Drei Schutzsysteme für die Wehr
Hochwasser Die Mitglieder der Bad Ditzenbacher Wehr zeigen, wie die mobilen Systeme funktionieren. Das Interesse auf dem Schulhof der Hiltenburgschule ist groß.
Drei mobile Hochwasserschutzsysteme hat die Gemeinde Bad Ditzenbach zusammen mit dem örtlichen Kräuterhaus Sanct Bernhard angeschafft (wir berichteten). Damit scheint die Freiwillige Feuerwehr Bad Ditzenbach gut gerüstet zu sein für das nächste Hochwasserereignis. Das wurde am vergangenen Samstag deutlich, als die Feuerwehrkameraden um Kommandant Michael Ziegelin zahlreichen Interessierten auf dem Schulhof der Hiltenburgschule die drei Systeme vorstellten.
Zum einen handelt es sich dabei um das System Flexwall, das man auch in ein fließendes Gewässer einbringen kann, wie Ziegelin erläuterte. Die Kameraden demonstrierten dies sogleich in der nahe gelegenen Fils: Das aus Kunststoff bestehende Hochwasserschutzsystem passte sich dort dem Untergrund an und stellte sich relativ schnell von selbst auf, nachdem das Wasser die offene Seite der Barriere gefüllt hatte. Die Folge war, dass die Fils vor der Barriere ruhiger wurde: „Es bildet sich langsam ein See“, erklärte Ziegelin. Das Wasser staue sich auf diese Weise recht weit zurück.
Die Bad Ditzenbacher Feuerwehr verfügt über eine zehn und eine fünf Meter lange Barriere von Flexwall. Die maximale Stauhöhe liegt bei 50 Zentimetern, informierte der Kommandant weiter. Mittels Klettverschluss lassen sich beide Barrieren miteinander verbinden, sodass die Wehr bei Bedarf auf ein 15 Meter langes Hochwasserschutzsystem zugreifen kann. „Bad Überkingen hat ein ähnliches System, das vor allem genutzt wird, wenn Wasser eine Straße hinabfließt“, erläuterte Ziegelin. „Dann legt man das System auf die Straße und kann das Wasser so in seine Bahnen lenken.“
Darüber hinaus wurden auf dem Schulhof die Winkel des Systems Boxwall präsentiert: Die Feuerwehrleute steckten diese zusammen und simulierten ein Hochwasser, indem sie über Feuerwehrschläuche Wasser aus der Fils auf den Boden fließen ließen. „Dieses System funktioniert ähnlich wie Flexwall: Durch den Anpressdruck auf dem Boden staut sich das Wasser zurück“, erklärte Ziegelin. Auch bei diesem System gehe es nicht darum, „jeden Tropfen Wasser aufzuhalten, sondern die große Menge“. Michael Ziegelin: „Kein System ist zu 100 Prozent dicht. Aber wir nehmen damit den Druck und die Menge raus.“
Mit den Winkeln lassen sich sowohl Kurven bilden als auch Gehwege überbrücken. Insgesamt kann die Bad Ditzenbacher Feuerwehr aus den Winkeln eine 75 Meter lange Hochwassersperre bilden. Auch hier liegt die maximale Stauhöhe bei 50 Zentimetern. Diesen Hochwasserschutz kann die Bad Ditzenbacher Wehr sowohl auf der Straße als auch in fließendem Gewässer aufbauen. „Der Vorteil ist: Ein Winkel ersetzt rechnerisch 70 Sandsäcke. Das ist ein Haufen Zeug“, betonte der Feuerwehrkommandant. Er fügte hinzu, dass sich dieses System nicht nur im Hochwasserfall verwenden lässt: Man könne damit zum Beispiel auch einen Pool bauen, um Löschwasser bereitzuhalten.
Das dritte System, das die Feuerwehrleute vorstellten, ist ein Doppelkammerschlauch von Optimal. Dieser verfügt über zwei Schläuche, die mit Wasser gefüllt werden. „Der große Schlauch hält das Wasser zurück“, erklärte Ziegelin. Dieses System sei geeignet zum Hochwasserschutz und zur Löschwasserrückhaltung. Davon hat Bad Ditzenbach zweimal 150 Meter bei einer Stauhöhe von 30 Zentimetern zur Verfügung. „Man kann damit relativ schnell viel Strecke machen“, verdeutlichte der Kommandant.
Wie er der GZ erläuterte, habe die Feuerwehr im Vorfeld genau berechnet und ausgemessen, wie viel sie von den jeweiligen Systemen benötigt und welche Stauhöhe ausreicht. „Damit können wir unsere kritischen Stellen und noch mehr abdecken“, verdeutlichte er. Als neuralgische Stellen nannte er zum Beispiel den Bereich beim Gasthaus Hirsch in Gosbach sowie die Parkplatzfläche beim Café Köhler und beim Bad Ditzenbacher Kindergarten.
Trotz aller Vorkehrungen, die nun in der Gemeinde getroffen werden, betonte Ziegelin aber auch: Das Thema Eigenvorsorge sei elementar: „Man darf sich nicht nur auf andere verlassen, sondern muss auch selbst vorsorgen. Das muss wieder in den Köpfen der Menschen ankommen.“
Man darf sich nicht nur auf andere verlassen, sondern muss auch selbst vorsorgen. Michael Ziegelin Kommandant