Ein Landkreis im Apfelfieber: Wohin mit dem ganzen Obst?
Saisonobst Die Apfelernte fiel in diesem Jahr so gut wie schon lange nicht mehr aus. Die Sammelstellen im Kreis zeigen sich sehr zufrieden.
Die Apfelernte war heuer erfolgreich wie lange nicht mehr: Teils bildeten sich lange Schlangen vor den Apfelsammelstellen im Kreis – denn gerade im Kreis Göppingen sind zahlreiche Privatpersonen im Besitz eines oder mehrerer Apfelbäume, oder gar ganzer Apfelwiesen. Doch wo kann man seine Äpfel abgeben? Wie kann man Äpfel am besten lagern oder sinnvoll verwerten? Unsere Partnerzeitung hat bei verschiedenen Abgabestellen, Saftproduzenten und dem Landwirtschaftsamt nachgefragt.
Die Obstbauern aus dem Kreis Göppingen berichten, dass die Apfelernte in diesem Jahr besonders gut ausgefallen ist. Karl-Heinz Geiger von der Geiger GbR erklärt die Hintergründe: „Im Frühjahr dieses Jahres gab es keinen Frost und kaum Hagel, sodass sich die Apfelbäume gut erholen konnten. In den vergangenen Jahren fiel die Ernte oft sehr gering aus – in diesem Jahr sind die Bäume erholt, kräftig und tragen so viele Äpfel wie schon lange nicht mehr.“
Auch eine Sprecherin von Boller Fruchtsäfte kann das bestätigen: „Es lief gut dieses Jahr.“ Sie weist darauf hin, dass nach wie vor Äpfel bei den Annahmestellen abgegeben werden können.
Ebenso zufrieden ist der Förderverein Geislinger Apfelsaft mit der diesjährigen Apfelernte. Der Verein setzt sich jährlich für die Erhaltung alter Streuobstsorten durch Pflege und Neupflanzung ein – somit leistet er einen großen Beitrag zur Biodiversität in der Region. Dank der guten Apfelernte in diesem Jahr habe der Förderverein auch in Zukunft die Möglichkeit, seine Ziele weiter zu verwirklichen. Seit Anfang September können die geernteten Äpfel bereits an den Sammelstellen abgegeben werden. Die Obstbauern planen, ihre Sammelstellen noch bis Ende Oktober geöffnet zu halten. In diesem Jahr zahlen die Betriebe pro 100 Kilogramm abgegebener Äpfel rund 14 Euro – bei der Fruchtsaftkellerei Geiger kann man sich zudem auch 60 Liter Fruchtsaft gutschreiben lassen. Die Kaiser Destillerie-Obstweinkellerei in Salach bietet außerdem sogenannte Bag-in-Box Behälter an, in denen man seinen eigenen Saft abfüllen lassen kann. Es gibt verschiedene Apfelsorten, für die man bei den Boller-Fruchtsäften jeweils mehr Geld erhalten kann.
Doch nicht alle Privatpersonen möchten ihre Äpfel abgeben – der Trend zur Selbstversorgung macht auch bei den Äpfeln nicht Halt und vielerorts werden die heimischen Keller und Gartenhäuschen mit der eigenen Ernte gefüllt. Aber wann ist für die Ernte der richtige Zeitpunkt? Das Landwirtschaftsamt hat verschiedene Tipps parat, wie die Ernte besonders gut gelingen kann.
Es gäbe zunächst keinen optimalen Zeitpunkt für die Apfelernte – viel mehr Zeiträume, die von den Sorten und der jährlichen Witterung abhängen, so das Landwirtschaftsamt. Die ersten Apfelsorten können bereits im Frühsommer geerntet werden. Dazu zählen unter anderem Sorten wie „Jakob Fischer“ oder „Weißer Klarapfel“. Die erste Ernte der Sommeräpfel findet anschließend Ende Juli statt. Es sei darüber hinaus wichtig zu beachten, dass die Frühsorten im Gegensatz zu den Herbstsorten nicht lange lagerfähig sind. Sobald die Äpfel geerntet sind, beginnen Um- und Abbauprozesse in den Früchten. Um eine möglichst lange Haltbarkeit zu gewährleisten, empfiehlt das Landwirtschaftsamt, diese Prozesse zu verlangsamen. Entscheidend dafür ist eine ausreichende Kühlung: Die Äpfel können beispielsweise in einem geeigneten Keller oder einer Garage gelagert werden. Pflückreife Äpfel erkenne man daran, dass sich ihre zunächst grünliche Farbe gelb verfärbt hat. Außerdem sollte sich der Stiel beim Anheben und Drehen relativ leicht lösen lassen, so das Landwirtschaftsamt.
Eine gute Apfelernte fängt beim Apfelbaum selbst an. Damit Apfelbäume gesund bleiben, sind ein optimaler Standort und regelmäßige Pflege entscheidend. Ebenso wichtig ist eine ausgewogene Düngung. Laboruntersuchungen von Bodenproben geben Aufschluss über den Nährstoffbedarf der Bäume. Zudem sollte man Konkurrenzpflanzen rund um die Baumscheibe fern von den Apfelbäumen halten, empfiehlt das Landwirtschaftsamt. Nach der Pflanzung bildet ein junger Apfelbaum sein Grundgerüst aus. In dieser Zeit sind immer wieder Schnittmaßnahmen erforderlich. Ist das Gerüst gefestigt, genüge ein Schnittrhythmus von drei bis fünf Jahren. Auch Pflanzenschutzmaßnahmen können zum Erhalt der Bäume beitragen.
Für alle, die ihre Äpfel abseits der Sammelstellen selbst verwerten wollen, gibt es verschiedene kreative Ideen. Zu Hause lassen sich beispielsweise ganz einfach Apfelmus oder knusprige Apfelchips herstellen.
In diesem Jahr sind die Bäume erholt und tragen so viele Äpfel wie schon lange nicht mehr. Karl-Heinz Geiger Fruchtsaftkellerei Geiger