Betriebe werben um Nachwuchs
Münsingen Zum fünften Mal fand am Donnerstag die Ausbildungsmesse BAM in der Alenberghalle statt. 54 regionale Unternehmen ermöglichten das Knüpfen erster Kontakte für Berufsanfänger.
Der Steinbock ist das Maskottchen der Ausbildungsmesse BAM (Berufs- und Ausbildungsmesse). Mit der rhetorischen Frage „Bock auf eine gute Ausbildung?“, spricht er vor allem junge Menschen kurz vor dem Schulabschluss an. Viele meinen, nach dem Schulabschluss gebe es keine passende Ausbildung und beginnen ein Studium – nur, um das nach nur einem Semester wieder abzubrechen. Aussagen wie „Woher soll ich überhaupt wissen, was mir Spaß macht?“, sind nicht unüblich.
Praktikum als Türöffner
Fakt ist, dass es eine unglaubliche Fülle an Jobs gibt, mit den unterschiedlichsten Herausforderungen und Chancen, sagt zumindest Bürgermeister Mike Münzing. „Nicht jeder Mensch ist dafür geeignet, frühmorgens aufzustehen, um bei Wind und Wetter auf der Baustelle zu arbeiten. Und selbst wenn ich berechnen kann, wie lange es dauert, bis die Halle mit Wasser vollläuft, ist der kaputte Hahn auch nicht gerichtet“, scherzt er. Damit will er sagen, dass viele Arbeitgeber im Handwerk verzweifelt nach Fachkräften und Auszubildenden suchen. Also ganz so chancenlos, wie manch einer behaupten würde, sei man bei der Jobsuche nicht, erklärt er. Um das Passende zu finden, müsse man sich allerdings verfügbar machen und Dinge ausprobieren, am besten bei einem Praktikum.
Der Jobmarkt ist nämlich ein beidseitig beschriebenes Blatt: Auf der einen Seite stehen die Berufsanfänger und Arbeitssuchenden, auf der anderen stehen Unternehmen, die sich beklagen, keine Auszubildenden zu finden. Ein Problem, das durch richtiges Netzwerken in Form von Ausbildungsmessen abgeschwächt werden kann, behauptet der Bürgermeister. „Eine Messe ist für die Betriebe immer auch eine Möglichkeit, sich darzustellen, wie sie es sonst im Jahr nicht können“, erklärt Münzing. Unternehmen würden maßgeblich von Praktika profitieren, denn im besten Fall ist ein unterzeichneter Arbeitsvertrag nach einem erfolgreichen Praktikum nur einen Anruf entfernt.
Ins Gespräch kommen
Knapp 1000 Besucher informierten sich bei der BAM, laut Viktoriya Hagel von der Wirtschaftsförderung, zuständig für das Förderprogramm „Entwicklung ländlicher Raum“, der Stadt Münsingen. In den vergangenen fünf Jahren seit der Entstehung der Messe wurde sie zunehmend voller, erklärt sie. Insgesamt haben in diesem Jahr 54 Unternehmen einen Stand in einer der zwei Hallen aufgebaut – und lockten Interessierte mit Popcorn oder Glücksrad an.
Schon am Morgen um 10 Uhr ist die Halle voll. „Gegen Mittag kommen dann auch viele Eltern zusammen mit ihren Kindern“, erklärt sie. So oder so, sei es für viele junge Menschen ein wichtiges Erlebnis, mit den Azubis an den Ständen der Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Denn es ist etwas anderes, mit Menschen, die den eigenen Wunschberuf gerade erlernen, direkt ins Gespräch zu kommen, als eine Stellenanzeige zu lesen.
Über 600 Ausbildungsberufe
Mehr als 600 verschiedene Ausbildungsberufe können in Münsingen und der direkten Umgebung erlernt werden, weiß der Bürgermeister. Nicht alle davon kommen zur Messe, denn die sei auch nur ein Element der Bemühungen, Menschen im Rahmen der Jobsuche zusammenzubringen.
„Wer da nichts findet, dem kann man nicht mehr helfen. Wer sagt, er hat keine Zukunftsperspektive, will keine“, behauptet Münzing. Damit meint er sowohl die Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer, denn beide hätten einen gleichen Bedarf einander kennenzulernen. Neben den Messen, die hauptsächlich zum Knüpfen erster Kontakte hilfreich sind, soll der Arbeitsmarkt für Schüler auch anderweitig zugänglich gemacht werden.
Bildungspartnerschaften in Form von Coachings oder Schnuppertagen mit Unternehmen finden in den Klassen regelmäßig statt. „In den fünften Klassen haben wir das Projekt Schlemmerbande rund um das Thema Gastro“, erinnert er sich. Hier können die Kinder bei der Bäckerei, dem Gemüseanbau oder sogar dem örtlichen Jäger reinschnuppern und so unterschiedlichste Eindrücke gewinnen, die bei einer Messe schlichtweg nicht möglich sind. Völlig selbstlos seien solche Partnerschaften natürlich nicht, aber es sei toll zu sehen, wie sehr sich Firmen bemühen, ins Gespräch zu kommen.
Einer dieser Bildungspartner sind die Banken. Christian Bückle von der Volksbank und Thorsten Ott von der Kreissparkasse setzen sich aktiv dafür ein, Ausbildungswege so transparent wie möglich zu gestalten. „Ob duales Studium oder eine Ausbildung, wir erzielen regelmäßig Ergebnisse nach einer Messe und haben immer Adressen, die heiß sind“, so Bückle. Auch Thorsten Ott setzt auf persönliche Kontakte: „Bei der Jobsuche gibt es attraktive Möglichkeiten direkt vor der Haustür. Wir haben beständige Azubi-Zahlen mit 30 Plätzen“, erklärt er.
Der wichtigste Baustein für erfolgreiches Netzwerken sei allerdings das Schulpraktikum, bei dem noch deutlicher Bezug zur Arbeitswelt hergestellt werden könne. „Natürlich ist das ein Betreuungsaufwand für Unternehmen, aber im besten Fall entsteht ein beidseitig positiver Eindruck, der den Arbeitseinstieg enorm erleichtert“, weiß er.
Wer sagt, er hat keine Zukunftsperspektive, will keine. Mike Münzing Bürgermeister