Ticketfreier Nahverkehr zum Baustart an der B10

  • Bitte einsteigen: Fahrgäste brauchen in Ulm an fünf Samstagen kein Ticket für Busse und Straßenbahnen. Volkmar Könneke

ÖPNV An fünf Samstagen 2025 ist die Nutzung von Bus und Tram kostenlos. Das Angebot soll den Handel unterstützen und signalisieren: Ulm bleibt erreichbar.

Die Stadt Ulm legt ein Angebot im öffentlichen Nahverkehr neu auf: Fahrgäste können Busse und Straßenbahnen an fünf Samstagen Ende 2025 kostenlos nutzen. Der ticketfreie Samstag startet am 29. November punktgenau an dem Tag, an dem die B10 für vier Jahre in Fahrtrichtung Süden gesperrt wird. Damit wird auch schon die Intention des Angebots deutlich: Es soll ein Signal sein, dass Ulm während der B10-Erneuerung erreichbar bleibt. Der ticketfreie Nahverkehr soll vor allem den Innenstadthandel unterstützen.

OB Martin Ansbacher hatte im Wahlkampf den ticketfreien Nahverkehr als eines seiner Ziele genannt. Der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende setzte sich dafür ein, dass dieses Angebot während der gesamten Baustellenzeit an der B10 gelten soll. Vorbild war der ticketfreie Nahverkehr in Ulm während der Großbaustellen im Bereich Bahnhof und Friedrich-Ebert-Straße, als die Sedelhöfe, die Passage und das Parkhaus gebaut wurden. Damals hatte der Gemeinderat den ticketfreien Nahverkehr zunächst für die Adventssamstage 2019 beschlossen und das Angebot dann bis Ende 2022 fortgeführt. Die Stadt bezahlte dafür rund eine Million Euro pro Jahr, um die Einnahmeausfälle der Nahverkehrsunternehmen zu kompensieren.

Die Neuauflage für die fünf Samstage von 29. November bis 27. Dezember kostet die Stadt rund 126.000 Euro. Gut angelegtes Geld, meint SPD-Stadträtin Dorothee Kühne. Der ticketfreie ÖPNV an Samstagen sei ein positives Signal: Ulm ist erreichbar.

„Das ist eine einfache Marketingmaßnahme, die sofort von jedem verstanden wird. Das müssen wir unbedingt machen!“ So euphorisch wie Kühne reagierten die anderen Stadträtinnen und Stadträte im Bau- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats allerdings nicht. Zwar beschlossen sie den ticketfreien Nahverkehr an den fünf Samstagen einstimmig, große Begeisterung ließen sie jedoch nicht erkennen.

Das Angebot sei ein Signal, eine Geste, hieß es aus allen Fraktionen. Es bewirke letztlich aber keinen dauerhaften Umstieg auf Busse und Straßenbahnen, kritisierten vor allem Grüne und KJT-Fraktion. Da inzwischen viele Menschen das Deutschlandticket besitzen, sei der Nutzen nicht mehr so groß, meint Martin Rivoir (SPD). Die CDU/UfA-Fraktion wünscht sich andere Maßnahmen, um den Handel während der Baustellenzeit zu unterstützen, beispielsweise eine kostenlose erste Stunde im Parkhaus am Bahnhof, sagte Winfried Walter. Er verglich den ticketfreien Nahverkehr mit einer Gießkanne: zu wenig zielgerichteter Nutzen. Die FWG dagegen könnte sich eine Ausweitung auf Januar/Februar vorstellen, wenn die Deutsche Bahn das elektronische Stellwerk im Bahnhof in Betrieb nimmt und fast vier Wochen lang kein Zug in Ulm fahren wird.

Ob der ticketfreie Nahverkehr über 2025 hinaus fortgesetzt wird, ist noch offen. „Über weitere Fortsetzungen bis zur Verkehrsfreigabe der fertiggestellten Wallstraßenbrücke im Sommer 2029 ist noch zu befinden“, heißt es in der Sitzungsvorlage der Stadtverwaltung. Eine Verlängerung sei derzeit nicht geplant. Im Bauausschuss ließen die Fraktionen denn auch Skepsis erkennen, nicht zuletzt wegen der angespannten finanziellen Lage der Stadt. Eine Fortsetzung an allen Samstagen im Jahr 2026 würde die Stadt knapp 1,1 Millionen Euro kosten. Auf diese Summe beziffert der Nahverkehrsverbund DING die entstehenden Einnahmeausfälle.

Paket in Vorbereitung

Die Stadtverwaltung setzt stattdessen auf ein Maßnahmen- und Marketingpaket, das derzeit ausgearbeitet werde und bald vorgestellt werden soll. Es soll nicht nur für Ulm während der B10-Erneuerung werben, Erreichbarkeit und Attraktivität während der Baustellenzeit signalisieren, sondern auch konkrete Maßnahmen enthalten, die diese Ziele sicherstellen sollen. Gerade zum Auftakt der B10-Sperrung sei der ticketfreie Nahverkehr aber ein gutes, sinnvolles Angebot, meint Bürgermeister Tim von Winning. Denn der Baustart fällt zusammen mit dem Weihnachtsmarkt und dem Weihnachtsgeschäft im Handel, „und gerade an den Adventssamstagen sind die Parkhäuser voll“.

Das ist eine einfache Maßnahme, die sofort von jedem verstanden wird. Dorothee Kühne Stadträtin

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