Zukunft des Golfplatzes umstritten
Debatte Widerspruch bei der Bürgerinfoveranstaltung im Göppinger Rathaus zur Entwicklung des Stauferparks – Stadt stellt drei Varianten vor und favorisiert Wohnbau mit Gewerbe.
Das Atrium im Göppinger Rathaus war proppevoll und die Menschen standen noch auf den Galerien, so groß war das Interesse an der frühzeitigen Infoveranstaltung der Stadt zur weiteren Entwicklung des Stauferparks. Nachdem der Pachtvertrag zum Golfplatz Ende des Jahres 2027 ausläuft, möchte die Stadt das Gebiet städtebaulich entwickeln. Sie hatte dazu drei Varianten vorgestellt, wobei die dritte ökologische Variante quasi den Status Quo als Naherholungsgebiet und eine Verlängerung des Pachtvertrags enthält. Diese Variante möchte die Stadt nicht, der Golfclub möchte jedoch verlängern.
Die Stadt favorisiert die zweite Variante (V2) mit Wohnbau und im Norden des Gebiets eine Gewerbeentwicklung. Franz Schneider, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, stellte zunächst die Historie des Stauferparks vor und danach die drei Varianten. Danach konnten die Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen, die von ihm und von Oberbürgermeister Alex Maier oder von Baubürgermeisterin Eva Noller beantwortet wurden. Es kamen in der dreistündigen Veranstaltung unzählige Fragen und Wortmeldungen, überwiegend mit Kritik. Die Antworten der städtischen Vertreter wurden immer mal wieder mit Gelächter quittiert.
Die Stadt argumentierte mit Grundstückserlösen (40,5 Millionen bei Variante 1, bei der das Gewerbe überwiegt, bei V2 mit 30,3 Millionen) und Steuereinnahmen bei Einkommensteuer und regelmäßigen Gewerbesteuereinnahmen. Um die Infrastruktur der Stadt zu erhalten, brauche es weitere Wohnungen und Ansiedlung von Gewerbe. Bei der favorisierten V2 blieben noch 16 Hektar Grünfläche, 9 Hektar Gewerbefläche und 4,1 Hektar Nettofläche Bauland. Nach einem Gutachten solle die Stadt um 4,4 Prozent auf 62 000 Einwohner wachsen, so Schneider. Bis dahin könnten 1340 Wohneinheiten (WE) entwickelt werden, aber viele Flächen seien nicht in der Hand der Stadt. Ähnliches gelte für Gewerbeflächen, für die es Nachfragen gebe. Noller sagte dazu, bei V2 werde es nur ein eingeschränktes Gewerbegebiet sein und die Wohnbebauung werde sich lärmschützend auswirken. Rechenbeispiele zu Geschosswohnungen und Einfamilienhäusern würden bei V1 zwischen 555 und 840 WE ergeben, bei V2 etwa 600 bis 800. Bei V1 rechne man beim Verkehr mit 3000 bis 4000 Fahrten, bei V2 mit 1300 bis 1700. Bei V1 brauche man eine neue Kita, bei V2 nicht.
In der Fragerunde, moderiert durch Petra Schmettow, gab es fast durchweg Einwände von Bürgerseite. So wurde die Notwendigkeit weiterer Gewerbegebiete mit Hinweis auf Allgaier oder Bosch in Frage gestellt. Bewohner des Galgenbergs hielten die kommende Verkehrssituation, die heute schon angespannt sei, für unzumutbar. Der Verkehr über die Roßbachstraße werde zunehmen. Ökologische Bedenken wurden laut. Man betoniere eine grüne Oase und ein Naherholungsgebiet mit wertvollen Pflanzen und Tieren zu und beschädige die Frischluft- und Kaltluftschneiße für die Stadt. Auf eine Vermarktung werde gehofft, sie sei aber nicht gesichert. Die Stadt denke nicht an die Gesundheit älterer Menschen beim Golf und setze die Sportstadt Göppingen aufs Spiel. Und der Hauptvorwurf lautete, die Stadtverwaltung verscherble Tafelsilber.
Unter den Teilnehmern meldete sich Gernot Imgart von der IHK zu Wort und wies auf die ernste wirtschaftliche Situation hin. Er gab zu bedenken, dass die Gewerbeflächen im Kreis Göppingen 2,3 Prozent ausmachten und die Zahl seit Jahren unverändert geblieben sei. Der Anteil der Siedlungsfläche betrage 16,8 Prozent und der Anteil der Vegetationsfläche 82 Prozent. OB Maier sagte, alle Varianten seien eine Option, aber er halte V3 für nicht klug. Die Stadt versuche, die verschiedenen Interessen auszutarieren, aber sie müsse auch auf ihre Einnahmen achten: „Die Nichtentwicklung des Gebiets ist finanzpolitisch die schlechteste und falscheste Entscheidung.“ Schneider sagte zum weiteren Prozedere und zum Bürgereinwand, dass vieles ungeklärt sei, dass man zuerst entscheiden müsse, ob man entwickeln wolle oder nicht.
Wir haben nichts gegen den Golfplatz, aber Bedarf an Wohnungen und Gewerbe. Alex Maier Oberbürgermeister