Pläne vorerst auf Eis

  • Eine „grüne Meile“ soll die zentrale Ulmer Fußgängerzone werden mit Bäumen, Sitzgelegenheiten und Gastronomie in einem Mittelstreifen. Foto: Visualisierung: Terra Nova
  • Der Bereich in der Bahnhofstraße, wo jahrelang der McDonald's-Container stand, ist nur notdürftig asphaltiert. Foto: Volkmar Könneke

Fußgängerzone Der Entwurf für die Neugestaltung ist beschlossen. Eine „grüne Meile“ soll entstehen. Umgesetzt wird das Projekt aber auf Jahre hinaus nicht.

Das Ja war eindeutig: Mit elf Stimmen beschloss der Bauausschuss des Ulmer Gemeinderats in seiner jüngsten Sitzung die Entwurfsplanung für die Neugestaltung der Fußgängerzone, lediglich Daniel Rottmann (AfD) ist dagegen. Den Stadträtinnen und Stadträten gefällt die „grüne Meile“, mit der das Büro Terra Nova zusammen mit Club L94 vor drei Jahren den Wettbewerb gewonnen hatte. In die Begeisterung hat sich mittlerweile aber auch Frustration gemischt. Denn der Entwurf wird vorerst nicht verwirklicht.

Eigentlich sollte Anfang 2026 mit der Neugestaltung begonnen werden. Dass der Start auf die Jahre nach 2030 verschoben wird, hat der Gemeinderat selbst beschlossen. Im Hinblick auf die angespannte städtische Finanzlage und den Zwang zum Sparen entschied er im Juli, mit der Neugestaltung bis nach der Landesgartenschau und der B10-Erneuerung zu warten. Eine Rolle spielte bei diesem Votum auch, dass es unter Händlern und Gewerbetreibenden aus der Innenstadt geteilte Meinungen über einen früheren oder späteren Baustart gibt.

„Ein tolles Projekt. Schade, dass es verschoben wird.“ Diese Sätze von Winfried Walter (CDU) kamen so oder ähnlich von jeder Fraktion. Mit den knapp 50 neuen, schattenspendenden Bäumen, den Sitzgelegenheiten, dem neuen Pflasterbelag und einer modernen Beleuchtung werden Hirschstraße, Bahnhofstraße und Glöcklerstraße zu einer „Wohlfühloase“, wie Walter es ausdrückte. Kernstück des Entwurfs ist die „grüne Meile“: Durch die Bahnhof- und Hirschstraße bis zum Münsterplatz soll sich ein Mittelband ziehen, mit Begrünung, Sitzgelegenheiten und Außengastronomie. Die linke und rechte Seite der Fußgängerzone ist dem Flanieren entlang der Geschäfte und Schaufenster vorbehalten. Auf diesen Flächen soll auch die Andienung jener Läden stattfinden, die nicht von der Rückseite her angefahren werden.

Stadträte wollen Kiosk erhalten

Baubürgermeister Tim von Winning nannte den Entwurf „ein außergewöhnliches, sehr gutes Konzept“, das in der Umsetzung aber herausfordernd sei. Ein paar Beispiele: Für die Lieferwagen steht weniger Platz zur Verfügung als bisher, nämlich nur die Seiten mit teils weit in den öffentlichen Raum hineinragenden Vordächern. Die Bäume müssen teils auf Leitungen gepflanzt werden, weil der Untergrund vollgestopft ist. Ohnehin müssen sämtliche Leitungen und Kanäle ersetzt werden, was eine (bau-)logistische Herausforderung ist. Schließlich müssen während sämtlicher Bauphasen alle Geschäfte erreichbar bleiben für Kundschaft und Lieferanten.

Die Stadträte treibt aber auch die Sorge um, dass das Konzept in dieser Form womöglich gar nicht umgesetzt wird. Bis zum Beginn der Neugestaltung werden Jahre vergehen, und dazwischen steht eine Kommunalwahl an. Der neue Gemeinderat werde wohl auch eigene Ideen verwirklichen möchten, hieß es.

Ein Anliegen ist sämtlichen Fraktionen, dass ein Kiosk erhalten bleibt. Die Stadtverwaltung hatte im bisherigen Planungsprozess bei diesem Thema eher zögerlich reagiert. Bislang gibt es zwei Kioske: einen von Bäckerinnung gebauten an der Einmündung Deutschhausgasse mit Backwaren und einen mit Zeitschriften an der Ecke Bahnhofstraße/Wengengasse. Für ihn müsse ein Standort gefunden werden, betonten alle Fraktionen. Dass das Thema in jeder Diskussion über die Neugestaltung der Fußgängerzone erneut aufpoppt, ärgert Banu Öner. „Alle Fraktionen haben mehrfach gesagt, dass sie den Kiosk wollen. Es soll endlich ein Ende sein“, forderte die Grünen-Stadträtin. Die Stadt schlägt einen kombinierten Kiosk für beide Nutzungen vor, betont in der Sitzungsvorlage aber auch, dass es städtebauliche und praktische Bedenken gebe und noch viele Fragen offen seien.

Möglichst schnell beseitigt werden sollte eine Engstelle für Fußgänger und Radler, meint der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Rivoir. Und zwar an der Blau in der Glöcklerstraße auf Höhe der Eisdiele. Wegen des spitzen Winkels und auch wegen der Außenbestuhlung gebe es zu wenig Platz für Radler und Fußgänger.

Kommentar

Ein tolles Projekt. Schade, dass es verschoben wird. Winfried Walter CDU-Stadrat

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