Aussiedlerhof will Agri-Photovoltaik

  • Auf der Ebene links im Hintergrund liegt die Fläche, auf der eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage  entstehen soll. Foto: Staufenpress

Landwirtschaft Eine Bauvoranfrage für Agri-PV auf der Ebene beim Eichertwald fällt im Heininger Gemeinderat durch. Aber der Landwirt hat wahrscheinlich das Baurecht auf seiner Seite.

Nahe des Göppinger Eichertwalds könnte auf Heininger Markung eine Freiflächen-Solaranlage entstehen. Das beantragt ein Landwirt auf einer Fläche, die 100 Meter von seinem Aussiedlerhof entfernt ist. Die Fläche gehört nicht ihm, er hat sie langfristig gepachtet. Er würde die Photovoltaik-Anlage auf 10.000 Quadratmeter nicht selber bauen, sondern dies einem Dritten überlassen. So stellt Bürgermeister Matthias Kreuzinger den Fall dar.

Im Bauausschuss des Gemeinderats gab es für die Pläne des Landwirts wenig Sympathie. Mit vier gegen eine Stimme bei einer Enthaltung lehnte das Gremium die Bauvoranfrage ab. Nur Bürgermeister Kreuzinger stimmte dafür. Aber auch nur, weil die Rechtslage das Baugesuch wahrscheinlich zulasse.

Hürden der Gemeinde

Der Heininger Gemeinderat hat vor einiger Zeit schon geregelt, wie er es mit Freiflächen-Photovoltaik auf seiner großen Markung hält. Infrage kommt das für ihn nur auf ehemaligen Deponie- oder Altlastenflächen. Da hat er auch schon einmal Grünes Licht gegeben. Auf der früheren Deponiefläche beim Riederholz in Richtung Bezgenriet darf die Bürgerenergiegenossenschaft Voralb-Schurwald eine Anlage bauen, die statistisch halb Heiningen mit Strom versorgen könnte. Ob sie gebaut wird, hängt von der Wirtschaftlichkeit ab.

Jetzt geht es um eine Agri-PV-Anlage, die außerhalb der vom Gemeinderat benannten Flächen liegt. Agri-PV heißt: Die Module würden so platziert, dass man die Fläche noch bewirtschaften kann. Das Gelände würde eingezäunt.

Für die Behörden noch Neuland

Der Antragsteller sei schon frühzeitig an ihn herangetreten, berichtete Bürgermeister Matthias Kreuzinger. Da klar ist, dass die Heininger Gemeinde so etwas nicht will, kann dem Landwirt nur das Baurecht zu der Anlage verhelfen. Und das scheint auf seiner Seite zu sein, sagt Kreuzinger. Der Schultes hat nachgefragt. Beim Regierungspräsidium in Freiburg, das sich zu diesem Thema geäußert hat, beim Ministerium in Stuttgart, beim Landratsamt in Göppingen, der Genehmigungsbehörde. Zu Kreuzingers Überraschung genügen offenbar wenige Voraussetzungen:  Dass die Anlage in überschaubarer Entfernung zu einem Hof liegt und dass der Landwirt die Fläche langfristig bewirtschaftet. Das sei bei diesem Antrag gegeben. „100 Meter, das ist nicht so weit, dass wir sagen: Es passt nicht mehr.“ Hundertprozentig weiß Kreuzinger aber nicht, wie die Sache läuft. Er glaubt, dass das Landratsamt noch in der Findungsphase ist. „Das ist Neuland.“  Genehmigt das Landratsamt den Antrag, dann spielt die Haltung der Gemeinde keine Rolle. Das gibt es auch bei anderen Bauvorhaben. Beispielsweise zuletzt in Schlat bei einem geplanten Mobilfunkmast.

Keine verspiegelte Fläche

Gemeinderat Rolf Reick (Freie Wähler) ist „in jedem Fall dagegen“, er will dort keine verspiegelte Fläche. Und es könnte ja noch mehr entstehen. Es gebe dort noch zwei andere Höfe, die könnten je maximal 25.000 Quadratmeter mit Photovoltaik belegen. Reick: „Zu welchem Landschaftsbild könnte das führen!“ Zu der beantragten Anlage sagt Baurechtsamtsleiter Maximilian Heim: Von der Landesstraße aus sei sie nicht zu sehen. „Lediglich von einzelnen Standorten auf den umliegenden Feldern ist die Anlage wirklich wahrnehmbar.“ Reick graut es auch vor den maximal fünf Metern Höhe der Module. „Das ist ein massiver Eingriff in das Landschaftsbild“. Dazu Heim: Dieser Stand der Module komme normalerweise nur bei Sonnenaufgang- und untergang vor, und wenn das Gelände gerade bewirtschaftet wird. In der Mittagszeit dürften es 2,60 Meter sein. Reick kritisiert auch die Dauer der Pacht: Man spreche jetzt mal von zwölf Jahren, die Anlage stehe ja 30 Jahre. Das Mindeste seien 15 Jahre Pachtdauer. Eines allerdings fordert die Gemeinde: Dass die Anlage abgebaut wird, falls der Hof aufgibt oder die Pachtfläche wegfällt.

Reick findet auch, dass der Sinn des Gesetzes für Agri-Photovoltaik nicht erfüllt wäre. Es gehe bei diesem Aussiedlerhof nicht um die Nutzung von eigenem Strom. Den könnte der Landwirt schon lange auf seinem Dach produzieren, tue das aber nicht. Bürgermeister Kreuzinger denkt, dass es hier nur eine Stromabnahme pro forma wäre. Der Landwirt habe seine Tierhaltung reduziert.

Manfred Schurr (Bürgerliste/CDU) ist wie Reick absolut dagegen, schon wegen der Einzäunung des Geländes. „Ringsum herrscht reger Wildwechsel.“ Wenn er sehe, wie hoch der Zaun werden solle: zweieinhalb Meter hoch, unten 20 Zentimeter Luft.

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