„Ich liebe diesen Sport“

  • Stolz präsentiert Andreas Schmidt sein Meister-Shirt. Den Titel sicherte er sich in der vergangenen Saison mit dem Mixed-Team des TSV Crailsheim – der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Foto: Ralf Mangold

Der Gewinn der württembergischen Meisterschaft in diesem Jahr war der bisher größte Erfolg, den der TSV Crailsheim im Volleyball erreicht hat. Als Belohnung durften die „Crailsheimer Engel“ sogar auf die Süddeutsche Meisterschaft, wo sie am Ende auf einem Platz unter den besten zehn Teams landeten. Ein weiterer Höhepunkt in der Erfolgsgeschichte der Crailsheimer Volleyballer war zudem der Aufstieg in die Landesliga. Ein wichtiger Eckpfeiler im Herren-Team und zudem Kapitän ist Andreas Schmidt, der 2016/2017 sogar für eine Saison bei Georgii Allianz Stuttgart in der zweiten Bundesliga gespielt hat.

Herr Schmidt, der Saisonauftakt ist gelungen, mit 3:2 gewannen Sie mit Ihrem Team zum Rundenauftakt der Landesliga beim VC Freudental. Was sind die größten Unterschiede zur Bezirksliga?

Andreas Schmidt: Das Spiel ist viel schneller. Es gibt zudem längere Ballwechsel und ich werde da auch mehr gefordert auf der Position als Außenangreifer. In der Bezirksliga war es dann doch oft zu einfach. Gegen Freudental waren wir in den ersten beiden Sätzen chancenlos. Was mir gefallen hat, war, wie wir das Spiel noch gedreht haben – und dies, obwohl wir nur mit sechs Spielern angereist sind und davon einer noch krank war. Wir dürfen in der Landesliga nicht ängstlich spielen, sondern müssen in jedem Spiel volles Risiko gehen. Das habe ich als Kapitän den Jungs auch in der Pause nach den beiden verlorenen Sätzen auch gesagt und es hat sich letztlich ausgezahlt.

Jetzt geht es am Sonntag nach Willsbach, bevor am 9. November der erste Doppel-Heimspieltag in der Crailsheimer Hirtenwiesenhalle gegen den ASV Botnang III und MTV Ludwigsburg V ansteht. Wie schätzen Sie die Gegner in der Landesliga ein?

Ich kenne die Liga eigentlich gar nicht und kann deshalb die gegnerischen Mannschaften überhaupt nicht einschätzen. Wir haben auf jeden Fall ein gutes Team mit einigen ganz jungen Spielern, die gar nicht wissen, wie gut sie eigentlich sind. Wir wollen auf jeden Fall ganz oben mitmischen und wenn alle ihr Potenzial abrufen, dann bin ich fest überzeugt davon, dass wir spätestens in der nächsten Saison den Aufstieg in die Verbandsliga packen können.

Kommen viele Zuschauer zu den Heimspieltagen?

Das ist ganz unterschiedlich. Was mir aber aufgefallen ist, dass immer mehr Jugendliche sich für Volleyball interessieren – und das nicht nur als Zuschauer, sondern auch im Training werden es immer mehr. Es ist schön, wenn die Kids mich dann als ehemaligen Zweitligaspieler als so etwas wie ein Vorbild sehen und sich beispielsweise erkunden, wie und wo sie sich verbessern können.

Sie waren talentierter Tischtennis- und Fußballspieler in der Jugend, waren dort in verschiedenen regionalen Auswahlkadern. Wie sind Sie dann zum Volleyball gekommen?

Ich denke, ich habe mit meinem Ballgefühl das Talent für viele Sportarten. Tischtennis habe ich anfangs beim SV Ingersheim gespielt, wo mir mein Trainer Eberhard Wenzelburger sehr viel beigebracht hat, was mir auch in anderen Sportarten zugutekam. Da durfte ich sogar im Schwerpunkt auf dem Sport-Ferien-Internat in Tailfingen mittrainieren. Mit 18, 19 Jahren habe ich öfters Beachvolleyball gespielt und wurde angesprochen, ob ich nicht mal ins Volleyball-Training kommen will. Anfangs habe ich noch parallel dazu in der Landesliga mit dem SV Onolzheim Tischtennis gespielt, aber Volleyball hat mir einfach mehr Spaß gemacht. Vielleicht, weil ich da noch mehr Talent habe und wegen meiner Fähigkeiten als Autodidakt. Und wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig, und deshalb habe ich mich dann voll auf Volleyball konzentriert.

Wie bedeutend war Alfred Klein für Ihre Karriere?

Den größten Anteil an der beinahe sensationellen Erfolgsgeschichte der letzten Jahre, die in der vergangenen Saison mit dem Aufstieg in die Landesliga gekrönt wurde, hat sicherlich unser Trainer und Abteilungsleiter Alfred Klein. Er ist der Kern der ganzen Abteilung des TSV Crailsheim. Von ihm habe ich sehr viel gelernt, er macht immer ein sehr gutes Training. Und diese Erfolge, die wir größtenteils ihm zu verdanken haben, beschränken sich nicht nur auf das Herren-Team. Mit dem Mixed-Team holten wir den württembergischen Meistertitel und mit der U17 wurden wir in der abgelaufenen Runde württembergischer Vizemeister. Seit dieser Runde haben wir sogar ein eigenständiges Frauen-Team im Punktspielbetrieb.

Was machen Sie eigentlich im Sommer, wenn der Hallensport Volleyball pausiert?

Ich spiele dann meist bei Beach-Volleyballturnieren zusammen mit meinem Kumpel Erik Malek Merkoomyans, mit dem ich schon in Dinkelsbühl im Team war und der an der St. Thomas University in Miami ein Stipendium bekommen hat. Und dies recht erfolgreich, wir haben schon einige Turniere gewonnen.

Was ist beim Beachvolleyball anders?

Da man nur zu zweit auf dem Feld spielt, ist es natürlich viel physischer und unheimlich anstrengend. Zudem braucht man mehr Sprungkraft, um aus dem Sand hochspringen zu können. Mir gefällt es, an meine körperlichen Grenzen zu kommen.

Wie kam es 2012 zu Ihrem Wechsel nach Aalen in die 3. Liga?

Ich habe mich da einfach für ein Probetraining angemeldet und hatte mir eigentlich keine große Hoffnung gemacht, dass ich genommen werde. Aber dann hat es gleich geklappt und ein paar Jahre später durfte ich dann in Stuttgart sogar für eine Saison Zweitligaluft schnuppern. Das war schon eine coole Atmosphäre in den Hallen, aber ich muss sagen, in Dinkelsbühl war auch immer richtig was los.

Nach ihrem Abenteuer zweite Bundesliga in Stuttgart wollten Sie eigentlich kürzertreten…

Der zeitliche Aufwand war aus beruflichen und familiären Gründen einfach nicht mehr machbar. Wir hatten viermal wöchentlich Training mit 120 Kilometer einfacher Anfahrt. Zudem kamen noch die Spiele am Wochenende in ganz Deutschland, oft mit Übernachtung am Vortag. Meine Frau stand zwar immer voll dahinter, aber irgendwann habe ich selbst gemerkt, dass es doch sehr belastend für die ganze Familie war. Das war auch der Grund, warum ich 2018 nach Dinkelsbühl gewechselt bin, wo ich damals auch gewohnt habe. Was ich da allerdings noch nicht absehen konnte, war die Entwicklung der Mannschaft. Im Laufe der Jahre hatten wir eine so starke Truppe zusammen, dass wir von der Bezirksliga bis in die Regionalliga durchmarschiert sind und sich das mit dem kürzertreten schnell wieder erledigt hatte. So stand ich wieder vor demselben Problem und wollte zwischenzeitlich ganz mit dem Volleyball aufhören, bis mich Alfred Klein anrief, ob ich mir vorstellen könnte, wieder in Crailsheim zu spielen. Ich liebe diesen Sport einfach und habe mich deshalb entschieden, mit geringerem Trainings- und Zeitaufwand weiterzumachen.

Sie sind jetzt, 36 Jahre alt. Denkt man da schon darüber nach, wie es nach der Spielerkarriere weitergehen soll?

Ich will schon noch ein paar Jahre selbst spielen, und dies möglichst noch eine Liga höher. Mein Ziel ist es, Volleyball beim TSV Crailsheim weiter voranzubringen. Ich möchte die jungen Spieler im Verein auf dem Weg dahin führen und unterstützen. Was danach kommt, weiß ich noch nicht. Trainer ist für mich eigentlich kein Ziel, außer meine Kinder spielen später mal selbst Volleyball beim TSV.

Moment mal, bitte! Andreas Schmidt gelingt mit den Volleyball-Herren des TSV Crailsheim der Durchmarsch in die Landesliga und mit dem Mixed-Team holt er den württembergischen Meistertitel.

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