Banges Warten auf die Chips aus China

  • Halbleiter sind ein unscheinbarer, aber wichtiger Baustein für den Autobau. Foto: David Hammersen/dpa

Elektronik Der Halbleiter-Mangel wegen Lieferproblemen beim Produzenten Nexperia bedroht auch die deutsche Autobranche. Bundesregierung und Unternehmen suchen nach Lösungen.

Berlin. Die Lage bleibt heikel – auch wenn es am Donnerstag so aussah, als könnte der drohende Produktionsstopp bei Volkswagen (VW) doch noch abgewendet werden. Der Ausfall stand kurz bevor, weil dem Autobauer wegen der Lieferprobleme beim Halbleiter-Produzenten Nexperia notwendige Chips für die Produktion fehlen. Laut einem Bericht im „Handelsblatt“ verhandelt VW nun aber mit einem alternativen Lieferanten.

Abgewendet ist die Halbleiterkrise damit aber noch nicht. Das Problem geht weit über VW hinaus. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) betont, Nexperia sei „ein wichtiger weltweiter Großlieferant von Halbleitern, die beispielsweise häufig in elektronischen Steuergeräten von Fahrzeugelektroniksystemen zum Einsatz kommen, die aber auch für andere Branchen relevant sind“, wie VDA-Präsidentin Hildegard Müller erklärt. Werde die Lieferunterbrechung von Nexperia-Chips nicht kurzfristig behoben, könne das „schon in naher Zukunft zu erheblichen Produktionseinschränkungen, gegebenenfalls sogar zu Produktionsstopps führen“.

Nexperia hat 25.000 Kunden

Die Vorkommnisse zeigen, wohin die Abhängigkeit von China führen kann. Die Nexperia-Mutter Wingtech, an der der chinesische Staat beteiligt ist, hat nach eigenen Angaben mehr als 25.000 Kunden, darunter namhafte internationale Unternehmen aus den Bereichen Automobil, Kommunikation, Konsumgüter und Industrie. Offenbar auf Druck der USA hatte die niederländische Regierung die Regie bei Nexperia übernommen, worauf Peking prompt reagierte. Denn obwohl Nexperia auch in den Niederlanden und in Hamburg produziert, erfolgen einige Fertigungsschritte immer auch in der Volksrepublik – die nun aber das Endprodukt nicht mehr ausliefert.

Und wie reagiert die Bundesregierung? Man sei im engen Austausch „mit der Industrie, mit unseren europäischen Partnern, mit der Kommission und auch mit der chinesischen Regierung“, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Außerdem lud das Ministerium Industrievertreter zu einer Krisensitzung ein. Laut Informationen des „Handelsblatts“ habe man sich unter anderem darauf geeinigt, dass die Branche daran arbeiten müsse, Nexperia-Chips besser zu ersetzen. Darüber hinaus wolle die Bundesregierung zwischen China, den Niederlanden und den USA vermitteln, um den Konflikt zu entschärfen.

Unionsfraktionsvize Sepp Müller forderte weitere Konsequenzen. „Wir müssen uns generell viel stärker auf die heimische Produktion konzentrieren“, sagte der CDU-Politiker dieser Redaktion. „Deutschland braucht eigene Chipfabriken.“ Der aktuelle Engpass sei absehbar gewesen, so Müller. „Deshalb müssen wir beim Aufbau unserer Halbleiterproduktion deutlich mehr Tempo machen. Wenn es dafür Ausnahmen in der Bauordnung braucht, sollten wir sie ernsthaft prüfen.“

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