„Wer macht den größeren Dreck: Tauben oder Menschen?“
Das Taubenhaus am Ehinger Tor kommt bei den Ulmer Tauben nicht recht an. Der mobile Wagen steht seit April. Was tun? Warten, weil es auch anderorts gedauert hat, bis die Vögel die Unterkunft annehmen? Den Wagen verschieben? Leute hart bestrafen, die die Tiere ums Ehinger Tor herum füttern? Dazu Stimmen unserer Leser.
Es macht mich fast wütend, wie unüberlegt hartnäckig in Ulm an einem Konzept festgehalten wird, das sich offensichtlich als ungeeignet erweist. Jeder, der ein wenig von Tauben versteht und sich interessehalber den gewählten Standort angeschaut hat, sagt, dass der Platz total falsch gewählt wurde. Zum einen wurde der recht kleine Bauwagen versteckt hinter einem Gebäude aufgestellt, auf einem Areal, wo sich die Tauben überhaupt nicht aufhalten – dafür aber Menschen, die die Locktauben verscheuchen. Inzwischen wurden zum zweiten Mal Locktauben eingesetzt, die wahrscheinlich auch nicht bleiben werden. Allein das sollte den Verantwortlichen doch zu denken geben. Ein ebenerdig aufgestellter Wagen wird immer problematisch sein, da er den Tauben als ehemaligen Felsenbewohnern nicht die Sicherheit und Ruhe bietet, die sie zum Brüten brauchen. Es ist traurig, dass Ulm sich hier kein Beispiel an erfolgreichen Taubenschlägen in anderen Städten genommen hat, wie etwa Augsburg oder Esslingen.
Besonders bedauernswert aber ist es, dass man nicht vor 15 Jahren aktiv wurde, als die Aktionsgruppe „Biber“ nach ihrem Erfolg für die Ulmer Bären in der Friedrichsau sich der Stadttauben-Problematik zugewandt hatte. Nach dem Besuch eines Symposiums zum Thema Tauben, ausgerichtet vom Land Baden-Württemberg, gab es gute Anregungen und Ideen, die leider allesamt abgeschmettert wurden, weil die seinerzeit Verantwortlichen kein wirkliches Interesse an einer Lösung des Problems hatten.
Nicht umsonst heißt es: Wehret den Anfängen! Hätte man die Dinge damals angepackt, und nicht den motivierten Taubenfreunden den Wind aus den Segeln genommen, wäre heute vieles anders. Elke Kloos, Staig
Als Natur- und Tierfreund mit Respekt vor allen Lebewesen fehlt mir jegliches Verständnis für die Vorgehensweise der Stadt Ulm. Wenn ein Konzept so offensichtlich nicht funktioniert, muss man eben umdenken und einen geeigneteren Standort für den Bauwagen wählen. Die Anordnung, den restlichen Tauben das Futter zu entziehen, ist nicht tierschutzgerecht; denn die Tiere, die nicht in den Schlag finden, müssten verhungern. Das ist kein Tier-Schutz, das wäre Tier-Quälerei!
Wir Menschen gönnen uns drei Mahlzeiten am Tag – diesen armseligen Kreaturen gönnen die meisten nicht mal ein paar Körnchen! Begründet wird diese Haltung meist durch die Aussage, dass die Tiere Dreck machen. Abgesehen davon, dass ich wenige Stellen wüsste, wo mir dies besonders aufgefallen wäre, stellt sich die Frage, wer den größeren Dreck macht: die Tauben oder der Mensch? Unglaublich, wie viele dunkle Ecken nachts zu Pissoirs werden (von anderen Hinterlassenschaften und Müll auf den Straßen ganz abgesehen). So wie man hier Methoden geschaffen hat, dies halbwegs wieder zu entfernen, könnte man das auch bei Taubenkot tun. Ein Heißluftstrahler wirkt Wunder!
Ein anderer Punkt: Warum werden Stadttauben verteufelt, während jeder Hinz und Kunz Tauben züchten darf? Letztes Frühjahr wurden allein in drei Städten in Baden-Württemberg insgesamt 15.000 Tauben zu Wettflügen „aufgelassen“. Tiere, die es kräftemäßig nicht schaffen, zurückzufliegen, schließen sich oft Stadttaubenpopulationen an. Das Gleiche gilt für Zuchttauben, die nicht dem Ideal entsprechen und deshalb freigelassen werden. Warum wird das Züchten der Tiere nicht endlich verboten, wenn man diese doch nicht haben will? Das ist ungerecht; letztendlich müssen die Tauben die Konsequenzen tragen – aufgrund behördlicher Anordnung elend verhungern! Peter Schäfer, Ulm
In dem Artikel „Tauben meiden Taubenhaus“ ist die Rede von „illegalen Fütterern“. Warum aber ist ihr Handeln illegal? Nur, weil es seitens der Stadt irgendwann verboten wurde, Tauben zu füttern. Doch was bedeutet dies in der Konsequenz? Da Tauben als Körnerfresser in der „Steinwüste Stadt“ keinerlei artgerechte Nahrung finden, fressen sie in ihrer Not ungeeignete Dinge wie weggeworfene Döner-Reste oder ähnliches, ja, sogar Erbrochenes, was sie krank macht und mangels Nährwerts letztendlich verhungern lässt!
Was bedeutet das Fütterungsverbot für diese verwilderten Haustauben, die der Mensch einst aus ihrer angestammten Heimat hier angesiedelt hat und für die er deshalb auch verantwortlich ist, genau wie für die anderen Haustiere (Hund, Katze etc.)? Wenn sie sich von allerlei Müll ernähren müssen, scheiden sie zunächst breiig-schleimigen „Hungerkot“ aus und verenden letztlich durch Hunger oder Krankheit. Ist es appetitlicher, wenn kranke, geschwächte Tauben auf der Suche nach ein paar Krümeln zwischen den Füßen der Gäste eines Straßen-Cafés herumlaufen?
Vor allen Dingen hat es mit Ethik und Moral nichts mehr zu tun, eine Tiergattung vorsätzlich verhungern zu lassen!
Das haben diese intelligenten Tiere, die oft als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet werden, während sie andererseits als Symbol des Heiligen Geistes verehrt werden sowie für Frieden und Treue stehen, wahrlich nicht verdient! Genauso wie die mitleidigen, „illegalen“ Fütterer, die das durch ein Fütterungsverbot vorprogrammierte Elend nicht mitansehen können, und dafür fast schon wie „Kriminelle“ verfolgt und bestraft werden. Elisabeth Ziehn, Ulm