trotz. Prey: „Wir gehören mittlerweile zu den ältesten Musikfestivals in Deutschland – manche gibt es schon gar nicht mehr.“
Wir und die Bad Uracher verlieren einen der schönsten Säle der Stadt.