Nackte übernehmen Wellness-Oase
Sauna Bisher konnte der Wellnessbereich der Göppinger Barbarossa-Thermen nur mit Badekleidung genutzt werden. Dies wurde aber kaum angenommen. Nun soll die Wellness-Oase auch textilfrei werden.
Nackte gegen Angezogene: Das war in den Barbarossa-Thermen in Göppingen von Anfang an ein heißes Eisen. Denn schon kurz nach dem Bau von Saunalandschaft und Wellnessbereich vor 21 Jahren war umstritten, wo die Badegäste sich im Adams- und Evakostüm aufhalten dürfen und wo sie lieber Badekleidung tragen sollen.
Bisher galt die Regel, dass im Wellnessbereich im Erdgeschoss Badekleidung getragen werden muss. Dieser Teil besteht aus dem Tepidarium (45 Grad), dem Caldarium (55 Grad), dem Dampfbad (50 Grad), dem außenliegenden Entspannungsbecken, dem Wellnessgarten mit Ruhebereich und diversen Duschen.
Garten kaum genutzt
Dieser Bereich weist aber sehr schwache Besucherzahlen auf, wie Werkleiter Andreas Bantel von den Stadtwerken Göppingen (SWG) nun im Verwaltungsausschuss berichtete. „Es gibt dort einen wunderschönen Garten und Außenbereich, der kaum genutzt wird.“ Ganz im Gegensatz zur Saunalandschaft im Obergeschoss, die zu bestimmten Zeiten sehr voll ist. Dies habe zur Folge, dass die Beschwerden zunehmen und manche Saunafreunde abwandern, berichten die Stadtwerke. Deshalb wollen sie die zahlreichen textilfreien Nutzer künftig auf die eigentlich ausreichend vorhandenen Flächen verteilen. Also soll die Wellness-Oase künftig der Saunalandschaft zugeschlagen werden und damit ebenfalls textilfrei sein, so der Vorschlag der Stadtwerke, dem die Ausschussmitglieder zustimmten. Am 6. November entscheidet der Gemeinderat.
Durch die Ausweitung des textilfreien Bereichs werde die Atmosphäre und die Entspannungsmöglichkeiten sich insgesamt verbessern und das Sauna-Angebot attraktiver, so die Hoffnung. Die Trennung von unbekleideten Besuchern in Saunen und bekleideten in Wellnessbereichen sei ohnehin „heute eher unüblich und wegen der besseren Hygiene in der Regel textilfrei“.
Die Zusammenführung der beiden Teile, in denen dann alle textilfrei sind, bietet aus Sicht der SWG weitere Vorteile. Denn bisher war der Eintritt in den Wellnessbereich günstiger, die Nutzer konnten aber ungehindert in die Saunalandschaft wechseln. „Es wird vermutet, dass ein missbräuchliches Verhalten vorliegt“, schreiben die Stadtwerke.
Was tun gegen Voyeure?
Ein Problem muss noch gelöst werden: Denn bisher kann man aus der Badearena in den Wellnessbereich blicken. Wegen der dort bisher vorgeschriebenen Badekleidung war das kein Problem. Nun aber muss ausgeschlossen werden, dass man den Bereich vom Hallenbad aus einsehen kann. Deshalb soll an der Südseite des Hallenbads ein optisch ansprechender Sichtschutz angebracht werden.
Vorschlag: Noch mehr Saunen
Im Ausschuss war die Zustimmung groß. Vor allem der bekennende Sauna-Stammgast Jan Tielesch (CDU) sagte, er feiere einen „stillen Triumph“, und erinnerte an zurückliegende Kämpfe um textilfreie Bereiche. Tielesch war es aber auch, der sagte, dass es für den heutigen Wellnessbereich einen großen Wurf brauche. „Eigentlich müsste man dort einen weiteren Saunabereich einbauen“, meinte er. Sonst bezweifle er, dass die Änderung einen großen Mehrwert bringe. SWG-Werkleiter Bantel stimmte zu, verwies das aber aus finanziellen Gründen ins Reich der Zukunft. Die SWG hätten mit dem Umbau in Freibad und Schulbad aktuell viele Investitionen geschultert und bräuchten eine Konsolidierungsphase. Die Anregung werde aber für die Zukunft mitgenommen.