Es geht voran mit der Brücke
Gänstorbrücke Jetzt finden letzte Betonarbeiten statt. Ende des Jahres sollen drei von insgesamt fünf Teilen der neuen Brückenhälfte die Donau überspannen.
Im Zehn-Minuten-Takt werden einige Stunden lang am Dienstag Betonmischer auf der Neu-Ulmer Seite der Baustelle Gänstorbrücke anrücken. „Wir brauchen 500 Kubikmeter Material, um die Pfahlkopfplatte zu betonieren“, erklärt Timo Roth, der verantwortliche Ingenieur für das Bauprojekt der Stadt Ulm.
Zwölf riesige Bohrpfähle wurden am Neu-Ulmer Ufer 19 Meter tief in den Untergrund gerammt. „Das ist das Größte, was man derzeit auf der Welt bohren kann“, beschreibt Roth die Besonderheiten, die oberflächlich kaum zu sehen sind. Die Großbohrpfähle bekommen nun einen gemeinsamen Deckel. Vorstellen kann man sich das dann wie ein „gigantischer umgedrehter Igel“, so Timo Roth weiter.
Wie beim Bauen mit Lego
Auf Ulmer Seite ragen elf dieser Pfähle tief in den Untergrund. Aktuell sind die Bauarbeiter mit ihren schweren Geräten dabei, den Untergrund für die Pfahlkopfplatte mit Schotter einzuebnen, damit dann auch hier die Stahlarmierung eingebaut und mit Beton ausgegossen werden kann. Roth schätzt, dass das in rund zwei Wochen erledigt werden kann – also bis Ende Oktober.
Dann werden die Seitenwände für die beiden Widerlager der Brücke entstehen und ab 24. November soll es dann losgehen mit dem Einhub der ersten Stahlteile für die neue Gänstorbrücke. „Wenn man erst mal aus dem Dreck draußen ist, geht es Schlag auf Schlag – wie beim Bauen mit Lego“, beschreibt Roth die anstehenden Arbeiten launig.
Die jetzt entstehende westliche Hälfte der Gänstorbrücke besteht aus fünf Elementen, drei sollen noch in diesem Jahr eingehoben werden: zwei auf Neu-Ulmer und eins auf Ulmer Seite. Erkennbar ist das auch an der Stützkonstruktion des Behelfspfeilers auf Neu-Ulmer Seite. Die ersten beiden Schwertransporte sind laut Roth in den Nächten 24./25. November und 27./28. November genehmigt. Jedes der angelieferten Stahlteile wiegt rund 50 Tonnen. Die Teile kommen als Schwertransporte auf Tiefladern, dazu muss dann die Brückenstraße wie auch die Brücke selbst in den zwei Nächten für den Verkehr gänzlich gesperrt werden. Den Einhub übernehmen riesige Autokrane, wie sie auch beim Neubau der Adenauerbrücke zum Einsatz kommen.
Für den Bau der großen Bohrpfähle hatten die Bau-Verantwortlichen vorsorglich ein Absenken der Donau beantragt. Doch das war nicht nötig: „Die Baugruben direkt neben der Donau waren durch die eingetriebenen Spundwände dicht. Wir mussten nur das normale Grundwasser abpumpen, Flusswasser kam keins durch“, erklärt der Bauingenieur weiter. Weil also keine Absenkung des Flusspegels nötig war, wurden auch Kosten gespart: Es muss keine Kompensation an die SWU gezahlt werden, die durch einen weniger hohen Pegel am Wasserkraftwerk Böfinger Halde weniger Strom produziert hätte.
Auf der Ulmer Seite der Baustelle ist man derzeit dabei, den Dreck aus der Baugrube zu entfernen, berichtet Roth. Genau unter der Zufahrt verläuft von der Neuen Straße kommend ein Regenwassersammelkanal der städtischen Entsorgungsbetriebe (EBU). Auf den müsse man bei diesem Vorhaben gut aufpassen. Auf der Neu-Ulmer Seite der Baustelle richtet sich derzeit die Stahlbaufirma Porr aus Österreich ein. Arbeiter des Unternehmens beziehen einen Aufenthaltscontainer, sie müssen in den kommenden Wochen kräftig schuften auf der Baustelle. Sie müssen eine Stahlkonstruktion errichten, um die neuen Brückenteile abzustützen.
Roth zeigt sich zuversichtlich, was den Neubau angeht: Ist der Anfang erstmal gemacht, sei der Rest wie das Zusammenstecken von Legosteinen. Schritt für Schritt kommt die Doppelstadt dann zu ihrem neuen Bauwerk. Momentan liegen die Arbeiten im Zeitplan. Der sieht vor, dass die westliche Brückenhälfte Mitte 2026 fertig ist. Dann kann der Abbruch der östlichen Hälfte beginnen.
Die Bruchstücke der alten Gänstorbrücke sind bisher auf dem Baustoffrecyclingplatz des Karl Daferner Kieswerks in Elchingen gelandet. Geschäftsführer Philipp Stech berichtet, das Material sei zunächst mit einem Pulverisierer „vorzerkleinert“ worden. Der verbliebene Betonbruch wurde in einer Prallmühle weiter aufbereitet. Daraus sei „ein güteüberwachter Betonrecyclingbaustoff“ entstanden, „der auf Tiefbaustellen in der Region ein zweites Leben erfahren wird“.
Das ist das Größte, was man derzeit auf der Welt bohren kann. Timo Roth verantwortlicher Ingenieur