Zwei Trassen und fünf Stationen

  • Wegen der Deckenbeleuchtung ein wenig wie in einer U-Bahnstation sieht es aus bei diesem Blick ins Kulturhaus. Mit der VR-Brille konnten Interessierte schon einmal in die Wagen der Regionalstadtbahn blicken. Foto: Jürgen Herdin

Pfullingen Das Großprojekt Regional-Stadtbahn Neckar-Alb im Detail für Pfullingen: Im Kulturhaus gingen 150 Interessierte in Kleingruppen alle 20 Minuten von einer Info-Station zur nächsten.

Der Pfullinger Gemeinderat wird am 18. November über die favorisierte der beiden möglichen Stadtbahn-Trassen abstimmen. Eine würde auf der alten Bahntrasse fahren, die andere mitten durch die Pfullinger Innenstadt. Beide seien, wie berichtet, rentabel und wirtschaftlich darstellbar. Das ist wichtig für die Finanziers, den Bund und das Land. Und das hört sich gut an: Berlin trägt den größten Teil der förderfähigen Kosten für Neu- und Ausbauten sowie die Elektrifizierung. Das Land Baden-Württemberg und die regionalen Projektpartner teilen sich die restlichen Kosten.

Das interessierte am Montagabend die rund 150 Besucher der Informationsveranstaltung eher weniger. Sie wollten vor allem wissen, wie so eine Bahn in die Stadt „verpflanzt“ werden kann – und wie eine solche Tram überhaupt aussieht. Hierfür gab es pfiffige Einblicke auch mittels einer VR-Brille, mit der die Leute die „Innereien“ des „TramTrains“ besichtigen konnten: Serienmäßig ist die Klimaanlage, ganz vorne und hinten befinden sich Radabstell-Nischen, auch solche für Kinderwagen, barrierefreie Zugänge, auch in die Toiletten – und WLAN samt Ladestationen für Handys, kostenlos, versteht sich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 100 km/h.

Bei jedem der bisherigen Treffen hat sich Pfullingens Bürgermeister Stefan Wörner für die Innenstadttrasse ausgesprochen, dort wo man buchstäblich die meisten Leute abholen kann. Das tat er im Brustton der Überzeugung auch am Montag im Kulturhaus. Denn entlang der Strecke befinden sind die Geschäfte, die Schulen, das Kulturhaus Klosterkirche – und zudem bekäme die neue Tram eine Haltestelle direkt vor den Pfullinger Hallen und dem Freibad.

Allerdings würde es eng für die Verkehrsteilnehmer in der Innenstadt; dort, wo die Marktstraße schmaler wird, am Lindenplatz und in der Klosterstraße. Ein Pfullinger, der viele Jahrzehnte im Rathaus diente und den Überblick hat, versicherte, dass zu dem Treffen im Kulturhaus überaus viele Anwohner dieser Straßen gekommen seien.

Und Gemeinderätin Traude Koch von der Grün-Alternativen Liste betonte, dass man das Projekt Bahn im Großen und Ganzen betrachten sollte. Die Echaztalbahn ab Reutlingen-Süd sei ein wichtiger Teil, aber nur ein Mosaikstein bei der Entwicklung eines nachhaltigen Mobilitäts-Mixes für die Region. Insgesamt gehe es bei den knapp fünf Kilometern durch Pfullingen aber „um einen klimafreundlichen Umbau, der auch für die Fahrradfahrer Angebote macht“, so Koch.

Und ganz gleich, ob nun die Innenstadt-Trasse kommt oder nicht: Die Marktstraße müsse eh umgebaut werden. „Es ist schon lange überfällig, dass diese Asphalttrasse baulich verändert wird,“ sagte Koch. Die Alte Bahntrasse hingegen, zwischen dem Arbach-Park, am ehemaligen Bahnhof entlang in Richtung Unterhausen, habe viel Potenzial für einen leistungsfähigen Radweg, der es ja in weiten Bereichen seit Jahrzehnten schon ist.

Und in der Tat wollte auch die Besucherschaft beim Info-Treffen mehrheitlich vor allem wissen, wie das mit der Tram durch die enge City gehen soll. Aufgebaut hatte der Zweckverband an dem Abend einen spannenden Themen-Parcours mit fünf Stationen, an denen über 20 Experten und Expertinnen Frage und Antwort standen. Und alle 20 Minuten sollten Interessierte, für den Abend organisiert in Kleingruppen, von einem Stand zum nächsten wechseln. Der Moderator des Abends, Frank Ulmer, fand, dass das auch gut funktioniert hat.

Die Pläne der Infrastruktur erklärten Marius Strähle, sowie David Barth und Pascal Hahmann von den Planern des dänischen Planers Ramboll. Marc-Christian Knoblich von der Stadt Pfullingen war auch dabei. Wie es klappt mit der Stadtbahn in Kombination mit all den anderen Verkehrsteilnehmern? Das erläuterten Meike Nühs, Pfullingens Stadtplaner Timo Kühnel sowie Frank Schäfer von den BS Ingenieuren aus Ludwigsburg. Er ist Dauergast bei Treffen zum Thema Stadtbahn ebenso wie Prof. Tobias Bernecker, der Geschäftsführer des Zweckverbands Regional-Stadtbahn.

Grundsätzliches aber auch Details über die Züge gab es von den Zweckverbands-Pressesprecherinnen Lena Hönes und Wiebke Brosig. Den Weg hin bis zur Standardisierten Bewertung des Projekts beschrieben Nicolas Hirth und Thomas Weinmann vom Regionalverband Neckar-Alb (RNVA), den Variantenvergleich deren Kollege Steffen Thomma.

Nach knapp zwei Stunden waren alle 150 Besucher gut bedient – und damit auf dem aktuellen Kenntnisstand. Alle Pfullinger hingegen warten nun auf das Gemeinderats-Votum am Dienstag, 18. November. Wie von verschiedener Seite zu hören ist, müssten sich danach in Sachen Stadtbahn schon außerordentliche Dinge tun, damit das Regierungspräsidium Tübingen der Pfullinger Entscheidung noch widerspricht.

Es geht insgesamt um einen klimafreundlichen Umbau mit Angeboten auch für Radler. Traude Koch Gemeinderätin

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