Skandal-Nudel al dente

  •   Carlucci

Der World Pasta Day, der heute global gefeiert wird, macht uns wieder einmal bewusst, wie wichtig Nudeln im Zusammenleben der menschlichen Spezies geworden sind. Keiner hat die Weltnudel so gut verstanden wie Loriot. Der Altmeister des feinen Humors ließ einen Heiratsantrag an einer im Gesicht herumwandernden Nudel scheitern. Die Angebetete schaffte es nicht, den Dahinschmachtenden darauf aufmerksam zu machen. „Sagen Sie jetzt nichts“, konterte er jeden Versuch der Dame, ihn auf die Wander-Nudel aufmerksam zu machen. Was wäre dieser Sketch ohne die Nudel? Eben, nichts.

Aber Nudeln sind weit mehr als nur Mehl, Hartweizengrieß und ein bisschen Wasser. Nehmen wir die Ulk-Nudel, die uns abseits vom profanen Hungergefühl lehrt, wie wichtig Quatsch mit Sauce und Nudeln mit Tomaten im Leben für das psychische Wohlbefinden ist. Ganz ähnlich deucht uns auch das segensreiche Wirken der Skandal-Nudel, die uns mit herrlichen Nebensächlichkeiten bei Laune hält. Was würden Boulevard-Medien ohne die täglichen Skandal-Nudeln machen? Eben, nichts. Der Nudel Kern ist eben nicht nur die Freude am kulinarischen Erlebnis. Vielmehr geht es nicht selten ganz explizit um den schlechten Geschmack. Und der wird gemeinhin ja den Engländern oder den Amerikanern angedichtet. Und das nur, weil sie Spaghetti mit Ketchup für erste Sahne halten. Aber auch das verzeiht die Nudel, die ohne Zweifel al dente im Nehmen ist.

Manchmal wird die Nudel auch falsch verstanden. Nehmen wir einen früheren SPD-Bundeskanzler, dem wird heute noch fälschlich nachgesagt, er sei ein Basta-Kanzler gewesen. Dabei hat er immer, wenn ihm die Diskussion mit seiner Partei zuviel wurde, nach Pasta gerufen, wurde aber nie erhört. Das kann einen Menschen völlig am Boden zerstören, kein Wunder, dass er jetzt nur noch russische Diktatoren und Oligarchen zum Freund hat. Apropos: Alleinherrschern auf der Welt-Nudel, pardon, Weltkugel, wird schon mal nachgesagt, sie fingen nur deswegen Kriege mit anderen Ländern an, weil sie meinen, ihre Nudeln seien zu kurz geraden. Gut, darüber müssen Historiker oder Psychoanalytiker entscheiden. Wir belassen es dabei und verabschieden uns ausnahmsweise profan mit dem Nudel-Holz: Hasta la Pasta, Baby!

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