Trainer fällt ein Stein vom Herzen
Handball Im vollgepackten Pfleghof setzt sich die HSG Langenau/Elchingen dank starker Torhüterparaden von Jan Schönefeldt gegen die TSG Söflingen 31:27 (13:14) durch.
Nach Spielende reckte ein sichtlich erleichterter Johannes Rosenberger beide Fäuste nach oben, blickte Richtung Hallendecke. In einem intensiven Derby hatte kurz zuvor Handball-Oberligist HSG Langenau/Elchingen die TSG Söflingen mit 31:27 niedergerungen. Dem HSG-Trainer fiel ein Stein vom Herzen, wie er anschließend freimütig zugab, „nachdem wir nicht so gestartet sind, wie wir wollten“. Doch seit Samstagabend ist der zweite Saisonsieg unter Dach und Fach, „ab jetzt wird nach vorne geschaut“.
Es war das Duell der bisher von der Saison Enttäuschten. Beide Teams mit Ambitionen fürs obere Drittel der Tabelle hatten vor dem Aufeinandertreffen erst einen Erfolg zu Buche stehen. Für die Söflinger bleibt das vorerst so, dümpeln sie doch mit nun 2:8 Punkten weiter in den Niederungen der Liga. Obwohl deren Coach Philipp Eberhardt die beste Partie seiner Mannschaft in dieser Spielzeit gesehen hatte. Dass es für nichts Zählbares reichte, lag vor allem an einem: Jan Schönefeldt.
Torhüter setzen die Akzente
Der Torhüter der Langenauer erwischte vor rund 800 Zuschauern in der pickepackevollen Halle einen Sahnetag und brachte die Söflinger Schützen zur Verzweiflung, parierte zahlreiche freie Würfe. Auch Marco Azevedo Marques auf TSG-Seite spielte stark, so wurde es eine Partie, in der die Torhüter die Akzente setzten. Mit kleinen Vorteilen für den HSG-Schlussmann. „Entweder hat er noch besser gehalten oder wir haben schlechter geworfen“, meinte Eberhardt, der aber seiner Mannschaft keinen Vorwurf machte. Er habe weitere Fortschritte gesehen. Einziges Manko seien die Eins-Null-Situationen gewesen.
„Für solche Spiele ist der Schönefeldt geboren“, freute sich auf der Gegenseite Rosenberger, dass die HSG nach Yannik Ruhland nun auch ihren zweiten Torhüter drin habe in der Saison. „Ein geiles Spiel vor tollem Publikum. Beide Mannschaften haben ihre beste Saisonleistung gezeigt“, analysierte der Langenauer Trainer. Heimsieg also im ersten Pflichtspiel der beiden Rivalen nach gut elfeinhalb Jahren, das aber nicht ganz die emotionale Brisanz aus der Vergangenheit zeigte.
Es war auch das Aufeinandertreffen von sechs Ex-Blausteinern des Vorjahres, vier auf Söflinger, zwei auf Langenauer Seite. „Man freut sich natürlich, die wiederzusehen“, sagte HSG-Spieler Christoph Spiß. Vor dem Spiel habe man sich schon unterhalten, wie es im neuen Team so ist. Aber das spiele während der Partie alles keine Rolle.
Zwar lebte die Partie vom harten Kampf in der Abwehr, provozierende Nickeligkeiten, die das Publikum aufstacheln, blieben aber weitgehend aus. Nach leichten Vorteilen zu Beginn für die Hausherren zog die TSG das Geschehen auf ihre Seite. Marques parierte einen Siebenmeter und Henrik Thimm, mit sieben Toren erfolgreichster Werfer seines Teams, traf in Unterzahl zum 3:2 (7. Minute) für die Gäste. Nun legte meist Söflingen vor, doch Langenau glich jeweils aus. Zweimal fand in dieser Phase der starke Spielmacher Marco Mannes, der es gegen den hochgewachsenen Thimm nicht einfach hatte, die Lücke. Schönefeldt verhinderte mit einem vereitelten Strafwurf und weiteren Paraden vorerst, dass sich die TSG um mehr als zwei Tore absetzen konnte.Doch beim 10:7 (21.) hatten sich die Söflinger doch einen kleinen Vorsprung verschafft, der bis zum 13:10 (25.) hielt.
Dann scheiterten die Gäste erneut an Schönefeldt – oder am Gebälk, wie Simon Bauer, dessen harten Wurf an die Latte Christoph Spiß zum erfolgreichen Gegenstoß nutzte (12:13). Ein weiterer Knaller an die Latte von Söflingens Moritz Veile zur Pausensirene bedeutete nur einen Treffer Rückstand (13:14) für die HSG.
Aus den Kabinen kamen die Langenauer besser. Die HSG-Abwehr auf 5-1 umgestellt, kamen die TSG-Spieler nun zu weniger Wurfversuchen, nach dem schnellen 13:15 (31.) wendeten die Gastgeber das Blatt mit fünf Treffern in Folge zum 18:15 (36.). Noch einmal bäumten sich die Gäste auf, Bauer traf einen Siebenmeter frech durch die Hosenträger Schönefeldts zum 19:19 (45.). Doch die HSG ließ sich nun die Partie nicht mehr aus der Hand nehmen, obwohl es bis in die Schlussminuten eng blieb (27:25/55. und 28:26/57.). Erst beim 30:26 (59.) war die Entscheidung gefallen, das Publikum feierte nun stehend.
Schrecken kurz vor Schluss
Einen Schreckmoment gab es rund fünf Minuten vor Schluss allerdings für die heimischen Fans und auf der Langenauer Bank, als Henrik Schenk – ohne Gegnerkontakt – mit einem Schmerzensschrei zu Boden ging und sich das linke Knie hielt. Der Leistungsträger hat schon seit Wochen immer wieder Meniskus-Probleme bei bestimmten Bewegungen. Nach Behandlungspause humpelte er mit Tapeverband aufgestützt vom Feld. Beim Jubel im Siegerkreis der Spieler und Trainer unter lauthals von den Rängen tönendem „Oh, wie ist das schön, sowas hat man lange nicht geseh‘n“ war er aber wieder dabei und hüpfte einbeinig mit.