Hilfen für Igel gefordert

  • Es ist ganz einfach: Laub im Garten und in Parks liegen lassen. Eine Ecke mit Totholz, abgeschnittenen Zweigen etwa, ist ebenso gut. Zwei Maßnahmen, die Igel beim Überwintern helfen. Foto: Patrick Pleul/dpa-tmn/dpa

Umwelt Igel sind gefährdet. Die Stadt soll aktiv werden und die Tiere schützen, fordern mehrere Fraktionen im Ulmer Gemeinderat.

Man hört es immer öfter und immer drängender fordern Tier- und Naturschützer dazu auf, den Lebensraum für Igel zu schützen. Dazu gehört, Überwinterungsmöglichkeiten zu schaffen. In Gärten beispielsweise durch Ecken mit Totholz oder wo Pflanzen ungehindert wachsen oder durch Laubhaufen, die einfach liegenbleiben. Vor allem Letzteres könnte auch seitens der Stadt Ulm umgesetzt werden, finden fünf Fraktionen im Gemeinderat – die KJT, SPD, Grüne, Freie Wähler sowie die FDP – und beantragen entsprechende Maßnahen von der Verwaltung.

„Immer öfter wird beobachtet, dass Igel Alternativen zu natürlichen Überwinterungsquartieren suchen und sich in auf dem Boden liegenden Folien, unter Abdeckungen für Gartenmöbel oder Ähnlichem einnisten“, stellen die Stadträte und -rätinnen fest.

Überwintern unter Folien

Fast täglich gingen Anrufe bei den Igelhilfen in der Region ein, weil Igelmütter ihre Nester an solchen ungeeigneten Orten gebaut haben. Bei Aufräumarbeiten würden die Abdeckungen hochgehoben, die „Igelbabys fallen heraus, und die Igelmütter suchen das Weite“, wird im Antrag an OB Martin Ansbacher erläutert. Die Igelkinder müssten dann mühsam aufgepäppelt werden.

Das müsse nicht so sein. Denn die Tiere bauten mangels Alternativen ihre Nester „an den unmöglichsten Stellen und bringen sich so in Gefahr“, lautet die Schlussfolgerung der Kommunalpolitiker. Leider ende es nicht damit: Auch im Winter und im Frühjahr würden Igelnester zerstört und die Igel aus dem Winterschlaf gerissen, wenn Menschen ihre Garagen, Carports oder Gartenhütten aufräumen. Deshalb: „Wir brauchen mehr Gebüsch und Sträucher mit darunter liegendem Laub – und zwar von Oktober bis in den Mai hinein, damit die Igel in Ruhe, geschützt und ungestört schlafen können.“

Auch Sträucher, die nicht auf Stock gesetzt werden, böten Schutz vor Fressfeinden und könnten dazu beitragen, dass das Laub dort liegen bleibt, wo es liegen bleiben soll, heißt es weiter in dem Antrag. Damit würden im Übrigen nicht nur Igel geschützt, sondern auch Stadtvögel vor den „im Stadtgebiet überall umherstreifenden Katzen“.

Vom Insektensterben betroffen

Dass in der Natur alles zusammenhängt, sieht man auch in diesem Fall. So sind Igel vom Insektensterben unmittelbar betroffen. „Das Nahrungsangebot ist für Igel unter einer Laubdecke wesentlich größer und damit können sie bis zum Herbst auch mehr Nahrung finden.“ Im Frühjahr, nach dem Winterschlaf, gelte das Gleiche. Ganz generell fördere das Liegenlassen von Laub die Entwicklung von Insekten und die Biodiversität. Die damit verbundene Stärkung der Nahrungskette habe eine ausgleichende Wirkung auf die Ökologie. Von diesen Maßnahmen wiederum profitierten wieder die Vögel.

„Der Igel ist ein Kulturbegleiter und wohnt in der Stadt. Wir müssen ihm hier eine Möglichkeit zum Leben und Überleben schaffen“, unterstreichen Bastian Röhm, Emilia Schneider und Annemarie Brückner von der KJT,  Eva-Maria Glathe-Braun, Haydar Süslü und Heike Veile-Selig von der SPD, für die Grünen Yvonne Scheffler, die gesamte Fraktion der Freien Wähler sowie Ralf Milde für die FDP.

Sie appellieren an die Verwaltung, eine Vorbildfunktion auszuüben. Denn eine grüne Stadt, „die auf Ökologie und Biodiversität achtet, fördert so auch das Wohlbefinden der Menschen, die in ihr wohnen, nicht nur das der Igel“.

Die Fraktionen schlagen Folgendes vor:

• Zu prüfen, wo Sträucher auf städtischen Flächen und Plätzen nicht auf Stock geschnitten werden können.

• Zu prüfen, wo Laubhäufen von Oktober bis in den Mai in Grünanlagen und unter Sträuchern und Gebüschen liegen gelassen werden können.

• Im Falle liegengelassener Laubhäufen, diese mit Hinweisschildern zu versehen, dass es sich um potenzielle Überwinterungsmöglichkeiten von Igeln handelt und diese geschont werden sollen.

• Dass die städtischen Social-Media-Kanäle genutzt werden, die Öffentlichkeit zu informieren und zu motivieren, diese Maßnahmen auch umzusetzen.

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