Orales Yoga mit Frau Schmitz

  • Nicht nur optisch eine überraschende Humoreske bringen Patricia Reutter, Lisa Missy und Dagmar Esser (von links) auf die Bühne. Foto: Andreas Dehne

Schwäbisch Hall. Das Schreiben „männerfreundlicher Lieder“ habe ihnen „schlaflose Nächte“ bereitet, gestehen Lisa Missy, Dagmar Esser und Patricia Reutter im ausverkauften Büschlerkeller am Premierenabend von „Fragen Sie Frau Schmitz“. Pianist Matthias Egner, als einziger Mann auf der Bühne, gesteht nichts.

Wenn die drei Frauen vors Publikum treten und mit einem Augenzwinkern Welthits und sich selbst in ein neues Gewand kleiden, geht es nicht nur um die Musik. Sondern um Lebenslust, Humor und bei diesem Programm vor allem um Selbstironie. „Ich lebe meine Wünsche und erfülle mir meine Träume.“ Im Mittelpunkt steht „Frau Schmitz“. Die weibliche Person im 12-Familien-Haus, „die alles weiß“. Wie es „Frl. Mett“ geht, was „Herr Krause“ so macht und wie es „Frau v. Blau“ immer wieder gelingt, die Alkoholflaschen in ihrer Kittelschürze zu verstecken. Aus dem mondänen „Putting on the Ritz“ wird so das herrlich alltagsnahe „Fragen Sie Frau Schmitz“. Eine Hymne an jene Frau, die niemand sein will. Die aber jeder kennt.

Mit „In the Netto“, einem humorvollen Gegenstück zu Elvis’ „In the Ghetto“, schwanken sie im Takt des Alltags zwischen Sonderangeboten und Parkplatzproblemen. Natürlich im entsprechenden Outfit aus Netto-Tüten. „Er gehört zu mir“ wird zur Ode an den morgendlichen Kaffee. Die wohl ehrlichste Liebeserklärung des Abends. Und wenn aus dem berühmten „Kann denn Liebe Sünde sein?“ plötzlich die Frage wird, ob „Bügeln Sünde sein“ könne, blitzt zwischen den Zeilen weibliche Selbstironie auf. Charmant, klug und von entwaffnender spritziger Ehrlichkeit. Zumal sie dabei ein Bügelbrett benutzen, auf dem ein männlicher Adonis unter Einwirkung der Hitze seine Kleidung verliert.

Putzen ersetzt das Fitnessstudio. „Boden wischen mag ich auch, denn das macht einen flachen Bauch.“ Und das „orale Yoga“, nach „Memory“ aus „Cats“ persifliert das Aufspritzen der Lippen. Nicht nur optisch eine überraschende Humoreske. „Fühlen Sie sich sexy.“ Die Gruppe Widerhall nimmt in „Fragen Sie Frau Schmitz“ gezielt die weiblichen Stereotypen aufs Korn. „Ich wäre so gerne jünger – für immer.“

Revue Die Gruppe Widerhall verwandelt in Hall Klassiker der Musikgeschichte in kabarettistische Perlen.

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