Erste Hoffnung in der Krise

  • Gegen Waldhausen zeigen sich die Geislinger – links Leon Musliu –giftig und gallig wie lange nicht mehr. Foto: Thomas Madel

Fußball-Landesliga Der SC Geislingen kassiert die siebte Niederlage dieser Runde. Doch das Team zeigt nach dem Trainerwechsel wieder ein ganz anderes Gesicht.

Es war die bislang bitterste Niederlage dieser Runde: Ein weiter Ball nach vorn, ein verpatzter Kopfball und ein krummer Schuss von Niklas Schwarzer um SC-Keeper Rocco Sauter herum, 0:1 in der vierten Minute der Nachspielzeit. Der SV Waldhausen – wegen einer Roten Karte gegen SV-Keeper Felix-Adrian Körber nach einer Notbremse an Damiano de Lucia seit der 70. Minute in Unterzahl – gewinnt mit viel Dusel das Landesliga-Duell beim SC Geislingen. Und die Kicker vom Eybacher Tal stehen schon zum siebten Mal in dieser Spielzeit ohne Punkte da.

Aber es war nach den turbulenten vergangenen Wochen, in denen der sportliche Absturz in einem Trainerwechsel gipfelte – Metin Kartal musste gehen, Sven Ackermann übernahm –, der erste Schritt in die richtige Richtung. Schon vor Spielbeginn ließen einen zwei Dinge hoffen: Zum einen ist Sauter deutlich früher zurück im Tor als erwartet, sein Schlüsselbeinbruch hatte sich im Nachgang als heftige Schulterprellung entpuppt, obwohl alles noch schmerzt, beißt er sich durch. Zum anderen ist Innenverteidiger Tomislav Ivezic aus dem Fußball-Ruhestand zurück, um der Mannschaft zu helfen. Tatsächlich war seine Handschrift in der Abwehr sofort zu sehen.

Nicht zuletzt dank ihm zeigten die Geislinger gegen den haushohen Favoriten eine kämpferisch überragende Leistung, hielten den Tabellen-Zweiten bis zu besagter Szene in der Nachspielzeit klein und hätten zumindest einen Punkt verdient gehabt in einer chancenarmen Partie, in der schnell klar war, dass der wohl als Sieger vom Platz gehen wird, der den ersten Treffer setzt. „So ist das, wenn du in der Tabelle unten drin stehst, dann kassierst du eben diese Dinger. Aber so wie Waldhausen den Sieg gefeiert hat, wussten die ganz genau, wie viel Glück sie hatten“, befand Ackermann, der viel Positives gesehen hatte: „Die Reaktion von Waldhausen, das mit breiter Brust hätte auflaufen und uns herspielen müssen, zeigt mir, dass wir sehr viel richtig gemacht haben. Was ich von den Jungs gefordert hatte, das haben sie gezeigt.“ Und das – nebenbei erwähnt – gegen Härtsfelder, deren Spiel ständig von herbstlichem Schwalbenflug begleitet war, in dessen Bann sich der Unparteiische immer wieder ziehen ließ. Über die gesamte Spielzeit war Ackermanns Team giftig und gallig, lief sofort den Gegner an, ging ohne Zögern in die Zweikämpfe, fightete um jeden Ball, blockte jeden Schuss, sodass Waldhausen am Ende lediglich drei Abschlüsse hatte, die als Torchancen durchgingen – und die Geislinger legten nach jedem Ballgewinn sofort den Vorwärtsgang ein (wobei der Gegner ebenso überragend verteidigte). Damiano de Lucia hätte dies in der 68. Minute wohl mit der Führung veredelt, hätte ihn Körber vor dem Strafraum nicht über die Klinge springen lassen.

Das Ende vom Lied: De Lucia blieb verletzt liegen, er hatte sich bei seinem Sturz schon wieder das angeschlagene Knie lädiert und musste vom Platz getragen werden. „Was da genau ist, lässt sich noch nicht sagen, da müssen erst die nächsten Tage abwarten“, sagt Ackermann: „Wir müssen jetzt trotz allem positiv bleiben, ich bin in keinster Weise unzufrieden. Die Tabelle zählt ein einziges Mal – und das ist am letzten Spieltag. Alles andere interessiert mich nicht.“

Tatsächlich wurden Ackermanns Schützlinge trotz der Niederlage von den 270 Zuschauern beklatscht, „die haben eine Mannschaft gesehen, die sich förmlich zerrissen hat. Und die Fans honorieren das.“ Allerdings beendete auch Geislingen die Begegnung in Unterzahl, in der siebten Minute der Nachspielzeit sah Marvin Mayer nach grobem Foulspiel noch Rot. Damit wird es nun in der Abwehr eng, denn Patrick Niederberger wird nach seinem Handgelenksbruch wohl noch mindestens fünf Wochen fehlen. SC Geislingen: Sauter – Mayer. Schöll, Ivezic, Musliu, Ahmeti, Eyüpoglu, Volk, Özdemir (87. Aljwir), D. de Lucia (71. Istrefi), Ziegler (83. Dias Matos).

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