Wer’s Deckele nicht ehrt, ist das Bier nicht wert!

  • Ludwig Broß, Patrick Herzer, Gerd Herzer und Gebhard Schüz haben mehr als 3 Tonnen Kronkorken gesammelt. Die verkaufen sie und spenden das Geld für den Förderverein krebskranke Kinder Tübingen. Foto: Marike Schneck
  • Gebhard Schüz auf dem 7-Meter-Hänger, mit dem Ludwig Broß am Morgen in Ahldorf angefahren kam. Zahlreiche Regentonnen, Mostfässer und andere Behältnisse sind randvoll mit Kronkorken. Das wiegt ganz schön. Foto: Marike Schneck
  • Auch anderer Schrott bringt beim Rohstoffhandel Geld: Hier laden Gerd Herzer (hinten) und Gebhard Schüz einen alten Regalwagen von Bäckermeister Tobias Plaz auf die Pritsche. Foto: Marike Schneck

Spendenaktion Ludwig Broß, Gerd Herzer und Gebhard Schüz sammeln Kronkorken für den Förderverein krebskranke Kinder Tübingen: Mehr als 3 Tonnen kamen in diesem Jahr zusammen.

Ich bin jetzt 67 Jahre alt und hab mich nach der Fasnet 20 Mal schwerfällig gebückt“, sagt Ludwig Broß aus Wolfenhausen. „Ich kann das einfach nicht sehen, wenn die Deckele auf der Straße herumliegen.“ Seit nahezu 10 Jahren (ganz genau weiß er‘s nicht mehr) sammelt Broß Kronkorken und verkauft sie für den guten Zweck an einen Rohstoffhändler.

Mit einer Handvoll fing es einst an. Inzwischen geht es um Tonnen und Broß hat mehrere Mitstreiter: Gebhard Schüz (71), ebenfalls aus Wolfenhausen, und Gerd Herzer (56) aus Ahldorf bei Horb. Bei ihm rücken die Herren an diesem Morgen mit einem 10-Meter-Gespann an, um alte Regentonnen, Mostfässer und Kübel aufzuladen – alle randvoll mit Kronkorken.

„Die Deckel bekommen wir inzwischen von überall her – vom Montafon bis Sankt-Peter-Ording“, erzählt Herzer. Aus Österreich sind sogar nigelnagelneue Kronkorken dabei; Ausschuss einer Brauerei. „Die Deckele sind fehlerhaft, dann spuckt die Maschine die aus und wir dürfen sie mitnehmen.“

Überwältigende Unterstützung

Kennengelernt haben sich Gerd Herzer und Ludwig Broß an der Fasnet. Beide waren Vorsitzende der örtlichen Narrenzunft, beide engagierten sich als diese im Närrischen Freundschaftsring Neckar-Gäu. „Der Gerd hat sich gleich eingeklinkt, als ich ihm erzählt habe, was ich da mache“, erzählt Broß. „Ich wusste: Auf den ist Verlass!“

Ein Mann, ein Wort: Noch am frühen Morgen war Herzer bei der Bäckerei Plaz in Eutingen und hat mehrere ausrangierte Regalwagen abgeholt, in die Bäckermeister Tobias Plaz seine Bleche zum Auskühlen schiebt. „Jeder Schrott bringt Geld!“, sagt Herzer. „Es ist überwältigend, wie viele Leute ihre Hilfe anbieten.“ Auch Batterien, Felgen, Motoren und Kupferkabel sind darunter. Vorsortiert, versteht sich, das steigert den Erlös.

Wer den Deckel nicht ehrt, ist das Bier nicht wert, könnte der Leitspruch der Herren sein, die an diesem Morgen einen schweren Behälter nach dem anderen auf den langen Anhänger hieven. Auch Herzers Sohn Patrick packt mit an. Für die gute Sache ist der 32-Jährige immer zu haben –auch wenn’s ihn nach der Nachtschicht eigentlich dringend ins Bett zieht.

Das Geld, das durch den Verkauf zusammenkommt, geht an den Förderverein krebskranke Kinder in Tübingen. Auf den Erlös legt der Rohstoffhändler Matthias Bärs aus Ofterdingen immer noch ordentlich was drauf. Im vergangenen Jahr kamen so 600 Euro zusammen.

„Wir hatten im Verwandtschaftskreis schon einen Fall, da wurde die Hilfe des Vereins in Anspruch genommen“, berichtet Broß. „Die machen wirklich wichtige Sachen, das kriegt man immer wieder mit.“ Der Verein hat Broß, Schüz und Herzer auch schon eingeladen, um den Herren zu zeigen, wofür die Spendengelder verwendet werden. Zum Beispiel für das Mehrfamilienhaus, in dem Eltern und Geschwisterkinder leben können, wenn ein Kind in der Klinik behandelt wird, und für die Ausstattung des Koffers, mit dem die Ärzte im Helikopter zu Kindernotfällen fliegen.

„Der Verein macht auch viele kleine Sachen, an die man so erstmal gar nicht denkt“, sagt Broß und berichtet von der Frühgeborenen-Station der Uniklinik Tübingen: „Die Kinder sind immer zusammengezuckt, wenn jemand in den Raum kam.“ Irgendwann habe man festgestellt, dass die manuellen Desinfektionsmittelspender hochfrequente Töne erzeugen, die die Frühchen erschrecken, erzählt Broß. „Mit den Spendengeldern hat man da jetzt elektronische Spender angeschafft.“

Der Aufwand der Herren hat sich in diesem Jahr mehr als gelohnt: 3,438 Tonnen sind zusammengekommen. „2 Tonnen wollten wir mit unseren Kronkorken auf jeden Fall knacken“, sagt Herzer. Das haben sie geschafft. 899,19 Euro steht am Ende auf dem Auszahlungszettel des Rohstoffhändlers. Und der Förderverein krebskranke Kinder darf sich auf eine Spende von 1496,22 Euro freuen.

Wer rechnen will, wie viele Kronkorken die Herren in diesem Jahr gesammelt haben: „Ein Deckele wiegt 2 Gramm“, sagt Broß. „Das haben wir extra getestet!“

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