Transparenz sorgt für Ruhe
Zwei Gebiete in Göppingen bergen derzeit stadtpolitisch enormen Zündstoff: Das ist zum einen der Golfplatz im Stauferpark, zum anderen das ehemalige Brunnen-Areal in Jebenhausen. Beide Flächen will die Stadt entwickeln, Gewerbe und Wohnen sollen Hand in Hand gehen.
Dass es in beiden Fällen Widerstand geben wird, war zu erwarten. In Jebenhausen hat sich gar eine Bürgerinitiative gegründet, die gegen die „XXL-Bebauung“ mobil macht. Für große Unruhe sorgt hier die Ungewissheit, was die Logistik-Firma Wackler konkret vorhat. Es geht eben nicht darum, was laut Bebauungsplan rechtlich möglich wäre, sondern darum, was das Unternehmen wirklich bauen möchte. Daher ist es dringend notwendig, dass Wackler als Eigentümer des früheren Aqua-Römer-Areals die Karten auf den Tisch legt – und zwar schnell. Fehlende Transparenz öffnet Spekulationen und Gerüchten Tür und Tor. Sollten hier tatsächlich bis zu 18 Meter hohe Lagerhallen entstehen, wird es sich nicht nur um ein Ausbildungs- und Schulungszentrum handeln.
Viele Argumente der Bürgerinitiative sind nachvollziehbar, die Bedenken zum Teil berechtigt. Logistik verbraucht immer viel Fläche, in Relation dazu entstehen nur wenige Arbeitsplätze. Demgegenüber stehen übergeordnete Interessen. Die Stadt muss Platz für Wohnraum schaffen und Unternehmen die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Einnahmen aus Gewerbe- und Einkommensteuer kann die Stadt gut gebrauchen, die Kassen sind leer.
Noch steht das Verfahren ganz am Anfang, die Bürger haben alle Möglichkeiten mitzureden. Für die abgasgeplagten Jebenhäuser wird sicher auch das Thema Verkehr eine Rolle spielen – und diese Frage wiederum hängt von den Wackler-Plänen ab. Eines ist aber sicher: Die geplante Umgehungsstraße hat mit diesem Vorhaben rein gar nichts zu tun. Sie wird kommen, die Frage ist nur wann. Hintergrund ist, dass das vor 15 Jahren eingeleitete Planfeststellungsverfahren aus Sicht des Regierungspräsidiums überholt ist und neu aufgesetzt wird.
Die Bürgerinitiative wird um ihre Belange erbittert kämpfen. An einem Dialog kommen Stadt und Wackler daher nicht vorbei. Die Ortsbegehung vor einer Woche wäre für das Unternehmen eine gute Gelegenheit gewesen. Stattdessen einen privaten Sicherheitsdienst zu aktivieren, war hingegen eine fragwürdige Reaktion auf den friedlichen Protest.