Ein Abend voller Dankbarkeit

  • Am Sonntagabend wurde im Zuge der Kulturherbst-Revue auch der Schubart-Kulturpreis vergeben. Die Preisträger Minna Decker und Lorenzo Mastrosimone (Mitte) umrahmt von Benjamin Decker (links) und dem Geislinger Oberbürgermeister Ignazio Ceffalia. Markus Sontheimer

Kultur Minna Decker und Lorenzo Mastrosimone wurden mit dem Schubart-Kulturpreis ausgezeichnet. OB Ignazio Ceffalia zieht positives Kulturherbst-Fazit.

Eine eindrückliche Entwicklung von Begabung und Kreativität verfolgten am Sonntagabend Gäste der voll besetzten Rätsche. Minna Decker und Lorenzo Mastrosimone wurden bei der Abschlussveranstaltung des Kulturherbstes 2025 mit dem Schubart-Kulturpreis ausgezeichnet. Beide können auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein, doch genau diese Kombination macht so spannend, wie sich Kreativität als Denkweise, Haltung und Fähigkeit in unterschiedlichsten Lebensbereichen auswirken kann.

Die aus Geislingen stammende Minna Decker engagiert sich seit ihrer Kindheit im musikalischen Bereich und hat die Ensemble-Arbeit der Musikschule Geislingen sowie die junge Kirchenmusik der evangelischen Kirchengemeinde Geislingen geprägt. Vom ersten Blockflötenspiel bis zu Auszeichnungen beim Regional-Wettbewerb „Jugend musiziert“, vom Oboen-Unterricht bis zu solistischen Auftritten bei vielen Konzerten und letztlich ihrem Mitwirken im Sinfonieorchester der Musikschule war ihr Engagement im Gespräch mit Musiklehrerin Renate Menzel-Bisle zu verfolgen. Heute ist Minna Decker auch als Mitbegründerin und Mitglied des Holzblasorchesters „Salonika“ wie im Holzbläser-Ensemble „Winds of Pop“ auf dem Englisch-Horn zu hören. Nach sängerischem Engagement in der Kinderkantorei der Stadtkirche Geislingen ist sie seit dem Jahr 2018 Mitglied des Jugendvokalensembles „Colourful Grace“, das auch in der Rätsche zu hören war. Ein besonderes Schmankerl bot Minna Decker mit einer solistischen Einlage aus dem Musical „Wicked“. Nach ihrem Abitur absolviert sie aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kinderhaus Berghaus. An dieses soll sich ein Studium im sozialen Bereich anschließen. Wie Laudatorin Renate Menzel-Bisle treffend bemerkt: „Wir feiern nicht nur den Preis, sondern ihre musikalische Reise. Sie hat sich von der Blockflöte an in die Herzen der Zuhörer gespielt.“

Lorenzo Mastrosimone stammt ebenfalls aus Geislingen. Wie dessen Laudator und Kunstlehrer Stefan Renner berichtete, belegte er den Neigungskurs BK am Erich-Kästner-Gymnasium in Eislingen und schloss 2019 die fachpraktische Abiturprüfung hervorragend ab. Lorenzo Mastrosimone bewarb sich im Jahr 2020 für das Studium der Freien Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart, bestand die Aufnahmeprüfung auf Anhieb und, wie Renner betonte, „ohne Mappenkurs“. Wie eine solche Kunstmappe auszusehen hat, dokumentierte er dem Publikum ebenso wie Mastrosimones großartige Fähigkeit, Hände und Finger detailgetreu zeichnen zu können. Renner brachte zudem die von seinem einstigen Schüler gestaltete Geislinger Schubart-Mauer in Erinnerung. Diese dürfte nach seiner informativen Betrachtung nun noch viel intensiver in Augenschein genommen werden: Fragmentarisch herausgearbeitet und ergänzt, gehen auf dieser Wand die Formen ineinander über, alles wird integriert und auf feine Weise verzahnt, wie Puzzleteile, sogar mit dem vorhandenen Blätterwerk. Schon als Schüler sei diese zeichnerische Stilsicherheit aufgefallen.

Erreicht, erfreut und erfüllt

Eine gute Herleitung laut Lorenzo Mastrosimone, der danach von seinen „Zeichnungen wie Tagebucheinträgen“ berichtete, um sich damit „Erinnerungswolken zu schaffen“, mit denen er abstraktere Bilder darzustellen vermag. Eine Vorgehensweise über prägnante Erinnerungen, die den Beginn machen. Dann ergänze er, je nach Komposition, schaue nach der Balance und „ich lasse das Bild dann erst mal liegen. Vielleicht setze ich später noch einen Kringel dazu“. Aktuell beschäftigt er sich im Rahmen seiner Audio-Arbeit „Birding“ mit Vogelstimmen, die er mikrofoniert und in Echtzeit in elektronische Musik übersetzt.

Von „zwei beeindruckenden Preisträgern und Persönlichkeiten, die mit ihrer Kunst die Stadt bereichern“ sprach Oberbürgermeister Ignazio Ceffalia. Beide seien „Vorbilder und Botschafter der Kulturstadt Geislingen“. Im Rückblick würdigte er ebenso den diesjährigen Kulturherbst mit seinen 28 Veranstaltungen. Ein Angebot, das zahlreiche Menschen erreicht, erfreut und erfüllt habe. Kulturelle Veranstaltungen, Musik und Theater, seien in der Stadt Geislingen hervorragend vernetzt. Ein besonderer Dank gehe dafür an Benjamin Decker und Philipp Lintner. „Die Liebe zur Geislinger Kultur hat diesen Herbst geprägt, und das mit Charme, Sachverstand und der Kunst der Zwischentöne“, so Ceffalia, der die Rätsche und das Engagement von Brigitte Aurbach-Kiener als „Herzstück des kulturellen Lebens“ bezeichnete: „Lebendig, vielfältig und verbindend.“ Besonderer Dank gebühre auch der persönlichen, finanziellen Unterstützung durch Rainer Welte für die Preisgelder in Höhe von 500 Euro. Gleich zum Auftakt der Abschlussveranstaltung zum Kulturherbst hatte ein bilderreicher Rückblick ab dem Geislinger-Steige-Fest an die Vielseitigkeit von kulturellen Veranstaltungen in der Stadt erinnert.

Zwei beeindruckende Persönlichkeiten, die mit ihrer Kunst die Stadt bereichern. Ignazio Ceffalia über die beiden Preisträger

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