Schwierige Entscheidung
Die Faktenlage ist eindeutig: Die Fläche des Golfparks, die der Stadt Göppingen gehört, ist seit vielen Jahren im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen. Der 2012 mit dem Golfclub um 15 Jahre verlängerte Pachtvertrag läuft Ende 2027 aus. Dann soll hier, im Gebiet „Stauferpark Süd“, das Golfspielen nach rund 70 Jahren Geschichte sein. Die Stadt kommt dem Club in der Übergangszeit entgegen und trägt seit 1. Januar 2025 Grundsteuer und Pacht, um wegbrechende Einnahmen abzufedern. Ab 2028 hat dann die Stadt die Hand darauf, dieses Gelände städtebaulich zu entwickeln. Im Gespräch sind derzeit nicht nur Wohnungen, sondern auch Gewerbeflächen, die dringend gebraucht werden.
Einfach wird diese Entscheidung trotzdem nicht. Nicht deshalb, weil sich Protest formiert – im Gemeinderat und vor allem – verständlicherweise – bei den Bewohnern der benachbarten Tabakäcker. Sie hatten seinerzeit ihr Grundstück in der Annahme gekauft, keine weiteren Betriebe vor die Nase gesetzt zu bekommen. Es sprechen mehrere Gründe dafür, sich die Versiegelung dieses Idylls gut zu überlegen. Das aktuelle Klimagutachten weist das Areal als wichtigen Frischluftlieferanten der Stadt aus, zudem ist das Gelände Naherholungsgebiet und Lebensraum für Flora und Fauna. Nur 30 Prozent des 28 Hektar großen Platzes werden für den Golfsport genutzt. Der Rest ist Natur pur. Und: Weite Teile dieses Grüns dienten einst bei der Erweiterung der Firma Kleemann als Ausgleichsfläche.
Doch auch die Stadt hat berechtigte Interessen: Die Kassen sind leer, die Ausweisung von Wohn- und Gewerbegebieten spült Geld in den klammen Haushalt. Zumindest als Einmaleffekt, strukturelle Probleme öffentlicher Finanzen sind damit nicht gelöst. Doch muss das an dieser Stelle sein? Ein Blick in den Sachstandsbericht zum Stauferpark Süd beweist: Wenn alle geplanten und angestoßenen Wohnungsbauprojekte in Göppingen so kommen wie vorgesehen, könnte der jetzige Golfplatz zumindest dafür unangetastet bleiben.
Bleibt die Frage nach Gewerbeflächen. Hier besteht ein Defizit von rund 15 Hektar, das ist nicht wenig. Doch unzählige Produktionshallen, sei es bei Schuler oder auf dem Boehringer-Areal, stehen leer, in der Nachbarstadt Uhingen werden für das zwei Kilometer lange Allgaier-Gelände neue Nutzer gesucht. Noch sind zwei Jahre Zeit, an einem guten Konzept für den Stauferpark zu feilen.